Globale Asset-Management Trends

John Rogers, Chief Executive Officer und President von INVESCO, sieht die momentan vorherrschende Risikoaversion der Anleger auf einem Höhepunkt angelangt. Auch dürften die zuletzt so unbeliebten Growth-Aktien Value-Titel bald wieder outperformen. Funds | 17.01.2005 18:23 Uhr
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e-fundresearch: Herr Rogers, für welche Aufgaben sind Sie bei INVESCO verantwortlich?

John Rogers: INVESCO verwaltet derzeit knapp 200 Mrd. US-Dollar, was in etwa 50 Prozent der gesamten Assets unserer Mutter AMVESCAP darstellt. Wir verfügen über Niederlassungen in 18 Ländern.  Unsere gesamte Produktpalette bietet unseren Kunden Zugang zu verschiedenen Assetklassen und Investmentstilen. Als CEO von INVESCO weltweit bin ich unter anderem dafür zuständig, dass unseren Kunden in jedem Markt und für jedes Marktumfeld gute Produkte zur Verfügung haben.

„Risikoaversion hat ihren Höhepunkt überschritten“

e-fundresearch: In ihrer Funktionen verfügen Sie über einen guten Überblick darüber in welche Regionen und Assetklassen das Geld derzeit fließt. Welche Trends stellen Sie hier fest?

John Rogers: Nachdem in den Jahren 2001 bis 2003 vor allem die Risikoaversion der Anleger im Vordergrund stand und eher konservative Fondsprodukte Absatz fanden, sehen wir hier einen Gegentrend. Kapitalgarantierte Produkte, welche in Asien bereits im Jahr 2000 sehr gefragt waren, haben dort ihren Höhepunkt überschritten. In Europa geht der Trend zwar noch weiter, könnte sich aber bald abschwächen. In den USA waren diese Produkte nie so richtig gefragt, da es z.B. rechtlich schwerer war kapitalgarantierte Fonds aufzulegen.

Ich denke aber nicht, dass diese risikoaversen Anleger nun wieder zu Fonds mit hohem Beta zurückkehren. Das Schlagwort der Zukunft lautet Alpha, also die Outperformance unabhängig von der Benchmark. Die stärkere Nachfrage nach Hedgefonds deutet schon in diese Richtung.

Value vs. Growth: Rotation sollte jetzt beginnen

e-fundresearch: Die traditionelle Ausrichtung von INVESCO auf eher Growth lastige Produkte war in den letzten Jahren von Nachteil. Wird die Outperformance von Value gegenüber Growth weitergehen und wie wird sich INVESCO hier zukünftig positionieren?

John Rogers: Das stimmt, in den letzten 4 Jahren konnten Value-Aktien - besonders von kleineren Unternehmen - den Markt schlagen. Solche Trends gehen aber nicht ewig weiter, zumeist ändert sich das wenn das Wirtschaftswachstum nachlässt da Investoren in diesem Umfeld sicherheitsbedingt eher große Unternehmen mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten bevorzugen. In einem normalen Wirtschaftszyklus sollte diese Rotation eigentlich jetzt einsetzen. Unsere in Henley gemanagten pan-europäischen Aktienprodukte verfolgen einen stilneutralen Ansatz, der unter den meisten Marktbedingungen eine gute Wertentwicklung erreichen soll. 

Mehr Transparenz = höhere Kosten?

e-fundresearch: Ein weiterer Mega-Trend in der Fondsindustrie ist Transparenz. Wie weit steht INVESCO hier?

John Rogers: Ja, das stimmt. Transparenz ist zu einem sehr wichtigen Thema geworden. In den 90er Jahren haben die Investoren kaum Fragen bezüglich ihres Portfolios gestellt, da die Performancezahlen ausgesprochen gut waren. Im derzeitigen Marktumfeld, welches von niedrigen Renditen geprägt ist, werden die Fragen der Anleger aber natürlich lauter. Außerdem ist die Branche Assetmanagement mittlerweile einem sehr großen und wichtigen Sektor geworden und auch das verlangt nach besseren Transparenz-Standards.  

e-fundresearch: Werden bessere Transparenz-Standards aufgrund des erhöhten Aufwandes auch zu höheren Kosten für Fondsanleger führen?

John Rogers: Nein, das glaube ich nicht da diese Standards für alle gelten. Gesellschaften werden höhere Kosten nur bedingt an Kunden weitergeben.

„Do it yourself“ bei Fonds?

e-fundresearch: Welche anderen Trends beschäftigen derzeit die globale Fondsindustrie?

John Rogers: Einen wichtigen Trend den wir sehen, beschäftigt sich mit dem Vertrieb. Denn der Verkauf von Fonds ohne entsprechende Beratung scheint immer unbeliebter zu werden. Das Internet hat hier die Hoffnungen vieler Direktbanken geweckt, scheint sich jedoch nicht so stark auf die Beratung auszuwirken wie angenommen. „Do it yourself“ hat sich im Bereich Vermögensmanagement definitiv nicht durchgesetzt.

Auf der anderen Seite werden immer stärker Absolute-Return-Fonds nachgefragt und alternative Anlagen setzten sich in der Breite durch. Weiters wird der Kostendruck innerhalb der Fondsbranche wird weitergehen, trotzdem sehe ich noch keine Konsolidierung des Sektors.

Margen in Europa am Niedrigsten

e-fundresearch: In welchen Märkten können Assetmanager noch am Meisten verdienen, wo sind die Margen am Höchsten?

John Rogers: Die höchsten Margen finden wir in Kanada und im US-Publikumsfondsbereich. Das andere Ende stellt Kontinentaleuropa dar, wo man relativ wenig verdient. Der Hauptgrund ist dabei der inhomogene Fondsmarkt in Bezug auf das regulatorische Umfeld, verschiedenen Sprachen und teilweise auch komplett konträre Anlegerwünsche in Europa. Während verschiedene Assetklassen in einem Land teilweise sehr stark nachgefragt werden, stellen wir in einem angrenzenden Land oftmals kein Interesse fest.

Zeiten für Investoren werden härter

e-fundresearch: Mit welchem weiteren Verlauf an den Kapitalmärkten rechnen Sie für die nächsten Jahre? 

John Rogers: Das Börsen-Umfeld der letzten 20 Jahre war von fallenden Zinssätzen geprägt, das wird sich in den nächsten 20 Jahren nicht wiederholen. Die Aktienmärkte waren in den 80er Jahren stark unterbewertet, heute erscheinen mir Aktien relativ fair bewertet. Und für Anleiheninvestoren dürfte sich der Rückwind fallender Zinsen zu einem Gegenwind zu verändern. Zukünftig wird es für Investoren deswegen sicher viel schwerer werden gute Erträge zu erwirtschaften. Für die Aktienmärkte gilt deswegen stärker denn je die Faustregel: Erwartete Performance = Nominelles Wirtschaftswachstum + Produktivitätssteigerung. Deswegen bieten sich Regionen mit höheren BIP-Wachstumsraten wie Osteuropa, China oder Teile Lateinamerikas eher an.  

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!



Über die Person:
John Rogers ist seit 2003 Chief Executive Officer (CEO) von INVESCO. Davor war er bereits seit 2000 Mitglied des Executive Board von AMVESCAP, der Muttergesellschaft von INVESCO. Rogers, der 1994 als Präsident der Niederlassung Tokio zu INVESCO kam, war zwischen 1997 und 2000 CEO und Co-CIO von INVESCO Global Asset Management und zwischen 2000 und 2003 CEO von INVESCO Institutional. John Rogers, CFA,  hält einen BA com laude der Yale Universität und einen MA der Stanford University.
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