- Private versus öffentliche Kapitalmärkte – Beteiligung muss von Asset Managern abgewogen werden
- Mangelnde Liquidität des Privatmarktes und höhere Gebühren
- Aussicht auf Übernahmen: Kein schnelles Comeback der traditionellen Asset Manager
Was spricht für ein Engagement von Asset-Management-Unternehmen in den Privatmärkten? Was für die öffentlichen Kapitalmärkte? Private und öffentliche Kapitalmärkte unterscheiden sich unter anderem strukturell. In beiden Märkten treffen kapitalsuchende Unternehmen auf Kapitalgeber. Doch wird von Investoren an den öffentlichen Märkten nur am Tag des Börsengangs von Unternehmen und anlässlich etwaiger Kapitalerhöhungen investiert. Das bedeutet, dass im Aktien- und Anleihenmarkt fast nie investiert wird, sondern im Wesentlichen nur Wertpapiere den Eigentümer wechseln. „Die hocheffizienten öffentlichen Kapitalmärkte machen den Eigentümerwechsel dabei buchstäblich in jeder Nanosekunde möglich“, sagt Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Consulting.
Anders die privaten Kapitalmärkte. Hier wird in das Unternehmen direkt investiert. Die Zielunternehmen empfangen Kapital, das sie für ihre geschäftlichen Aktivitäten einsetzen können. Doch Klimek weiß auch um die Nachteile: „Die Liquidität des Privatmarktes ist, anders als im Falle des öffentlichen Kapitalmarktes, eingeschränkt. Der Sekundärmarkt für Venture-Capital- und Private-Equity-Beteiligungen kommt nicht einmal näherungsweise an die Liquidität der Aktienmärkte heran. Der Erwerb eines Gesellschaftsanteils ist ein bürokratischer Akt, der je nach Land unterschiedlich aufwendig ist und zum Beispiel den Gang zum Notar erfordert.“
Kirschen in Nachbars Garten
Der Vorteil für Privatmarkt-Asset-Manager, die auf alles von Immobilien bis Private Equity setzen, ist, dass sie weit höhere Preise für ihre Dienstleistungen und Produkte durchsetzen können als ihre Kollegen im Aktien- und Anleihenmanagement. „Rückläufige Mittelzuflüsse, gestiegene Kosten und regulatorischer Mehraufwand haben viele traditionelle Asset Manager in Zugzwang gebracht“, weiß der Experte. Sie haben nicht viele Handlungsoptionen: Entweder senken sie ihre Preise und arbeiten effizienter, zum Beispiel unter Einsatz neuer Technologien. Oder sie steigern ihre Umsätze, indem sie ihr Angebot um hochpreisige Produkte erweitern, womit sie ihre niedrigpreisigen Produkte gegebenenfalls quersubventionieren können.
Laut Klimek sprächen neben den Investitionsmöglichkeiten auch die historischen Renditen, die in den Privatmärkten häufig attraktiver waren als in den öffentlichen Märkten, für eine Beteiligung: „Traditionelle Asset Manager schielen daher neidisch in Nachbars Garten – den Privatmarkt. Die Aussicht auf Gebühren im dreistelligen Basispunktebereich, die in den privaten Kapitalmärkten gang und gäbe sind, wirkt doch sehr verlockend.“ Doch der Branchenexperte warnt auch: „Der Fantasie wären dabei keine Grenzen gesetzt, wenn nicht unsichere Konjunkturaussichten und möglicherweise weiter steigende Zinsen die Entscheidung – und zwar sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite – erschwerten“.
Branche in der Krise
Laut dem Experten treffen konjunkturelle Herausforderungen, die sich aus Corona-Krise, Ukrainekrieg, Inflation und Zinswende ergeben, auf zeitweise überfordert wirkende Zentralbankpolitik. Was in den Augen Klimeks klar ist: „Die Zeiten extrem billigen Geldes sind vorbei. Die Finanzierung einer Übernahme wird folglich teurer. Wie rechnet sich der kapitalintensive Kraftakt einer Firmenübernahme? Mit steigenden Zinsen werden die Abschläge auf zukünftige Erträge größer, was die Bewertungen drückt.“ Weitere Fragen blieben offen: Finden sich vor diesem Hintergrund überhaupt willige Verkäufer? Wie soll eine Geschäftsentwicklungsplanung unter der aktuell doch sehr großen Unsicherheit funktionieren?
„Auf Basis der Run Rate per Ende August 2023 erwarten wir in der Tat einen Rückgang der Gesamt-Transaktionszahl unter das Niveau der beiden Vorjahre und rechnen mit einem durchschnittlichen Volumen der Assets under Management von 6 Milliarden US-Dollar pro Transaktion. Das liegt zwar 50% über dem Vorjahr, fällt aber deutlich geringer aus als in den Jahren 2021 und 2020 (8,4 bzw. 11,4 Milliarden US-Dollar, Quelle: Piper Sandler) und kann als mittelfristig rückläufiger Trend gedeutet werden“, sagt Klimek.
Kein schnelles Comeback
Traditionelle Asset Manager dürften sich auf Sicht der kommenden Monate nicht wieder zu begehrten Übernahmekandidaten entwickeln. Außerdem bestehe ein kompetitiver Vorteil des privaten gegenüber dem öffentlichen Kapitalmarkt: mehr Investitionsmöglichkeiten, größeres Renditepotenzial bei sich verbessernder Liquidität und nicht zuletzt der politische Wille, den Privatmarkt zu demokratisieren und ihm staatliche Aufgaben zu übertragen. „Diese Aufgaben reichen von der Finanzierung mittelständischer Unternehmen, die neben den Hausbanken oft den staatlichen Entwicklungs- und Förderbanken obliegt, über die Finanzierung der ökologischen Transformation der Wirtschaft, bis hin zur Investition in klassische und innovative Infrastruktur der Kommunen, Länder und des Bundes“, erklärt Klimek. Und sagt abschließend: „Daher halten wir es für wahrscheinlich, dass Übernahmen alternativer Asset Manager weiterhin attraktiv erscheinen, geben aber zu bedenken, dass viele der größeren alternativen Asset Manager bereits externe Gesellschafter aufgenommen haben.“