Langfristig: Smaller Caps underperformen Larger Caps
e-fundresearch: Herr Worthington, europäische Small Caps konnten zwischen April 2003 und April 2004 Blue Chips um durchschnittlich bis zu 35 Prozent abhängen. Seit damals stagnieren diese aber auf hohem Niveau. Wo geht die Reise in den nächsten Monaten hin?
Giles Worthington: Für Investments in europäische Small Caps als gesamte Assetklasse kann man derzeit leider kaum positiven Gründe anführen. Langfristig ist es sogar erwiesen, dass Small Caps Blue Chips underperformen. Denn im Regelfall verlassen die besten Small Cap Aktien das Investmentuniversum sobald sie groß genug sind um in Blue Chip Indizes aufgenommen zu werden. Was übrig bleibt sind die ewig kleinen Unternehmen.
Natürlich gilt dies aber nur für die gesamte Assetklasse und nicht im Einzelfall. Denn man kann davon ausgehen, dass rund 50 Prozent der knapp 7000 europäischen Smaller Companies von sehr schlechter und weitere 25 Prozenten von bescheidener Qualität sind. Gerade in diesem Segment also schafft man durch gezielte Einzeltitelauswahl einen großen Mehrwert.
"2003 nicht wiederholbar"
Kurzfristig ist das ausgezeichnete Jahr 2003 sicher nicht so schnell wiederholbar. Und auch der Bewertungsabschlag von 15-20 Prozent gegenüber Blue Chips ist bereits wettgemacht.
"Wir arbeiten umso härter"
e-fundresearch: Finden Sie vor diesem Hintergrund überhaupt noch genügend neue Unternehmen für Ihren Fonds?
Giles Worthington: Es ist im letzten Jahr sicher viel schwerer geworden gute und günstig bewertete Unternehmen zu finden. Ich denke aber, dass es 2002 und 2003 fast zu leicht war und wir jetzt auf einem realistischen Niveau angelangt sind. Wir arbeiten aktuell deswegen umso härter um weiterhin die besten Aktien zu finden. Von den knapp 50 Fondspositionen sind in etwa 10 davon in den letzten 12 Monaten neu dazugekommen.
"8-10 Prozent Ertrag sind realistisch"
e-fundresearch: Mit welchen Renditen rechnen Sie eigentlich langfristig für ihren Fonds?
Giles Worthington: Seit 1996 hat der Fonds 12 Prozent pro Jahr an Rendite erzielt. Das ist sicher ein etwas hoher Wert, realistischer erscheinen mir rund acht bis zehn Prozent pro Jahr. Die Rendite hängt aber aufgrund der hohen Volatilität der Assetklasse sehr stark vom Einstiegszeitpunkt ab. Dabei darf man vor allem nicht vergessen, dass die Korrelation mit Europa-Blue-Chips sehr gering ist, was für die Zusammenstellung eines diversifizierten Portfolios wichtig ist.
2005: Entweder sehr gut oder sehr schlecht für Aktien
e-fundresearch: Welche Risiken sehen Sie zurzeit bei europäische Aktien?
Giles Worthington: Das Hauptrisiko kommt derzeit sicher aus den USA. Die Konsumenten dort sind bereits hoch verschuldet. Sollten diese plötzlich mehr sparen und weniger konsumieren, so wird das schrecklich für die Weltaktienmärkte. Auch Europa wird sich diesem Trend praktisch nicht entziehen können.
Sollte dies aber nicht passieren sieht es sehr gut aus für Aktien, denn deren Bewertung ist derzeit nicht teuer. 2005 wird deswegen entweder ein sehr gutes oder ein sehr schlechtes Jahr für Aktien werden.
e-fundresearch: Wie versuchen Sie sich eigentlich von anderen europäischen Small Cap Fonds abzugrenzen?
Giles Worthington: Wir verfügen über Freiheiten, die viele andere Häuser ihren Fondsmanagern nicht zugestehen. Im Fonds etwa gibt es im Hinblick auf Länder oder Sektoren keine Grenzen. Dies ermöglicht es uns flexibel die besten Aktien kleinerer Unternehmen in Europa zu picken.
Osteuropa: Risiken größer als Chancen
e-fundresearch: In Osteuropa haben Sie derzeit aber noch nicht investiert, oder?
Giles Worthington: Das stimmt. Obwohl die Region sicher interessant ist, sind die Risiken für Aktien dort derzeit größer als mögliche Chancen. Wir investieren deswegen lieber in Unternehmen, welche in westeuropäischen Ländern beheimatet sind und von Osteuropa profitieren. Beispiele sind etwa Aktien aus Österreich wie Wienerberger oder Telekom Austria.
e-fundresearch: Österreichische Aktien sind Ihrer Meinung nach also noch nicht teuer?
Giles Worthington: Generell vielleicht schon.. Die österreichischen Unternehmen in unserem Portfolio (Wienerberger, Andritz, Telekom Austria, RHI) erscheinen uns aber noch nicht zu teuer. Mit einer Gewichtung von acht Prozent des Fondsvolumens gehört Österreich hinter Deutschland und Irland sogar zu den Top-3-Ländern. Wichtig ist für mich aber nicht nur die Bewertung: Unternehmen die unsere Gewinnerwartungen erfüllen oder schlagen kaufen wir zu. Zu Beginn halten wir typischerweise 1-2 Prozent des Portfolios in einer Aktien und stocken das im besten Fall auf 3-4 Prozent auf, wenn wir von dem Unternehmen weiterhin überzeugt sind. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, kann die Aktie noch so billig sein. Wir werden sie trotzdem zumindest schwächer gewichten oder ganz verkaufen.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!