Mit dem starken Aufwärtstrend der Wiener Börse konnten sogar die Manager der meisten Österreich-Aktienfonds nicht mithalten. Seit Oktober 2002 – der ATX legte seit damals 122 Prozent zu – schlug nur ein Fonds den Index: Der von Manfred Zourek verwaltete ESPA Stock Vienna legte 131 Prozent zu. Allein seit Jahresbeginn gewann Zourek rund 48 Prozent dazu (siehe Tabelle).
Zourek: Optimismus hat sich ausgezahlt
„Ich war lange Zeit sehr positiv für die Wiener Börse und auch nicht zu früh zu vorsichtig positioniert“, erklärt Zourek die gute Performance seines Fonds. Denn während Konkurrenten wie Alois Wögerbauer (3 Banken Österreich Fonds) oder Friedrich Erhart (Capital Invest Austria Stock) bereits im April mit einer Korrektur gerechnet haben (siehe auch „Österreich Fonds: Wer liegt 2004 vorn?“ vom 22.4.2004), war Zourek immer der Optimistischste. Für das nächste Jahr bremst er aber die Erwartungen: „Eine so starke Outperformance gegenüber europäischen Börsen wie zuletzt wird es beim ATX 2005 nicht mehr geben“, prognostiziert er. Trotzdem sieht er noch Gewinnpotential: „In den nächsten 6 Monaten dürfte der ATX noch weitere 10 Prozent zulegen“, glaubt Zourek. Die Gründe hierfür – Osteuropa und die gute Performance von Smaller Caps - seien die gleichen wie bereits 2004: „Neue Argumente sehe ich keine, die alten sind noch sehr tragfähig“.
Ein Blick ins Portfolio des ESPA Stock Vienna erscheint dagegen auf den ersten Blick verwirrend: Mit über 18 Prozent bilden Bundesschatzbriefe die größte Position. „Das ist zugegebenermaßen irreführend, denn wir sind zu 100 Prozent in Aktien investiert“, erklärt Zourek. Denn die hohe Gewichtung einzelner Aktien im ATX Index – die ERSTE Bank allein macht 21 Prozent aus – zwingt Zourek zum Einsatz von Futures. „Das Investmentfondsgesetz schreibt eine maximale Einzeltitel-Gewichtung von 10 Prozent vor. Ohne Futures kämen wir an den Index nicht heran“, schildert er die Lage. Und genau zur Abdeckung dieser Futures-Positionen hält er im Portfolio Bundesanleihen. Genaue Einzeltitelgewichtungen unter Berücksichtigung der Futures will Zourek jedoch nicht verraten. Nur soviel: „Die größten Positionen sind ERSTE Bank, Telekom Austria und Bank Austria“ Mehr will Zourek, aufgrund der geringen Größe des Wiener Marktes aber nicht preisgeben.
Erhart: Seit 14 Jahren vor dem ATX
Anhand der langfristig Performance hat Friedrich Erhart, Fondsmanager des Capital Invest Austria Stock aber noch die Nase vorn: Seit 1999 liegt der gelernte Maschinenbauingenieur als einziger vor dem ATX Index. Die heurige Underperformance des mit über 200 Millionen Euro größten Austro-Aktienfonds führt er auf drei Gründe zurück: „Starke Mittelzuflüsse besonders in der ersten Jahreshälfte waren im Aufwärtstrend nicht gerade hilfreich. Die generell defensivere Ausrichtung meines Portfolios zusammen mit einem Untergewicht in der ERSTE Bank haben es mir in den letzten Monaten auch nicht leichter gemacht“, gesteht Erhart ein.
Für den weiteren Verlauf ist er – wie bereits seit April – vorsichtig. „Einerseits rechtfertigen die guten Unternehmensergebnisse der letzten Wochen die Kursanstiege der Wiener Börse. Der Markt ist mit einem geschätzten 2005er KGV von 12,5 nicht teuer. Andererseits kann es in diesem Tempo auch nicht weitergehen“, warnt er. „Die Börse nimmt die Zukunft in den jetzigen Kursniveaus bereits vorweg. Inwieweit können die Unternehmen aber in den Folgejahren die bereits sehr guten Ergebnisse noch übertreffen? Das ist die Frage“, deutet er an. Für 2005 rechnet er deswegen nur mit einem „normalen“ Aktienjahr und mit Kurssteigerungen von +10 Prozent vom jetzigen Niveau. Seine größten Übergewichte sind Lenzing, Mayr Melnhof, Böhler-Uddeholm und Andritz. „In der ERSTE Bank bin ich immer noch untergewichtet“, bleibt Erhart bei seiner Strategie.
Wögerbauer: Underperformance durch strukturelle Untergewichte
Dieses Jahr auch deutlich zurückgefallen ist Alois Wögerbauer, Fondsmanager des im Oktober 2002 - rechtzeitig zum Wiener Börsenboom - aufgelegten 3 Banken Österreich Aktienfonds. „Wir setzen im Unterschied zu unseren Konkurrenten in unserem Fonds aber keine Derivate ein um Positionen synthetisch nachzubilden. Deswegen auch unser strukturelles Untergewicht in ERSTE Bank und Telekom Austria, welche je rund 20 Prozent des Index ausmachen“, erläutert Wögerbauer die Underperformance von fünf Prozent gegenüber dem ATX in diesem Jahr. Weiters sind im 3 Banken Österreich Aktienfonds auch Titel österreichischer Unternehmen enthalten, die nicht an der Wiener Börse notieren. Mit einer Portfolio-Turnover-Ratio von über 300 Prozent ist Wögerbauer aber mit Abstand der aktivste Österreich-Fondsmanager, noch dazu mit der niedrigsten Gesamtkostenbelastung von 1,14% (TER).
Für 2005 ist Wögerbauer verhalten optimistisch: „Obwohl der positive Grundton sicher noch bis über Jahresende anhalten dürfte, ist der ATX jetzt sicherlich bereits fair bewertet. Der Bewertungsabschlag zu europäischen Aktien ist aufgebraucht“, schildert der Experte. „Aktien werden weiterhin mehr einbringen als Anleihen. Ich rechne mit einer ATX-Performance von 9-11 Prozent“. „Aber wiederholbar ist die Performance der letzten beiden Jahre sicher nicht“. Eine gesunde Skepsis der Anleger - so wie sie derzeit vorherrsche - sei ein positives Vorzeichen für das nächste Jahr. Momentan gefallen Wögerbauer neben Böhler-Uddeholm und AT&S vor allem Titel aus der zweiten Reihe wie Andritz oder Agrana.
Fazit
Wirklich optimistisch zeigen sich die Top-Aktienfondsmanager für den Wiener Markt 2005 nicht mehr. Im Schnitt rechnet man mit einem baldigen Ende des Booms und normalen Renditen um die 10 Prozent in den nächsten 12 Monaten. Dass aber trotz Kurszuwächsen von über 120 Prozent in zwei Jahren noch keine Euphorie ausgebrochen ist – die meisten Privatanleger dürften den Anstieg selbst nicht mitgemacht haben – wird dagegen von allen als positiv beurteilt. Wer jetzt aber noch kauft sollte dabei folgendes bedenken: Die Börse preist immer die Zukunft ein. Und wenn es schon sehr gut läuft, kann es kaum noch besser werden…
Performancedaten per 18.11.2004 in Euro
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