„Vor fünf Jahren war Wachstum noch teuer“, kann sich Andrew Lynch, Fondsmanager des Schroders EURO Dynamic Growth noch erinnern. Mittlerweile seien die Bewertungsunterschiede – gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis – zwischen Value- und Growth-Aktien in Europa aber so klein wie seit 20 Jahren nicht mehr. „Wachstum ist endlich wieder billig“, so Lynch.
Am Wendepunkt angelangt?
Ein Zeichen, dass sich die Outperformance von Value einem Ende nähert, sei das erste Halbjahr 2005: „Während 2003 und 2004 Value-Titel Growth-Aktien deutlich schlagen konnten, liegen diese im laufenden Jahr Kopf an Kopf“.
Growth ist wieder Value
Blind auf Wachstumswerte zu setzen, werde aber zukünftig wenig Erfolg bringen. Auf die Bewertungen komme es an: „Wir machen deshalb Unternehmen ausfindig, die nicht nur aufgrund ihrer Fähigkeit, Umsätze und Gewinne zu steigern, ein hohes potenzielles Wachstum bieten, sondern auch zu einem Abschlag gehandelt werden und damit ein gutes Wertpotenzial darstellen“. Denn Growth und Value seien für Lynch kein Widerspruch.
Fündig wird der Brite vor allem bei Unternehmen, die in Sektoren tätig sind, die von steigender Inflation profitieren „Gegenwärtig stehen deshalb Branchen wie Energie, Freizeit, Tourismus und Finanzwesen in unserer Gunst“, so Lynch. Denn dort sieht er einen großen Vorteil: Preisgestaltungsmacht.
Outperformance durch Ölaktien
Gerade das starke Übergewicht des Energiesektors – besonders Ölwerte wie Royal Durch oder Total – hat dem Schroders EURO Dynamic Growth zu einer beachtlichen Performance seit Jahresbeginn (ein Plus von 15 Prozent vs. 11,3 Prozent beim MSCI EMU Index) verholfen. Lynch liegt damit auf Platz eins von 133 Euroland-Aktienfonds. Zum Vergleich: Der von Zafar Ahmadullah verwaltete Schroder EURO Equity (siehe auch „Hausverstand und Outperformance“ vom 27.10.2004) erzielte 11 Prozent (Platz 20), der Schroder EURO Active Value von Adriaan de Mol van Otterloo „nur“ einen Wertzuwachs von 9,2 Prozent (Platz 91) Wertzuwachs.
Aber auch auf Sicht der letzten drei Jahre liegt der Growth-Fonds von Lynch sehr gut im Rennen: Mit einer durchschnittlichen Jahresperformance von 10,3 Prozent liegt er auf Platz fünf von 104 Fonds und schlug den MSCI EMU im Schnitt um 2,7 Prozent p.a.
Euro-Aktien 2005: Das war´s
Bis zum Jahresende erwartet Lynch aber bei Euro-Aktien jetzt keine allzu großen Performancesprünge mehr: „Ein bis zwei Prozent sind vielleicht noch drin“.
Bei seiner bisherigen Sektorstrategie bleibt er: „Die aktuellen Bewertungen von Ölaktien implizieren einen Ölpreis von nur 30 US-Dollar. Da wir aufgrund des weiterhin rasanten Wachstums in China und Indien von einem steigenden Ölpreis ausgehen, bleiben wir in Ölwerten übergewichtet“. Regional setzt Lynch stark auf Irland, sein größtes Länder- Übergewicht: „Gerade irische Banken wie Allied Irish versprechen weiter satte Gewinne“.
Fazit
Andrew Lynch steigt immer mehr aus dem langen Schatten, den der große Erfolg von Zafar Ahmadullah mit dem mittlerweile 5,2 Mrd. Euro großen Schroder ISF EURO Equity geworfen hat. Auf Sicht der letzten sechs Monate liegt der Growth-lastigere Fonds von Lynch sogar schon fünf Prozent vor dem EURO Equity. Mit der Erfolg kommt auch das Volumen: In den letzten drei Monaten wuchs der Fonds von 100 auf mittlerweile 340 Millionen Euro an.
Alle Daten per 22.6.2005 in Euro
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