Dass Fondsmanager in entwickelten Märkten in der Regel den Index seltener schlagen als in weniger entwickelten Märkten ist längst kein Geheimnis mehr. Jüngste Zahlen von e-fundresearch bestätigen das: Bei europäischen Aktienfonds lag der Anteil der Fonds, die über die letzten 10 Jahre den MSCI Europe Index schlagen konnten, bei mageren 9 Prozent. Etwas besser die Bilanz bei US-Aktien mit 11 Prozent (siehe Grafik). Untersucht wurden insgesamt 998 Fonds mit Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz in den jeweiligen Assetklassen über fünf Jahre und 428 Fonds mit einer 10-Jahres-Historie.
Outperformancepotential in Emerging Markets
In Assetklassen wie globalen Emerging Markets dagegen sieht die Lage schon anders aus: Auf Sicht der letzten 10 Jahre schlugen 50 Prozent der untersuchten Fonds dem MSCI Emerging Markets Free Index. Besonders defensive Portfolios, wie der Pro Fonds (Lux) Emerging Markets von Michael Keppler oder der Magellan von Wojciech Stanislawski und Vincent Strauss, weisen auf Sicht der letzten 5 Jahre die höchsten risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) innerhalb dieser volatilen Assetklasse auf.
Defensive Fonds überzeugen besonders
Während Michael Keppler 1994 vom Chef der Münchener Vermögensverwaltung Fiduka, Gottfried Heller, als Manager den Auftrag erhalten hatte eine Anlagestrategie für Schwellenländer mit dem geringst möglichen Risiko zu erarbeiten, ist beim Magellan Fonds das Ziel nicht so explizit festgelegt. „Die zugrunde liegende langfristige Idee des Fonds ist es, von den steigenden Konsumausgaben der Mittelschicht in Schwellenländern zu profitieren“, so der gebürtige Pole Stanislawski. „Denn während die Konsumausgaben entwickelten Ländern 60-70 Prozent des BNP ausmachen, sind es in Schwellenländern erst um die 30 Prozent“. Und mit steigendem Einkommen geben Haushalte in der Regel auch mehr für unterschiedlichste Güter aus. Untersuchungen von Comgest haben etwa festgestellt, dass 80 Prozent der Haushalte erst ab einem Einkommen von 700 US-Dollar pro Jahr einen Fernseher kaufen, bei 800 US-Dollar wird dann etwa ein Kühlschrank bzw. bei 1500 US-Dollar ein Motorrad etc. „In die fundamentale Analyse der einzelnen Unternehmen fließen dann etwa solche strategische Überlegungen ein“, so Stanislawski, der neben Vincent Strauss für den Fonds verantwortlich zeichnet.
Steigende Konsumausgaben mit Hebel
Weiters birgt das steigende Haushaltseinkommen in Emerging Markets einen weiteren Hebel. Da die Einkommensverteilung innerhalb eines Landes in der Regel standardnormalverteilt ist, bewirkt ein Anstieg des durchschnittlichen Volkseinkommens (GNP/Person) überdurchschnittliche Anstiege in einer einzelnen Einkommensschicht. „Steigt das durchschnittliche Einkommen eines Schwellenlandes um 25 Prozent, erhöht sich die Anzahl der Haushalte mit einem Jahreseinkommen über 15.000 US-Dollar um 700 Prozent“, erklärt der Experte. Während in entwickelten Märkten Haushaltsersparnisse ausgleichend wirken, seien diese in Schwellenländer oft nicht oder nur unzureichend vorhanden. „Natürlich funktioniert dieser Hebel auch in die andere Richtung, wie man 1994 in Mexiko oder 1997 in Asien gesehen hat“, gibt Stanislawski zu bedenken.
„Asien wird vom Produzenten zum Konsumenten“
Für die nächsten Jahre ist er aber optimistisch. Besonders in Asien sieht er positive Gründe für ein Investment: „Die Phase des starken US-Dollar scheint zu Ende zu sein und asiatische Währungen werden mittelfristig aufwerten müssen. In Singapur z.B. betragen die USD-Devisenreserven der Notenbank bereits 90 Prozent des BIP. Verluste des US-Dollar in Höhe von 10 Prozent würden Einbussen in Höhe von 9 Prozent des BIP verursachen“. Ein schwacher US-Dollar und steigende asiatische Währungen würden exportorientierten Firmen in Asien zwar wehtun, der Inlandskonsum werde dadurch aber gestärkt. „Asiatische Konsumenten werden zukünftig mehr Kaufkraft erlangen. Man könnte auch sagen, Asien verändert sich vom Produzenten mehr zum Konsumenten“, prognostiziert Stanislawski.
„Chinesen lieben Geld“
Im Magellan ist derzeit Indien mit 15 Prozent die größte Ländergewichtung. „Dort sind wir vor 2 Monaten eine Kooperation mit einem lokalen Research-Haus eingegangen um unsere Expertise zu erhöhen“. Danach folgt Brasilien mit 13 Prozent. „Aufgrund der zunehmenden Urbanisierung wird die Nachfrage nach Lebensmitteln in China weiter zunehmen. Hier kommt Brasilien mit seiner starken Landwirtschaft ins Spiel“. Generell ist er für China aber nur wenig optimistisch: „Das starke Wachstum der letzten Jahre hat zu einer immer stärkeren Fehlallokation des Kapitals geführt. Fundamental finden wir dort aber fast keine interessanten Werte. Die schlechte Performance der Börse Shanghai sei für ihn deswegen nicht überraschend: „Die Chinese lieben Geld viel zu sehr, als das sie es mit ausländischen Aktionären teilen wollen“. Weitere Top-Länderpositionen sind Südafrika (11 Prozent) und Korea (9 Prozent).
Konzentriertes Portfolio und niedrige Umschlagshäufigkeit
Generell zeichnet sich der Magellan durch einen extrem niedrigen Portfolioumschlag aus, welcher im langfristigen Schnitt bei maximal 25 Prozent pro Jahr liegen sollte. “2004 lag diese Kennzahl aber nur bei 9 Prozent, da wir wenig neue Titel gefunden haben und die alten noch für günstig bewertet halten“, erklärt Stanislawski. Auch besteht der Fonds trotz der breiten Assetklasse nur aus 30-40 Titel. „Denn Quality Growth Firmen mit genügend Visibilität bei der Gewinnentwicklung lassen sich in Schwellenländern nur sehr schwer finden“. Ein stark steigendes Fondsvolumen wäre deswegen ein Problem: „Mittlerweile stehen wir bei 530 Mio. Euro im Magellan. Bis 1,5 Mrd. Euro wären keine größere Veränderungen notwendig. Dann aber würden wir Schritte setzen das Wachstum einzubremsen bzw. den Fonds schließen“.
Fazit
Der Magellan Fonds überzeugt durch seinen extreme defensiven Ansatz in einer generell volatilen und risikoreichen Assetklasse. Sein Fokus auf Unternehmen, die von steigenden Konsumausgaben in den Schwellenländern profitieren, resultiert definitionsgemäß aber in einem Untergewicht in sehr zyklischen Sektoren wie Banken oder Rohstoffwerte. In Zeiten in denen Emerging Market Aktien boomen (etwa 1999 oder auch in den ersten Wochen diesen Jahres) bleibt der Fonds hinter dem Markt zurück. Langfristig zahlt sich der vorsichtige Ansatz von Comgest aber aus: In den letzten 10 Jahren schlug der Fonds den MSCI Emerging Market Index bei einer Total Expense Ratio von 2,09% im Schnitt nach Kosten um 6,9 Prozent pro Jahr.
Alle Daten per 18.2.2005 in Euro
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