Kaum ein anderer Schweizer genießt ein so hohes Ansehen in Finanzkreisen wie Felix Zulauf. Kein Wunder: Prognostizierte er doch bereits 1987 als Fondsmanager bei der UBS rechtzeitig den damaligen Börsenkrach. Und auch seine Warnungen vor der Technologie-Aktienblase Ende der 90er Jahre kamen zur rechten Zeit. Bekannt wurde Zulauf aber vor allem durch seine Teilnahme beim halbjährlichen Roundtable des US-Finanzmagazins „Barron´s“. Dort treffen sich jeweils elf der weltweit angesehensten Börsenprofis zu einer ganztägigen Marathonsitzung. Neben Anleihenkönig Bill Gross (PIMCO), Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs, dem Schweizer Marc Faber oder Mario Gabelli sitzt dort auch Felix Zulauf und gibt jeweils im Juli und Januar seine langfristigen Prognosen über Wirtschaft, Zinsen und Aktienmärkte ab (die Barron´s Artikel aus dem Januar 2004 finden Sie hier).
Konvergenz: „Gut für Schwellenländer, schlecht für uns“
Für die nächsten Jahre ist Zulauf gewohnt pessimistisch eingestellt. Der große globale Trend lautet Konvergenz zwischen Industrie- und Schwellenländern: „Für Regionen wie Lateinamerika oder Asien eine gute Sachen schlecht für uns“, so Zulauf. Denn besonders Europa werde zukünftig eigentlich nur noch über Nachfragestimulanzen wie Fiskal- oder Währungspolitik wachsen können. „Die Manipulation durch öffentliche Behörden nimmt deswegen zu“, beschreibt der Schweizer die Lage.
Volatilitäten verlangen nach Opportunismus
Diese äußerst instabile wirtschaftliche und politische Situation in entwickelten Ländern wirke sich aber auch stark auf die Finanzmärkte aus. „Eine konventionelle Anlagepolitik mit Buy & Hold bzw. einem breit diversifiziertem Portfolio aus Aktien und Anleihen der großen Industrieländer wird zukünftig enttäuschen“. Denn eine instabile Welt verlange nach einem opportunistischen Anlagestil: „Die Volatilitäten werden weltweit wieder zunehmen und viele Investoren werden damit nur schlecht zu Recht kommen“, prognostiziert Zulauf.
2005 wird schlechter als 2004
Für 2005 rechnet er mit einem BIP-Wachstum von maximal 2,5 Prozent in den USA, 1,5 in Europa und einem nahezu Nullwachstum in Japan. „Die US-Wahlen sind vorbei, die Fed kann die Zinsen endlich anheben und der hohe Ölpreis kommt noch hinzu“, skizziert er die Lage kurz. Vor dem Hintergrund der hohen Verschuldung des US-Verbrauchers („derzeit wird ein US-Dollar Wachstum mit 3 US-Dollar an Schulden finanziert“) kein gutes Vorzeichen. 2005 wird für die Weltwirtschaft sicher schlechter als 2004“. Eine weltweite Rezession sieht er aber dennoch nicht voraus, auch aufgrund des weiterhin starken Wachstums der Schwellenländer.
Schwellenländer als Hauptprofiteure
Denn genau diese Regionen seien die Hauptprofiteure: „In den USA gab es trotz einer leichten Konjunkturerholung 2003 kaum ein Plus bei der Beschäftigung. Genau diese Anzahl von Jobs wurde aber gleichzeitig in den Schwellenländern geschaffen“, beschreibt Zulauf den Konvergenztrend. Und die Erholung der Weltwirtschaft 2003 sei auffallend fragil gewesen: „Ohne Zinserhöhungen schwächt sich die globale Wirtschaft seit Anfang des Jahres bereits wieder ab“.
S&P 500: Abwärtstrend bis 2014?
Von Aktien der Industrieländer sollte man deswegen lieber die Finger lassen: „Die zyklische Hausse 2003/2004 befindet sich in einer Schlussphase“. Langfristig befinde sich der S&P 500 Index in einem säkularen Abwärtstrend bis etwa 2010 oder 2014. Auf der Zinsseite erwartet Zulauf bis Mitte 2005 sogar noch fallende Zinsen in US-Dollar und Euro am langen Ende. „Am kurzen Ende der Zinskurve wird es zu Erhöhungen kommen, das ist aber nur Geplänkel“. Und aufgrund des ungestillten Appetits Chinas auf Rohstoffe („China wird bald der größte Verbraucher aller Rohstoffe weltweit“) dürfte u.a. der Ölpreis weiter steigen.
Aber nicht nur beim Öl, sondern im gesamten Energie und Rohstoffsektor sieht Zulauf zukünftig weiteres Gewinnpotenzial. „Energieaktien sind zur Zeit das interessanteste Anlagethema“, prognostiziert er schließlich.