e-fundresearch: Herr Olsen, der Nordea 1 European Value Fonds hat 2004 um 15,2 Prozent zulegen können, der MSCI Europe verzeichnete ein Plus von 12,2 Prozent, der MSCI Europe Small Cap dagegen fast +24 Prozent. Sind Sie mit dem letzten Jahr zufrieden?
Tom Stubbe Olsen: 2004 war für uns ein gemischtes Jahr, das einige Überraschungen mit sich brachte. Im ersten Halbjahr bewegte sich der Fonds mehr oder weniger im Gleichklang mit dem MSCI Europe, was ärgerlich war. Denn unser Portfolio sah eigentlich sehr gut aus und deckte sich fast überhaupt nicht mit dem Index. Ab Ende Juni jedoch konnten wir uns leicht vom MSCI Europe abheben, trotzdem war ich darüber alles andere als erfreut. Weiters waren wir in den Sektoren mit der besten Jahresperformance, also z.B. in Rohstoffen, aufgrund unseres Value-Ansatzes traditionell so gut wie gar nicht investiert. Erst im Spätsommer und Herbst fanden wir einige gute Möglichkeiten und kauften Aktien stark zu.
In Summe bleibt ein Jahr, in dem sich das Volumen von 900 Mio. Euro auf 1,8 Mrd. Euro verdoppelt hat. Trotz Netto-Zukäufen in der Höhe von über 700 Mio. Euro liegt unsere Cash-Quote weiterhin um die 20 Prozent.
Volumen macht (noch) keine Probleme
e-fundresearch: In einem positiven Aktienjahr wie zuletzt war die hohe Cash-Quote aber doch ein Nachteil, oder?
Tom Stubbe Olsen: Das stimmt. Deswegen kaufen wir 2004 auch so viele Aktien zu, wie noch nie zuvor in der Geschichte des Fonds. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Performance von +15,2 Prozent sogar sehr gut.
e-fundresearch: Das Volumen macht Ihnen also kaum Probleme?
Tom Stubbe Olsen: Nein, denn wir finden weiterhin genügend Ideen um das Portfolio mit Aktien von ausgezeichneten Unternehmen zu füllen. Wir sind kein purer Small-Cap-Fonds, beschränken uns also nicht auf eine gewisse Marktkapitalisierungs-Grenze. Was zählt ist unser Investmentansatz und anhand von diesem finden wir immer noch ausreichend günstig bewertete Aktien.
e-fundresearch: Small Cap Value war in den zurückliegenden 2-3 Jahren der mit Abstand beste Investmentstil. Es mehren sich aber Prognosen, dass sich dies bald ändern könnte. Wäre das für den Fonds ein Problem?
Tom Stubbe Olsen: Ob Small Caps als Assetklasse in den nächsten Jahren besser oder schlechter als Large Caps performen werden weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Für unseren Ansatz macht das aber auch keinen Unterschied, solange wir ausreichend billige Aktien finden. Eigentlich gab es nie normale Börsenjahre, jedes einzelne Jahr bringt neue Herausforderungen und das wird auch 2005 so sein.
Ausblick für Europa-Aktien
e-fundresearch: Mit welchem Verlauf der europäischen Börsen rechnen Sie 2005?
Tom Stubbe Olsen: Wie in jedem Jahr gibt es einige Risiken für Europa-Aktien, so auch 2005. Das Hauptproblem stellt dabei der starke Euro-Kurs dar. Denn eigentlich ist es verwunderlich, welch gute Export-Entwicklung die meisten europäischen Unternehmen trotz steigendem Euro machen. Weiters ist der Konsum innerhalb Europas relativ schwach. Da muss man seine Augen offen halten.
Weiterhin sind Europa-Aktien aber günstiger bewertet als in den USA, obwohl natürlich auch die Wachstumsraten entsprechend geringer sind. Generell bewegen sich die Wachstumsraten nach der Erholung 2003 bzw. 2004 in einer Konsolidierungsphase, das ist aber normal. Europa-Aktien sollten aus meiner Sicht wieder ein akzeptables Jahr erleben, wobei ich wahrscheinlich aber auch keine besseren Tipps abgeben kann also Sie.
e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie sich 2005 für den Nordea 1 European Value Fonds vorgenommen?
Tom Stubbe Olsen: In diesem Jahr planen wir einen weiteren Analysten für den Fonds in Luxemburg einzustellen. Das wird uns mehr Kapazität im Research bringen. Weitere Ziele sind den Tracking Error stabil zu halten und den erfolgreichen Weg den wir 2004 eingeschlagen haben in diesem Jahr weiterzugehen.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!