Die Top-Value-Strategie von Michael Keppler scheint zu funktionieren. Mit seinen beiden Fonds Global Advantage Funds Major Markets und Klassik Aktien liegt er im Segment globaler Aktienfonds anhand der risikoadjustierten Performance (Sharpe Ratio) der letzten 5 Jahre unter den Top-Produkten (siehe auch "Die besten globalen Aktienfonds" vom 30.4.2004). Aber auch im Segment der globalen Emerging Markets Aktienfonds liegt der gebürtige Bayer mit seinen Fonds Global Advantage Funds Emerging Markets bzw. Pro Fonds Lux Emerging Markets an vorderster Stelle. Diese erzielten seit November 1999 eine kumulierte Rendite von rund 70 Prozent, der MSCI Emerging Markets Free Index dagegen nur kumuluiert 5,1 Prozent. Eine Outperformance, die neugierig macht:
Risikoarme Produkte für Emerging Markets
e-fundresearch: Herr Keppler, Sie sind gleich mit zwei Fonds unter den langfristigen Top-Emerging Markets Produkten vertreten. Wie unterscheiden sich der Global Advantage Funds Emerging Markets bzw. der Pro Fonds Lux Emerging Markets eigentlich?
Michael Keppler: Den Pro Fonds Lux Emerging Markets verwalte ich für PMG Fonds Management in der Schweiz seit 1994. Damals war dieser Fonds eines unserer ersten Beratungsmandate für Schwellenländer-Aktien. Die Vorgabe war, ein sehr risikoarmes Portfolio zu erstellen, das in der Performance aber die Chancen der Region voll abdeckt. Die effiziente und zugleich kostengünstige Umsetzung unserer Top-Value Strategie, die wir auch für die globalen Aktienmandate verwenden, hatte Erfolg. Die Risikokennzahlen werden bis dato beim Pro Fonds aber noch auf der Basis einer wöchentlichen Preisfestsetzung erstellt. Sobald dies auf tägliche Kurse umgestellt wird, dürfte die Volatilität sogar noch weiter sinken.
Ricardos Theorie für Börsenboom verantwortlich
e-fundresearch: Schwellenländer-Aktien erleben seit Mitte 2003 einen wahren Boom. Was sind die Gründe dahinter?
Michael Keppler: Das ist einfach eine neue Dimension von Ricardos Theorie des komparativen Kostenvorteils. In der Vergangenheit beschränkte sich dieser Kostenvorteil ausschließlich auf die Produktion und den Güteraustausch. Nun hat er auch den Dienstleistungssektor erfasst. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Ein Röntgengutachten kostet in den USA 200 Dollar, in Indien 30 Dollar. Amerikanische Krankenhäuser entlassen ihre teuren Röntgenärzte und senden ihre Röntgenbilder nach Indien. Am nächsten Morgen ist das fertige Gutachten via e-Mail im US-Krankenhaus. Die Kosteneinsparung macht auch vor den Akademikern nicht halt. So lange es komparative Kostenvorteile gibt, werden sie genutzt.
Zum Wachstumsfaktor Kostenvorteil kommt zunehmend der Faktor bessere Binnenkonjunktur. In den Emerging Markets bildet sich ein wohlhabender Mittelstand, neue lokale Absatzmärkte entstehen. Die Exportabhängigkeit der Emerging Markets nimmt ab.
„Verlierer sind die Industrieländer“
e-fundresearch: Diese Kostenvorteile sind für die entwickelten Märkte aber doch ein großer Nachteil, das dadurch ausgelöste sinkende Lohnniveau verheißt nichts Gutes für den Konsum, oder?
Michael Keppler: Ja, die marginalen Gewinner der Zukunft sind ganz klar die Schwellenländer, die Industrieländer werden zumindest die relativen Verlierer sein. Diese müssen das bereits sehr hohe Wohlstandsniveau realisieren und sich mit niedrigeren Zuwachsraten bzw. dem Erhalt des realen Einkommens zufrieden geben.
„12-15 Prozent Rendite zukünftig möglich“
e-fundresearch: Mit Schwellenländer-Aktien hat man in den letzten 5 Jahren im Schnitt weit mehr verdient als mit Aktien aus Industrieländern. Die Top-Fonds liegen bei über 11 Prozent pro Jahr. Mit welchen realistischen Renditen rechnen Sie in den nächsten 5-10 Jahren?
Michael Keppler: In den Industrieländern rechne ich mit Renditen bei Aktien von sieben Prozent über die nächsten 5 Jahre. Ein konsequenter Value-Investmentstil sollte diesen Wert nochmals um 3-5 Prozent pro Jahr nach Kosten erhöhen. In den Schwellenländern kann man dazu noch mit einem Aufschlag von 3-5 Prozent rechnen. Das heißt, ich halte in den kommenden Jahren Gesamtrenditen in den Emerging Markets von 12 bis 15 Prozent für möglich.
Schwellenländer: Höhere Korrelationen und weniger Risiko
Ich könnte mir darüber hinaus auch vorstellen, dass die kommenden Jahre in den Emerging Markets risikoärmer sein werden als die vergangenen zehn Jahre. Die Anleger sind vorsichtiger geworden. Es wird nicht mehr so blind und zu überhöhten Kursen investiert wie beispielsweise in Asien Ende 1993. Die derzeitige Bewertung an den Emerging Markets deutet auf ein unterdurchschnittliches Investitionsrisiko auf Sicht der nächsten drei bis fünf Jahre hin.
e-fundresearch: Sie verwalten ja auch Mandate für globale Aktien. Bei Schwellenländern funktioniert ihre Top-Value-Strategie aber noch besser. Warum?
Michael Keppler: Schwellenländer sind generell weniger effizient als Industrieländer, was uns als Value-Investoren zusätzlich hilft.
e-fundresearch: Bedeutet weniger Effizienz aber nicht auch mehr Risiko? Höhere Renditen wären dann automatisch gerechtfertigt.
Michael Keppler: Emerging Markets weisen ein höheres Investitionsrisiko auf als entwickelte Märkte. Gar keine Frage. Durch Diversifikation von Ländern mit niedrigen Korrelationen zueinander kann man das aber in Griff bekommen. Interessant ist aber, dass innerhalb der Schwellenländer die Korrelationen eher zunehmen. Obwohl Brasilien mit Türkei eigentlich wenig zu tun hat, verkaufen in einer Panik doch immer die gleichen Investoren diese Aktien.
e-fundresearch: Aufgrund der zunehmenden Globalisierung sollten theoretisch aber auch die Korrelationen zwischen Industrie- und Schwellenländer-Aktien zunehmen. Die Zusammenstellung eines diversifizierten Aktienportfolios wird dadurch schwerer…
Michael Keppler: Das stimmt. Schwellenländer entwickeln sich tendenziell in Richtung der Industrieländer. Noch aber bestehen genug Ungleichgewichte, die wir ausnützen können.
„Märkte bis zu 20 Prozent unterbewertet“
e-fundresearch: Welche Märkte favorisieren Sie aktuell und warum?
Michael Keppler: In Lateinamerika sind wir zurzeit schwerpunktmäßig in Brasilien, Chile und Kolumbien investiert. Im europäischen Raum bleiben Tschechien und Russland trotz der jüngsten Kurssprünge weiterhin attraktiv. In Asien favorisieren wir Korea, die Philippinen und Sri Lanka. Im Vergleich zum MSCI Emerging Markets Index sind diese Aktienmärkte im Durchschnitt um mehr als 20 Prozent unterbewertet. Unterbewertete Aktienmärkte haben die besten Chancen auf eine überdurchschnittliche Wertentwicklung.
e-fundresearch: Wie analysieren Sie Unternehmen? Welche Bedeutung haben Gespräche mit dem Management?
Michael Keppler: Wir gründen unsere Investitionsentscheidungen auf kaufmännische Grundprinzipien. Als Value-Investoren gehen wir davon aus, dass Preis und Wert nur in Ausnahmefällen identisch sind. Wir konzentrieren uns deshalb darauf, den "inneren Wert" einer Gesellschaft zu ermitteln. Dieser "innere Wert" wird dann mit den aktuellen Aktienkursen verglichen. Die Aktien, die den höchsten inneren Wert im Vergleich zu ihren Aktienkursen haben, werden bevorzugt. Gespräche mit dem Management werden nur in Ausnahmefällen geführt und nur zum Zweck der Verifizierung von Informationen und nicht im Hinblick auf die Beurteilung der Zukunft durch das Management.
Seit 1928: Value schlägt Growth
e-fundresearch: Sie definieren sich selbst als Value-Investor. In der Vergangenheit haben wertorientierte Strategien wachstumsorientierte Stile geschlagen. Wird das auch in Zukunft so sein?
Michael Keppler: Es ist statistisch seit 1928 erwiesen, dass Value Growth schlägt. Offensichtlich ist es in der menschlichen Psyche begründet, für Aktien mit hohen erwarteten Gewinnsteigerungen einen überhöhten Kaufpreis zu bezahlen. Davon profitieren wir, denn oftmals werden diese hohen Gewinnerwartungen nicht erfüllt und führen deswegen zu Kursrückschlägen. Bei Value-Werten sind die Gewinnerwartungen tendenziell zu niedrig angesetzt, die Wahrscheinlichkeit also hoch, dass dieses Wachstum nicht nur erreicht, sondern übertroffen wird.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!
Über die Person:
Michael Keppler, Präsident von Keppler Asset Management Inc, in New York, studierte an der Universität in Regensburg. Als Diplomkaufmann war Keppler von 1980 bis zur Gründung von Keppler Asset Management im Jahr 1992 in verschiedenen leitenden Positionen im Commerzbank-Konzern in Frankfurt und New York tätig. Keppler ist Co-Autor des Buches “Investieren in Emerging Markets” (Verlag Moderne Industrie). Zurzeit betreut Keppler Asset Management, Inc. zehn Publikumsaktienfonds, darunter den Klassik Aktien der Salzburg-München KAG, Global Advantage Funds Major Markets und Emerging Markets (State Street Global Advisors) bzw. den Pro Fonds Lux Emerging Markets.
Performancedaten per 11.11.2004 in Euro
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