Passive Fonds mit aktiven Spesen

Langfristig schlagen nur rund 20 Prozent aller Aktienfonds ihre Benchmark. Lohnt sich aktives Fondsmanagement vor diesem Hintergrund noch? Eigentlich schon, aber nur wenn das Produkt wirklich aktiv verwaltet wird. Ansonsten rechnen sich nämlich die teilweise hohen Gebühren bei Aktienfonds nicht. Funds | 08.11.2004 11:30 Uhr
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In den letzten 10 Jahren konnten nur 24 Prozent aller globalen Aktienfonds den MSCI World Index schlagen, so eine aktuelle Untersuchung von e-fundresearch (Performancedaten: Lipper). Noch schlimmer sieht das Ergebnis über die letzten fünf Jahre bei Europa-Aktien aus: Nur 27 von 126 Fonds (21 Prozent) schafften eine Outperformance gegenüber dem MSCI Europe Index. Etwas besser hier US- bzw- Japan-Aktienfonds mit 28 bzw. 29 Prozent Outperformern. Wirkliche Ausnahmen bildeten hier lediglich die Regionen Asien ex Japan und Emerging Markets. Nahezu 40 Prozent der Fonds lagen hier vor den MSCI-Vergleichsindizes (siehe Grafik).

Outperformance: In effizienten Märkten schwierig

Ein Ergebnis, dass auf den ersten Blick wenig überrascht: In effizienten Märkten, hierzu zählen neben den Aktienmärkten USA, Japan oder Europa auch viele entwickelte Anleihenmärkte, ist der Mehrwert durch aktives Management geringer als in wenig effizienten Märkten (Schwellenländer, Smaller Caps, etc.).

Ganz wegdenken sollte man sich aktive Fonds in effizienten Märkten aber trotzdem nicht: Niemand geringeres als Nobelpreisträger William Sharpe, selbst ein strikter Fürsprecher der Theorie des effizienten Marktes, konnte aktives Management nicht völlig ausschließen - jedoch sollte es marktneutral sein. Dabei sollten Fondsmanager immer in den gesamten Markt investieren, während sie die einzelnen Aktien je nach ihrer Qualität entweder positiv oder negativ gewichten - oder vielleicht sogar diejenigen in Short-Positionen umwandeln, die mit einiger Wahrscheinlichkeit fallen werden. Einen Ansatz den z.B. Michael Keppler serh erfolgreich mit seiner Top-Value-Strategie verfolgt (siehe auch Interview mit Herrn Keppler vom 11.11.2003). 

Ein trauriges Zeugnis stellen die Eingangs erwähnten Zahlen aber generell für aktive Fondsmanager in effizienten Märkten dar. Lohnt sich die mühevolle Auswahl individueller Aktien deswegen gar nicht mehr? Ein genauerer Blick auf die untersuchten Fonds zeigt eines ganz klar: Gutes aktives Fondsmanagement zahlt sich nur dann aus, wenn es auch wirklich aktiv ist.

Fonds(manager) werden immer passiver…

Es ist aber leider ein Faktum, dass nicht nur passive sondern auch sehr viele aktive Fonds ihren Benchmarks so nah folgen, dass sie den Namen eigentlich nicht verdienen. Das zeigen etwa Daten des Fondsanalysehauses Feri Trust: Seit dem Platzen der TMT-Blase im März 2000 ging der durchschnittliche Tracking Error bei europäischen Aktienfonds immer mehr zurück. Lag dieser im Jahr 2001 noch bei 7,5 Prozent, so ging er 2003 auf 5,8 Prozent zurück (siehe Grafik). „Die Fondsmanager werden im Schnitt immer vorsichtiger und agieren indexnäher“, erläutert Fondsanalyst Michael Sandlers von Feri Trust die Lage. Eine Trendumkehr sieht er aber bereits kommen: „Im laufenden Jahr haben die Fondsmanager die Suche nach Alpha wieder aufgenommen und die Fondsgesellschaften haben verstärkt aktive Aktienprodukte aufgelegt“, so Sandlers.

… Kosten steigen aber weiter

Solange die Fondsmanager aber immer indexnäher agieren (müssen), darf sich der Anleger jedenfalls nicht über eine Underperformance wundern. Denn theoretisch müssten diese Fonds aufgrund der immer passiveren Ausrichtung günstiger werden. „In der Praxis beobachten wir aber generell steigende Verwaltungsgebühren bei gleichzeitig indexnäherer Ausrichtung“, beschreibt Sandlers das Dilemma. Und aufgrund der Tatsache, dass diese semi-aktiven Fonds die gleiche Kostenbelastung tragen müssen wie wirklich aktiv verwaltete Fonds (rund 1,5 Prozent p.a.), ist eine Outperformance relativ unwahrscheinlich.

Wirklich aktives Fondsmanagement macht sich bezahlt

Wirklich aktives Management zahlt sich aber dennoch aus: „Europäische Aktienfonds, die über einen Tracking Error von über 5 Prozent pro Jahr verfügen, erzielten in den letzten 5 Jahren 37 Prozent, semi-aktive und passive Produkte nur 8 Prozent“, so Sandlers weiter. Und über den gleichen Zeitraum schlugen laut Feri Trust 34 Prozent der aktiv gemanagten Portfolios den Index; ein Erfolg, den nur magere 9 Prozent der semi-aktiven und passiven Fonds für sich in Anspruch nehmen konnten.

Fazit

Anleger sollten nur dann aktive Spesen für einen Fonds bezahlen, wenn dieser auch wirklich über ein aktives Fondsmanagement verfügt. Als Kennzahl empfiehlt sich hier der Tracking Error, dieser misst die Abweichung der Fondsperformance vom Index. Für Feri Trust sind Fonds mit einem Tracking Error von über 5 Prozent in entwickelten Märkten als aktiv einzustufen. Darunter rechnen sich die Mehrkosten gegeüber passivem Fondsmanagement kaum und der Fonds wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit keine Outperformance mehr generieren. Die Suche nach Alpha geht also weiter…  

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