Felix W. Zulauf, Präsident der von ihm 1990 gegründeten Zulauf Asset Management AG, hat in Finanzkreisen einen ausgezeichneten Ruf und seine Vorträge sind in der Regel bis auf den letzten Platz gefüllt. Kein Wunder: Zulauf prognostizierte bereits 1987, damals noch als UBS-Fondsmanager, rechtzeitig den damaligen Börsenkrach. Und auch Ende der 90er Jahre warnte er frühzeitig vor einer Technologie-Blase. Wirklich bekannt aber wurde Zulauf vor allem durch seine Teilnahme beim halbjährlichen Roundtable des US-Finanzmagazins „Barron´s“. Dort treffen sich jeweils elf der weltweit angesehensten Börsenprofis zu einer ganztägigen Marathonsitzung. Neben Anleihenkönig Bill Gross (PIMCO), Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs, dem Schweizer Marc Faber oder Mario Gabelli von Gabelli Asset Management sitzt dort auch Felix Zulauf und gibt jeweils im Juli und Januar seine langfristigen Prognosen für Wirtschaft, Zinsen und Aktienmärkte ab (die Barron´s Artikel aus dem Januar 2005 finden Sie hier).
Der Trend der Zukunft heißt für Ihn weiterhin: Konvergenz zwischen Industrie- und Schwellenländern. Alles was global handelbar ist, werde deswegen billiger. „Außerdem dürften protektionistische Tendenzen zunehmen“, prognostiziert er.
„Rohstoff-Hausse hat ein langes Leben“
Der Kampf um die knappen Rohstoffe werde weitergehen. „Das wird das beherrschende Anlagethema des Jahrzehntes“, sagt Zulauf. Kurzfristig seien die Preise aber zu schnell zu hoch gestiegen. „Verschiedene Indikatoren deuten auf einen baldigen Abschwung der Rohstoffpreise - inklusive Öl - hin, weshalb es in den nächsten 12 Monaten zu Korrekturen in diesem Bereich kommen wird“. Diese sollten allerdings maximal bis ins Jahr 2006 andauern: „Denn die Rohstoff-Hausse hat ein langes Leben“.
10 Jahre Seitwärtsbewegung bei Aktien
Aktien aus Industrieländern sieht er dagegen bestenfalls in einer langjährigen Seitwärtsbewegung. „In den nächsten 10 Jahren sollten sich Anleger hier keine großen Gewinne erwarten“. Denn die Wachstumsprobleme werden anhalten: „In Europa etwa wird nach Deutschland bald Italien in große Schwierigkeiten kommen. Nach der Euro-Einführung wurde der nationalen Notenbank die Möglichkeit genommen Lira-Abwertungen in regelmäßigen Abständen vorzunehmen um damit Italiens Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“.
Konjunktur: „Es wird nicht besser, sondern schlechter“
Aber auch in den USA erwartet er eine dramatische Wachstumsverlangsamung: „Der US-Konsument wurde durch steigende Hauspreise dazu verführt auf Pump zu leben. Dieser Zyklus nähert sich nun seinem Ende“. Global zeigen Frühindikatoren auf den OECD-Frühindikator, dass eine deutliche Abkühlung bevorstehe: „Konjunkturell wird es in den entwickelten Ländern als nicht besser, sondern schlechter“, so Zulauf. „Japan leidet noch dazu an der Abkühlung des Booms in China“, fügt er hinzu.
Baisse nach Sommerrally
In den nächsten Monaten sollten Anleger deshalb ihre seit 2003 erzielten Aktiengewinne mitnehmen: „Eventuell sehen wir noch eine Sommerrally in New York, spätestens im Herbst beginnt aber die Baisse“. Dramatische Einbrüche sieht er – aufgrund der immer noch guten Unternehmensergebnisse – jedoch nicht. „Investoren sollten trotzdem rechtzeitig verkaufen um Liquidität zu sammeln“, denn im zweiten Halbjahr 2006 erwartet er die Tiefstpunkte im S&P 500 Index. „Ab dann geht es wieder leicht bergauf, da die US-Regierung Wachstum stimulierende Maßnahmen setzen wird“. Auch die US-Leitzinsen sieht er 2006 wieder auf dem Weg nach unten.
Anleihen: „20 Jahre Bullmarkt, das war´s“
Anleihen seien deswegen aber keine längerfristige Alternative: „20 Jahre fallende Zinsen und Bullmarkt. Das war´s“, so der Schweizer. Für die von Ihm erwartete Baisse bei Aktien können jedoch Anleihen bester Bonität als Übergangslösung gewählt werden: „Zwischen Mitte 2005 bis zum Beginn des Aufschwunges Ende 2006 wäre das eine kurzfristige Möglichkeit. Denn in den nächsten 12 Monaten sollten Investment Grade Anleihen Aktien outperformen. Langfristig gilt aber: Anleihen ade!“, betont er.