Im Börsenaufschwung der letzten zwei Jahre konnte man mit Aktien aus Schwellenländern ausgezeichnet verdienen: Während der Weltaktienindex MSCI World um „nur“ 26 Prozent zulegte, notiert der MSCI Emerging Markets Index aktuell um 71 Prozent über seinem Stand im Frühjahr 2003. Dass ein mehr an Rendite aber in der Regel auch mit einem höheren Risiko abgegolten werden muss, zeigte der März, als der Index in zwei Wochen um 6,5 Prozent nachgab.
Aktives Management: In Schwellenländern besonders lohnenswert
Wer sich des erhöhten Risikos bewusst ist, für den lohnt sich die Suche nach aktiv gemanagten Fonds in dieser Assetklasse besonders: Denn während über die letzten 10 Jahren nur acht Prozent der Europa-Aktienfonds den MSCI Europe Index schlagen konnten, ließen immerhin 50 Prozent der Emerging Markets Fonds den MSCI Emerging Markets Index hinter sich.
Keppler: Luft sauber für Kursgewinne
Den Fonds - mit der auf Sicht der letzten fünf Jahre besten risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio, siehe Tabelle oben) - verwaltet Michael Keppler in New York. Der gebürtige Bayer ist neben dem Global Advantage Emerging Markets High Value Fonds auch als Fondsadvisor für den Emerging-Fund von HSBC (Platz fünf) tätig. Allein in den letzten 12 Monaten schlug der Global Advantage Fonds den Index um beachtliche 15 Prozent. Trotz der Kursanstiege der Assetklasse in den letzten Jahren sei der Markt günstig bewertet: „Auf Basis der ausgewiesenen Unternehmensergebnisse sind Schwellenländer-Aktien derzeit mit dem 12,1-fachen Jahresergebnis bewertet. Vor einem Jahr lag das Kurs/Gewinn-Verhältnis bei 15,7. Das bedeutet, dass der gesamte Komplex, gemessen an der Gewinnbewertung, trotz der überdurchschnittlichen Kursgewinne in den vergangenen 12 Monaten um 24 Prozent preiswerter geworden ist. Damit ist aus meiner Sicht die Luft sauber für eine Fortsetzung der überdurchschnittlichen Wertentwicklung des Sektors im Vergleich zu Industrieländerbörsen“, so Keppler.
Die zuletzt erfolgten Einbrüche sieht er gelassen: „Der Rückgang brasilianischer Aktien wird fast täglich damit begründet, dass aufgrund des Zinsanstiegs in den USA Kapital aus Brasilien abgezogen wird. Die kurzfristigen Zinsen in Brasilien liegen bei 19,5 Prozent, die der USA bei 2,75 Prozent. Ich behaupte, das ist eine andere Anlageklasse“. Und tatsächlich betrug der Nettokapitalzufluss nach Brasilien in den ersten beiden Wochen im April positive 1,4 Mrd. US Dollar. „Demnach hat die Korrektur der Emerging Markets Aktien wohl mehr mit konventionellen Gewinnmitnahmen, als mit einem Trendumschwung zu tun“, meint Keppler der es deshalb für sinnvoll hält, Positionen weiter auszubauen und Barmittel gering zu halten.
Moody: Kursschwäche für Zukäufe nutzen
Auf Platz zwei und drei finden sich dann zwei Portfolios, die nicht direkt in Aktien sondern in geschlossene Schwellenländer-Fonds investieren. Ebenso wie Keppler ist Bernhard Moody, Fondsmanager des Sarasin Investmentfonds – EmergingSar, von den jüngsten Kursverlusten, vor allem in Lateinamerika, nicht beunruhigt: “Nach den Kursgewinnen der letzten beiden Jahren war die Korrektur gesund. Zusätzlich sind damit zukünftige US-Zinsanhebungen – der Terminmarkt preist für Ende 2005 ein Niveau von vier Prozent ein –vorweggenommen“, glaubt Moody. Er verweist auf die gute Profitabilität und das stabile Wachstum der Region und nützt eventuelle Kursschwächen für Zukäufe.
Struktureller Bullenmarkt bis 2015
Ähnlich sieht die Lage auch Wojciech Stanislawski, Fondsmanager des viertplazierten Magellan: „Der Markt glaubt derzeit daran, dass steigende US-Zinsen Emerging Markets schaden werden. In den 90er Jahren war das auch der Fall, seit damals hat sich die Lage fundamental geändert“. Während der in Paris verwaltete Fonds seit Auflage im Jahr 1994 7,3 Prozent pro Jahr erzielen konnte – der MSCI Emerging Markets Index schaffte nur 2,9 Prozent – sollte die Zukunft sogar noch besser ausschauen: „Auf Sicht der nächsten zehn Jahre glauben wir an einem strukturellen Bullenmarkt mit deutlich höheren Renditen als zuletzt“. Die aktuelle Kursschwäche sieht er als guten Einstiegszeitpunkt. „Obwohl ich befürchte, dass die erfolgten Korrekturen noch nicht ausreichend waren, sollten diese Kurse zum Zukauf genützt werden. Fundamental gibt es jedenfalls keine Ausstiegssignale“.
Angus Tulloch sichert sich ab
Angus Tulloch, Fondsmanager des First State Global Emerging Markets ist auf steigende US-Zinsen jedenfalls vorbereitet: “Unser Portfolio besteht einerseits aus defensiven Qualitätsunternehmen. Andererseits gewichten wir asiatische Elektronik-Exporteure unter, denn diese würden die einbrechende Nachfrage in den USA stark zu spüren bekommen. Drittens halten wir einige Goldminen-Aktien, was in Zeiten anziehender Inflationsraten und Zinsen helfen sollte“, so der Schotte. Der Ende 2003 einem Soft-Closing unterzogene Fonds hat seit damals einen kleinen Bruder, den ebenso erfolgreichen, Large Cap lastigeren First State Global Emerging Markets Leaders.
Noch optimistischer ist Rajiv Jain, Fondsmanager des Vontobel Emerging Markets Equity: „Die Fundamentaldaten, geprägt von riesigen Leistungsbilanzüberschüssen und Reserven, waren für den Grossteil Asiens noch nie so gut wie zur Zeit. Anders als Anfang bis Mitte der Neunzigerjahre, als die Wechselkurse noch an ausländische Währungen gebunden waren und die Zinsen im Zuge der monetären Straffung des Fed Anfang 1994 kletterten, beginnen sich die Zinsen jetzt abzukoppeln. Verschärft wurde die Situation damals noch durch die Leistungsbilanzdefizite der meisten Schwellenländer-Volkswirtschaften, wobei die niedrigen Reserven die Währungen einbrechen ließen. Das war in sämtlichen Schwellenmärkten der Welt zu spüren. Das Bild hat sich völlig gewandelt. Ausgehend von einem langfristigen Aufwärtstrend würden Ausverkäufe in unseren Augen gute Gelegenheiten für Zukäufe bieten“, rät der gebürtige Inder.
Alle Daten per 26.4.2005 in Euro
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