Die Konsensusmeinung der vor einem Jahr an dieser Stelle befragten Asien-Fondsmanager war richtig: Damals gingen die meisten aufgrund von Vogelpest und drohendem Wachstumsknick in China kurzfristig von einer negativen Aktienentwicklung aus. Längerfristig waren sich aber alle einig: Asien wird der globale Wachstumsmotor. Und während der MSCI Asia Pacific Free Index besonders im Mai 2004 stark verlor, ging es seitdem um fast 30 Prozent nach oben. Zum Vergleich: Der MSCI Europe legte im gleichen Zeitraum nur halb soviel zu, der MSCI World gewann 8 Prozent und der S&P 500 sogar nur 1,2 Prozent. Und auch auf Sicht der letzten fünf Jahre schlagen asiatische Aktien (ex Japan) den Rest der Welt.
Konsum verdrängt Export
„Die gute Performance seit dem Jahr 2000 ist aber nicht nur auf fundamentale Gründe zurückzuführen. Vielmehr fand hier eine Gegenbewegung zur Asienkrise Ende der 90er Jahre statt“, beschreibt Angus Tulloch, Manager des auch bereits vor einem Jahr anhand der risikoadjustierten Performance erfolgreichsten Asien-Fonds First State Asia Pacific. Der Ende 2003 einem Soft-Closing unterzogene Fonds hat seit damals jedoch einen kleinen Bruder, den ebenso erfolgreichen, Blue Chip lastigeren First State Asia Pacific Leaders. Die generelle wirtschaftliche Lage in Asien ändere sich laut dem Schotten gerade. „Der Inlandskonsum löst den Export als Hauptmotor dieser Volkswirtschaften ab“. China sei ein extremes Beispiel: „Trotz einer Sparquote von 40 Prozent des BIP wachsen die Einzelhandelsumsätze rasant“, deutet er das enorme Potential an. Langfristig setzt er deswegen vor allem auf Werte aus dem Bereich Konsum und Finanz. Kurzfristig gebe es aber gleich mehrere Risiken zu beachten: „Anziehende Inflationsraten, weiterhin hohe Ölpreise bzw. die mittlerweile nur noch angemessenen Bewertungen der meisten Aktien stimmen mich weniger optimistisch“.
Indische Unternehmen attraktiver als chinesische
Ähnlich sieht die Lage Hugh Young, Fondsmanager des drittgereihten Aberdeen Global Asia Pacific Equity Fund. „Nach den starken Kursanstiegen der letzten neun Monate ist der Markt nicht mehr billig. Falls wir kurzfristig noch weitere Kurssteigerungen sehen, werden diese wohl eher moderat ausfallen“, so Young. Regional setzt er stark auf Indien und Singapur, Australien gewichtet er aggressiv unter. „Im Vergleich zu China sehen indische Unternehmen viel besser aus. Viele chinesische Firmen sind mit einem großen regulatorischen Risiko behaftet, weshalb wir nur via Hong Kong in einige wenige ausgesuchte Aktien investieren“, erklärt er.
Niedrige zweistellige Renditen realistisch
Rajiv Jain, Fondsmanager des Vontobel Far East Equity Fund, setzt auch lieber auf Indien als auf China. „Der chinesische Aktienmarkt ist zu wenig transparent, weshalb es aus unserer Sicht zu risikoreich wäre dort zu investieren“, so der gebürtige Inder, der deswegen gar keine chinesischen Aktien im Portfolio hält. Auch er glaubt wie die meisten an die Rückkehr Konsums: „Niemand hat vom wirtschaftlichen Aufschwung Asiens so stark profitiert wie der asiatische Konsument“. Während kurzfristig aber Rückschlagspotential für asiatische Aktien bestehe, sollten auf Sicht der nächsten 3-5 Jahre niedrige zweistellige Renditen realistisch sein: „Wir rechnen einerseits mit einem hohen einstelligen Gewinnwachstum, andererseits beträgt die Dividendenrendite in Asien mittlerweile 3,5 Prozent“, untermauert der Value-Manager seine Prognose.
Hohe Volatilität wird anhalten
Das meiste Potential für Asien ortet Stephanie Wu, die zusammen mit Stuart Parks von Henley (nahe London) aus für den INVESCO Asian Equity Core verantwortlich zeichnet. „Auf Basis der Gewinne für 2005 beträgt das KGV der Region Asien ex Japan 11,5 und liegt damit deutlich unter anderen Weltregionen. Da die Gewinne weiterhin rasant wachsen, haben sich die KGV´s seit 2003 nicht einmal ausgeweitet sondern der Abschlag etwa zu US-Aktien sogar noch vergrößert“. Für 2005 rechnet sie deswegen mit einem Ertrag asiatischer Aktien von 10-15 Prozent, wobei auch die Volatilität dementsprechend hoch bleiben sollte. „Asien hängt stark von den Portfoliozu- und -abflüssen internationaler Investoren ab, welche dann aber auf weniger liquide Aktien treffen“, erklärt sie. In China ist auch sie vorsichtig: „Obwohl China als die Wachstumslokomotive Asiens gilt, sind chinesische Festland-Aktien aufgrund ihrer hohen Bewertungen kaum interessant“, so Wu, deren Fonds deswegen zu zwei Dritteln in Korea, Hongkong und Taiwan investiert ist. Sektoral gefallen Wu neben Konsumaktien vor allem Banken, besonders in Thailand und Indonesien. Vor australischen Aktien warnt sie: „Starke Anstiege der Konsumausgaben und der Rohstoff-Boom in China haben stark zu der guten Entwicklung Australiens in den letzten Jahren beigetragen. Ein Leistungsbilanzdefizit von 7,1 Prozent des BIP und eine negative Sparquote stellen zum jetzigen Zeitpunkt im Rohstoffzyklus keine guten Vorzeichen dar“.
Performancedaten per 23.3.2005 in Euro
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