e-fundresearch: Herr Goyé, hat sich nach der Verschmelzung von Parvest USA Quant und Parvest North America zum neuen Parvest USA am Anlageansatz etwas am Anlagestil geändert?
Hubert Goyé: Nein, wir haben an unserem Anlageansatz nichts verändert. Der USA Quant hat den Parvest North America absorbiert und wurde in Parvest USA umbenannt.
Das Management von BNP Parvest AM beschloss im Sommer 2003, das auf einem Modell basierende Anlageteam (das den Parvest USA Quant managte) mit jenem Team zusammenzulegen, das dieselben Märkte basierend auf einem fundamentalen Ansatz verwaltete (Parvest North America). Ich übernahm als ehemaliger Leiter des auf unserem Modell basierenden Anlageteams, die Verantwortung für das globale Aktienteam und fungiere weiterhin als Fondsmanager des Parvest USA.
Die einzigen Änderungen für das Team des Parvest USA bestanden in der Verstärkung durch einen zusätzlichen Unternehmensanalysten und in der Umbenennung des Fonds in Parvest USA. Der Namenszusatz „Quant“ wurde vor einigen Jahren eingeführt, um die Unterscheidung zwischen den Fonds, die nach unserem quantitativen Modell gemanagt werden und zwischen dem Management auf fundamentaler Basis, sicherzustellen.
Anlageziel: S&P 500 um 2-3% schlagen
e-fundresearch: Das Anlageziel bleibt also unverändert?
Hubert Goyé: Ja, das Ziel des Parvest USA ist es, seine Benchmark - den S & P 500 - jährlich um 200-300 Basispunkte outzuperformen. Unser Tracking Error Ziel liegt bei 7% und beides messen wir über einen mittelfristigen Zeithorizont.
e-fundresearch: Wie suchen Sie die einzelnen Aktien aus?
Hubert Goyé: Unser Anlageuniversum besteht aus 500 - 600 großen, liquiden und von Analysten gut gecoverten Unternehmen.
In einem ersten, quantitativen Schritt generiert das eigene Modell eine Sell und eine Buy Liste. Jede dieser beiden Listen besteht aus einer eingeschränkten Anzahl von Aktien, die mit Hilfe einiger weniger vorselektierter und backgetester Wachstumsparameter ausgewählt werden (statische und dynamische Messung der Trends der Ertragskraft der Unternehmen. Wir verwenden sowohl veröffentlichte als auch prognostizierte Daten). Eine geringere Gewichtung legen wir Bewertungsfaktoren zugrunde (hauptsächlich im Hinblick auf den Gewinn und das erwartete Gewinnwachstum).
Die Aktien sowohl in der Buy als auch in der Sell Liste werden von unseren Marktspezialisten nochmals im Detail analysiert um das Unternehmen und das zugrunde liegende Geschäftsmodell voll und ganz zu verstehen.
Die Meinungen , die sich aus dieser eingehenden Analyse der Unternehmen ergeben, werden im monatlich stattfindenden „Recomposition-Meeting“ diskutiert. Die endgültigen Investmententscheidungen werden innerhalb des Spielraums, welchen das Modell für die Implementierung offen lässt, getroffen.
e-fundresearch: Wie unterscheidet sich Ihr Fonds eigentlich von den Mitwettbewerbern der Peergroup?
Hubert Goyé: Unser quantitatives Modell basiert auf umfangreichen Backtests, und ist so kalibriert, dass es unter den meisten Marktbedingungen richtig reagiert – es ist Grundlage unseres Investmentprozesses und der Portfoliokonstruktion (während viele andere Modelle nur auf die Bewertung der Attraktivität der Aktien fokussiert sind).
Die Mischung aus quantitativen Faktoren und des „judgemental overlay“ durch den Fondsmanager sowie die Unternehmensanalysten ist ideal, um die endgültige Entscheidung zu treffen. Das Modell sorgt für Disziplin und Fokussierung, während das „judgemental Overlay“ wichtig ist, um Ausnahmesituationen richtig einzuschätzen; die Expertise unserer Spezialisten kommt während des gesamten Investmentprozesses zum Tragen. Die Integration des Teams sorgt für eine enge Zusammenarbeit aller Spezialisten und stellt das Verständnis für den Beitrag des einzelnen sicher.
Unsere Strategie ist prognostizierbarer und weniger abhängig vom Umfeld - sowohl vom Marktumfeld als auch vom Team. Auch in Zukunft werden wir unser Research nach diesem Modell organisieren und wenn ein Research Zyklus abgeschlossen ist, werden wir die upgegradete und verbesserte Version des Modells zum Einsatz bringen. Unser Research-und Backtestzyklus benötigt im Normalfall bis zur endgültigen Einsatzfähigkeit des verbesserten Modells einige Jahre, bis zu diesem Zeitpunkt bleibt das alte, validierte Modell im Einsatz, es wird daher keine plötzlichen, grundlegenden Veränderungen des zugundeliegenden Stils geben.
Performance 2004 enttäuschte
e-fundresearch: Die Performance des Fonds war während der letzten 12 Monate mit - 4 % aber negativ, der Index S&P 500 wies dagegen während desselben Zeitraums eine positive Performance von 3,5% auf. Welche Gründe gibt es für dieses schlechte Abschneiden?
Hubert Goyé: Im zweiten Quartal 2004 blieben die Reaktionen auf gute Wirtschaftsdaten aufgrund der Nervosität der Anleger - die durch die Zinsentwicklung und externe Faktoren beeinflusst war – aus. Am Ende des Quartals lag der Parvest USA unter seinem Vergleichsindex. Obwohl die, für das zweite Quartal veröffentlichten Unternehmensgewinne im Allgemeinen gut waren, setzte sich die schlechte Stimmung unter den Anlegern weiter fort. Neben den möglichen Auswirkungen des Ansteigens der Energiepreise auf das Wirtschaftswachstum war der Pessimismus der Anleger noch durch weitere Faktoren bedingt, wie z.B. die angespannte Situation im Irak, die Unsicherheit über den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen und die vorübergehenden Störungen durch die außergewöhnlich zahlreichen Hurrikanes im Südosten der USA.
Unser Portfolio, das in der Erwartung einer starken US Wirtschaft und eines positiven Vertrauens auf die Märkte konstruiert wurde, hatte unter diesem Sentiment zu leiden. Im Sommer lag die Performance unserer Strategie weit hinter der Benchmark - sie wurde durch die Untergewichtung im Grundstoff- und Energiesektor sowie die schlechte Performance der Technologiewerte abgestraft.
Wie wir erwartet hatten, konnten wir aufgrund der soliden Fundamentaldaten unserer Stockpicks und der Bewertungen, die durch ihre Underperformance noch attraktiver wurden, im September überdurchschnittlich von der Erholung profitieren, daher konnte unser Portfolio den S&P 500 deutlich outperformen.
Aufgrund der sehr konservativen Gewinnschätzungen, überraschten die meisten Unternehmen im dritten Quartal bisher mit über den Erwartungen liegenden Unternehmensergebnissen. Die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft, die u.a. auf die schlechte Performance in der Vergangenheit zurückzuführen war, sowie die über den Erwartungen liegenden Unternehmensergebnisse im dritten Quartal trugen zur Fortsetzung des inzwischen seit September anhaltenden Aufschwungs bei.
Strukturelle Wachstumsorientierung im Fonds
e-fundresearch: In welchen Marktzyklen zeigt Ihr quantitativer Ansatz generell die besten Ergebnisse, und wann weniger gute?
Hubert Goyé: Ziel unseres Research war es, ein quantitatives Modell zu entwickeln, das in der Lage ist, sich an unterschiedliche Marktbedingungen anpassen zu können und so in fast jedem Marktumfeld eine gute Performance zu erzielen, das Resultat ist ein „Core“ Stil unserer Strategie. Unser Portfolio weist eine strukturelle Wachstumsorientierung auf, die sich aus den umfassenden Backtests des Modells ergibt. Das Portfolio kann im Verhältnis zu seiner typischen Gewichtung (60 % Wachstums-, 40 % Substanzwerte) leicht variieren, um sich an die verschiedenen Marktgegebenheiten anzupassen, einschließlich derjenigen, die den „Value“-Stil begünstigen, wie an den Performancezahlen der Jahre 2000 und 2001 deutlich wird. Angesichts der Tatsache, dass die Wachstumsorientierung nie ganz verschwindet, wäre ein reines „Value“-Umfeld für das Modell allerdings schwierig.
Wie bei den meisten quantitativ orientierten Ansätzen kann die Performance unserer Strategie in bestimmten Situationen (wie Markteinbrüche oder externe Schocks), in denen der Markt von Emotionen dominiert wird, vorübergehend unterdurchschnittlich sein. Das ist darauf zurückzuführen, dass das Modell, das auf Tatsachen und Fundamentaldaten konzentriert bleibt, vorübergehend Schwierigkeiten hat, die emotionalen Reaktionen der Anleger zu interpretieren.
Situation in den USA wird besser
e-fundresearch: Ist es Anlegern derzeit eigentlich zu empfehlen, Anlagen in US-Aktien zu tätigen?
Hubert Goyé: Viele im Oktober veröffentlichte Indikatoren bestätigten, dass die US Wirtschaft gelitten hat; wir bleiben jedoch der Ansicht, dass sie überaus widerstandsfähig ist, wenn man berücksichtigt, welche Herausforderungen sie zu meistern hat. Einige der jüngst veröffentlichten Zahlen ließen sogar darauf schließen, dass sich die Situation in der letzten Zeit verbessert hat.
Wir wären daher nicht überrascht, wenn die Wachstumserwartungen, sowohl im Hinblick auf die Wirtschaft als auch die Unternehmensgewinne, in der Zukunft weiter nach oben korrigiert würden. Diese Daten gemeinsam mit einem klareren Bild über die zukünftige Politik in den USA nach dem Wahlausgang und unter der Annahme, dass die meisten schlechten Neuigkeiten bereits eingepreist sind, erhöhen unsere Zuversicht, dass sowohl der Markt als auch unser Portfolio sich in den nächsten Monaten positiv entwickeln werden und unsere Geduld belohnt wird.
Über die Person:
Hubert Goyé, Head of International Equity Investments und Fondsmanager des Parvest USA Nach 2 Jahren Research und Implementierung von Arbitrage Transaktionen bei der Banque Internationale de Placement, begann Hubert Goyé seine Karriere im Jänner 1990 bei Paribas als Salesmanager für institutionelle Kunden in Nordeuropa. Anschließend spezialisierte sich auf quantitative Techniken und entwickelte die verbesserte Version des US Aktien Modells von Paribas. 1995 übernahm er die Leitung für Paribas´ (nach der Fusion BNP Paribas Asset Management) Index Management Aktivitäten, die Verantwortung für die nach einem quantitativen Modell mit "judgemental Overlay" gemanagten internationalen Aktienfonds übernahm er 1996, seit 2003 ist er der Leiter des gesamten Teams für Internationale Aktien. Hubert Goyé ist Absolvent der Ecole Nationale des Ponts et Chaussées in Frankreich.