Der von Angus Tulloch in Edinburgh verwaltete First State Asia Pacific ist fast zu erfolgreich. Der bereits 1988 aufgelegte Fonds schlug seit dem Start seine Benchmark (MSCI Asia Pacific ex Japan) um herausragende 11,2 Prozent pro Jahr. Auch in den schwierigen Jahren seit 2000, liegt der Fonds mit einer Rendite +6,2 Prozent p.a. deutlich vor dem Index mit -1,2 Prozent. Und auch anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) schafft es Tulloch damit auf Platz eins seiner Peergroup (Equity Asia ex Japan).
Als der Fonds 2003 extrem starke Mittelzuflüsse erlebte, entschloss sich Angus Tulloch zu einem Soft-Closing des Fonds. „Der Fonds ist zu groß geworden und wir wollten für bestehende Investoren sicherstellen, dass deren Geld weiterhin effizient verwaltet wird“, begründete der Schotte damals. Zeitgleich wurde der First State Asia Pacific Leaders aufgelegt, der stärker in asiatische Blue Chips investiert da Tulloch mit einer Underperformance von Smaller Caps rechnete. Und wieder einmal lag er richt: Seit dem Start des First State Asia Pacific Leaders am 1. Dezember 2003 liegt der neue Fonds sogar noch besser als sein großer Bruder und erzielte 22,9 statt 19,5 Prozent Kursplus. e-fundresearch sprach mit Angus Tulloch über die weiteren Aussichten asiatischer Aktien:
„Bessere Corporate Governance schuf Vertrauen“
e-fundresearch: Herr Tulloch, asiatische Aktien schlugen – gemessen am MSCI Asia Pacific ex Japan Index – auf Sicht der letzten 5 Jahren alle breiten Aktienbörsen weltweit. Was waren die Gründe?
Angus Tulloch: Da gibt es mehrere Gründe. Zuerst einmal profitierte Asien überproportional von dem globalen Trend hin zu mehr Outsourcing. Viele Arbeitsplätze wanderten fast 1:1 nach Asien, besonders nach China. Das hat vor allem den lokalen Konsumenten zu mehr Kaufkraft verholfen. Auch ist Asien immer dann gefragt, wenn das Wachstum in entwickelten Volkswirtschaften lahmt. Weiters haben asiatische Firmen nach der Krise 1997/98 ihre Hausaufgaben gemacht und sich neben Schuldenabbau stärker auf den Cashflow konzentriert. Verbesserte Corporate Governance und mehr Transparenz haben außerdem Vertrauen geschaffen.
Sparquote Chinas bei 40 Prozent
e-fundresearch: Die Entwicklung China´s spielt eine große Rolle für die gesamte Region. Wie geht es ihrer Meinung im bevölkerungsreichsten Land der Welt weiter?
Angus Tulloch: Langfristig sind wir für China optimistisch und auch mittelfristig glauben wir nicht an ein Hard Landing Chinas, also ein BIP-Wachstum unter 5 Prozent. Denn der große Leistungsbilanzüberschuss, eine hohe Sparquote und weiter ansteigende Devisenreserven dürften genug Puffer für eine kurzfristige Abschwächung darstellen.
Außerdem werden die nachlassenden Investitionen durch den Inlandskonsum aufgefangen. Schon heute wachsen die Einzelhandelsumsätze rasant, obwohl die Chinesen – im Unterschied zu den US-Amerikanern – enorm viel sparen. Derzeit beträgt die Sparquote in China 40 Prozent des BIP und bis dato sind erst 30 Millionen Kreditkarten – bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden – im Umlauf. Auch sollten anziehende Inflationsraten den chinesischen Konsumenten dazu bewegen lieber heute als morgen einkaufen zu gehen. Im Fonds setzten wir deswegen auf Aktien wie China Resources Enterprise oder Shangri La Asia.
Indische Aktien bevorzugt
e-fundresearch: Der zweite wichtige Markt Asiens ist Indien. Wie China auch verspricht dieses Land zu einem der wichtigsten der Zukunft zu werden. Wo investieren sie deswegen auf Sicht der nächsten 5 Jahre mehr: China oder Indien?
Angus Tulloch: Auf Unternehmensebene ist Indien klar attraktiver, denn in China haben die meisten Firmen in Bezug auf Aufsicht und Corporate Governance noch großes Aufholpotential. Außerdem ist die Bevölkerung Indiens im Schnitt jünger und besser ausgebildet, was neben dem viel entwickelteren Aktienmarkt in den nächsten Jahren klar für Indien spricht.
Vorsicht in Australien
e-fundresearch: Australische Aktien gehörten in den letzten Jahren zu den größten Gewinnern. Seit 2003 legte die Börse in Sydney, vergleichbar fast nur mit Wien, um fast 90 Prozent zu. In ihren Asien Fonds ist dieser Markt aber stark untergewichtet, warum?
Angus Tulloch: Australische Aktien sind bereits relativ teuer und außerdem gehen wir davon aus, dass sich die Wirtschaft dort 2005 merklich abkühlt. Das Land war sicherlich einer der Hauptprofiteure des von China ausgelösten Rohstoff-Booms. Umso erstaunlicher ist es, dass das Leistungsbilanzdefizit derzeit keinen Überschuss, sondern ein Defizit in Höhe von 7,1 des BIP aufweist. Außerdem ist der australische Konsument stark verschuldet, vor allem durch Hypotheken, was auf die Hausse der Immobilienpreise zurückzuführen ist. Steigende Leitzinsen sind deswegen Gift für den Inlandskonsum. In Australien halten wir aus diesem Grund nur Aktien von Unternehmen, die international tätig sind und sich nicht so sehr auf Rohstoffe oder den Inlandsmarkt konzentrieren. Spezielle Vorsicht ist außerdem bei australischen Banken geboten.
Risiken im Auge behalten
e-fundresearch: Auf welche Risiken sollten Investoren generell achten, wenn Sie ihr Geld derzeit in Asien investieren?
Angus Tulloch: Wir achten derzeit vor allem auf drei Entwicklungen: Den US-Dollar, ein mögliches Hard Landing in China und weitere starke Anstiege beim Ölpreis. Der schwache US-Dollar hat durch die Anbindung vieler asiatischer Währungen geholfen, den Export anzukurbeln. Andererseits haben viele lokale Notenbanken große Fremdwährungsverluste hinnehmen müssen, da sie viele US-Dollar Reserven gehalten haben. Falls sich diese aber dazu entschließen, andere Währungen stärker zu gewichten, könnte das enorme Auswirkungen, nicht nur für Asien sondern für die gesamte Welt haben.
Weitere Anstiege des Ölpreises würden vor allem Indien, Korea, Taiwan und Thailand schwer treffen, da diese Länder Netto-Importeure sind. Bis dato haben sich steigende Ölpreise einerseits und steigende Konsumausgaben andererseits aber noch die Waage gehalten.
e-fundresearch: Mit welchen Renditen rechnen Sie für Ihre Assetklasse in den nächsten paar Jahren?
Angus Tulloch: Langfristig bietet die Region – sowohl was die absolute als auch die relative Performance im Vergleich zu anderen Aktienbörsen angeht – ausgezeichnete Anlagechancen. Asien wird weiterhin vom Trend hin zu mehr Outsourcing profitieren und sowohl die Unternehmen als auch die Konsumenten sind – mit Ausnahme Koreas - wenig verschuldet.
Auch kurzfristig werden asiatische Firmen im Schnitt schneller wachsen als vergleichbare Unternehmen in den USA oder Europa. Jedoch bemerken wir ein Anziehen der Inflation und vor kurzem gab es – zum ersten Mal überhaupt – Bereichte von Arbeitskräftemangel in Südchina.
Außerdem sind asiatische Aktien nach der Outperformance gegenüber dem MSCI World in den letzten Jahren nicht mehr sehr attraktiv. Im Verhältnis zum Gewinn bzw. Buchwert sind die Aktien im Schnitt der letzten 10 Jahren bewertet. Auf der anderen Seite ist die Dividendenrendite in Asien in den letzten Jahren stark angestiegen und liegt mittlerweile durchschnittlich über anderen Märkten bei 3,5 Prozent. Mehr als ein Drittel der asiatischen Aktien weisen zudem Dividendenrenditen über Geldmarktzinssätzen auf, was globale Dividendefonds dazu veranlasst stark in diese Region zu investieren.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!
Performancedaten per 23.3.2005 in Euro
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