Der Zwang zum Mehrwert

Der EUROPA Aktienfonds ULM besticht seit Auflage 1999 durch eine Outperformance von 13 Prozent zum MSCI Europe - pro Jahr. Auf Sicht der letzten fünf Jahre liegt Fondsmanager Tobias Klein damit auf Platz eines aller Europa Aktienfonds. Seit Mai ist der Fonds auch in Österreich zugelassen. Funds | 09.06.2005 12:14 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

e-fundresearch: Herr Klein, Ihr Fonds konnte über die letzten fünf Jahre den Vergleichsindex MSCI Europe um kumuliert 75 Prozent schlagen. Wie machen Sie das?

Tobias Klein: Vorweg darf ich erwähnen, dass wir als kleines, unabhängiges Investmenthaus es uns gar nicht leisten könnten eine mittelmäßige Performance abzuliefern, da wir über keinen bekannten Markennamen oder starken Vertrieb verfügen. Der einzige Weg zum Erfolg ist für uns der Mehrertrag für den Investor. Als Ziel haben wird uns dabei eine Überperformance zum MSCI Europe nach Kosten um mindestens 500 Basispunkte pro Jahr - über einen Marktzyklus von fünf bis sieben Jahren - gesetzt.

„Wir überlassen dem Computer viel Arbeit“

Unser „Buy Growing Value“ Ansatz kann als quantitativ, also regelgebunden, eingestuft werden. Für uns ist quantitativ aber kein Widerspruch zu fundamental. Unser Ziel ist es, so objektiv wie möglich an Investmententscheidungen heranzugehen. Drei Punkte sind uns dabei besonders wichtig: Wir suchen nach billigen Aktien mit hohem Ertragswachstum und gleichzeitig solider Finanzierungsstruktur, also guter Bonität.

In einem ersten Schritt werden anhand dieser messbaren Kriterien rund 100-150 Aktien aus einem Universum von 600 Titeln ausgewählt. Die weichen Faktoren wie Geschäftsmodell, Management, Reputation etc. - die zum Teil natürlich auch subjektiv sind - werden erst in einem zweiten Schritt analysiert. Generell überlassen wir dem Computer viel Arbeit: Denn scheidet eine Aktien einmal quantitativ aus, kann sie zu einem späteren Analysezeitpunkt auch nicht mehr in den Fonds gelangen.

Neuaufbau des Portfolios alle drei Monate

Alle drei Monate wird das Portfolio weiters komplett neu aufgebaut. Denn wir behalten nur diejenigen Titel im Portfolio, die auch weiterhin unsere quantitativen Kriterien erfüllen. Deshalb auch unser leicht überdurchschnittlicher Portfolioumschlag. Die Gesamtanzahl der Positionen ist immer 45, alle Titel sind im Fonds gleich stark gewichtet. Größere Abweichungen zum Vergleichindex sind berücksichtigt, der Tracking Error zum MSCI Europe liegt in einer Zielbandbreite von 10-15 Prozent.

„Teamentscheidungen sind suboptimal“

e-fundresearch: Wie viel der Performance stammen aus der quantitativen Vorselektion und den qualitativen Check?

Tobias Klein: Rund 80 Prozent der Performance stammen aus dem Computermodell. Der Rest des Mehrwertes kommt aus der qualitativen Analyse.

e-fundresearch: Der Computer als Fondsmanager sozusagen. Das ist doch ein deutlicher Widerspruch zum oftmals von Asset Managern angewendeten Teamansatz?

Tobias Klein: Ja, aber wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass eine Konsensentscheidung im Team nur selten optimal ist. Denn hier gibt es eine Menge von Reibungsverlusten. Diskutieren verbessert in der Regel nicht die Ergebnisse.

e-fundresearch: Kurzfristig sieht die Performance des Fonds nicht ganz so gut aus. Seit März liegt der EUROPA Aktienfonds ULM rund 300 Basispunkte hinter dem MSCI Europe. Warum?

Tobias Klein: Was uns Anfang des Jahres geholfen, dafür aber seit März geschadet hat, war unsere stärkere zyklische Ausprägung. Aufgrund der Unternehmensdaten haben wir aber keinen Grund davon auszugehen, dass sich mittelfristig die Ertragslage dieser Werte abkühlen wird. Ein Beispiel dafür sind spanische Bauaktien, wo wir weiterhin optimistisch bleiben. Darüber hinaus sind wir in Öl- und Pharmawerten kaum gewichtet, was sich im Mai positiv, im April aber negativ ausgewirkt hat.

„Volumen ist für uns kein Problem“

e-fundresearch: Traditionellerweise finden Sie besonders viele Einzeltitel im Mid-Cap Bereich. Lässt sich das mit einem immer größer werdenden Volumen – in den letzten 12 Monaten wuchs der ULM von 0,2 auf 1,1 Mrd. Euro an – noch vereinbaren?

Tobias Klein: Historisch haben wir einen All Cap Ansatz, wobei eine unserer ersten Selektionskriterien eine ausreichende Liquidität der Aktie ist. Werte die eine Marktkapitalisierung unter einer Milliarde Euro haben, kommen für uns gar nicht in Frage. Deswegen stellt sich das Problem eines zu großen Volumens bei uns lange noch nicht.

„Growth gibt es nicht mehr“

e-fundresearch: Ihr Fonds weist auch einen Value-Bias auf. In Europa - aber auch weltweit -hat Value als Assetklasse Growth seit Jahren outperformt. Mittlerweile scheint hier der Wendepunkt nahe. Für Ihren Fonds wäre das negativ, oder?

Tobias Klein: Ich würde Ihnen Recht geben, wenn wir blind immer nur die billigsten Aktien auswählen würden. In unserem Investmentansatz ist aber auch ein ausreichendes Wachstumselement enthalten, weshalb wir einem möglichen Favoritenwechsel an der Börse eher gelassen gegenüberstehen. Überhaupt hat sich die Lage geändert: Aktien werden heute in Europa bereits als Growth eingestuft, wenn sie ein Gewinnwachstum von 15 Prozent oder mehr aufweisen. Growth an sich gibt es derzeit eigentlich nicht mehr, weshalb sich auch die Bewertungen an Value angepasst haben.

„Industrie nicht auf Outperformance ausgerichtet“

e-fundresearch: Der Prozentsatz europäischer Aktienfonds - die langfristig breite Indizes wie den MSCI Europe schlagen - liegt konstant im einstelligen Bereich. Warum eigentlich?

Tobias Klein: Ehrlich gesagt denke ich, dass die europäische Asset Management Industrie hinter den Kulissen gar nicht darauf ausgerichtet ist diesen Mehrwert zu liefern. Gerade große Manager legen im Publikumsbereich eher Mainstream-Produkte auf, die mehr oder weniger Benchmarkerträge generieren. Nur im institutionellen Bereich ist bis jetzt der Zwang zu Outperformance zu spüren.

Ertragserwartungen für europäische Aktien

e-fundresearch: Wie lautet eigentlich Ihr wahrscheinlichstes Szenario für die Entwicklung europäischer Aktien in diesem bzw. im nächsten Jahr?

Tobias Klein: Langfristig entwickeln sich Aktienmärkte im Einklang mit dem zugrunde liegenden BIP-Wachstum inklusive einer entsprechenden Risikoprämie. In Europa wären deshalb Erträge von vier bis sieben Prozent bei Aktien makroökonomisch vertretbar. Spricht man mit den Unternehmen, so rechnen diese allerdings mit 12 oder 13 Prozent. Die Wahrheit wird aber irgendwo in der Mitte liegen. 

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch! 

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