Die fünf teuersten Irrtümer der Fondsanlage

„Fondsanlage, alles easy“ – mit Sprüchen dieser Art wirbt die Investment-Branche seit Jahrzehnten um das Geld potentieller Kunden. Viele Anleger glauben deshalb um die Gesetzmäßigkeiten bei Fonds-Investments zu wissen – und sitzen dabei so manchem kostspieligen Irrtum auf. Funds | 03.08.2005 08:38 Uhr
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Irrtum Nr. 1: Ein Fondsmanager versucht in jeder Situation, das Beste für den Anleger herauszuholen.

Das ist falsch. Die meisten Fondsmanager sehen es als ihr vorrangiges Ziel an, besser abzuschneiden als ein repräsentativer Vergleichsindex. Orientiert sich beispielsweise der Manager eines deutschen Aktienfonds am Dax und verliert der Index innerhalb eines Jahres 40 Prozent an Wert, so gilt ein Minus von nur 35 Prozent bereits als Erfolg. Um nicht von einem überraschenden Indexanstieg auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, bleiben die meisten Fondsmanager selbst dann zu großen Teilen in Aktien investiert, wenn an der Börse alle Zeichen auf Sturm stehen. Wer in diesem Punkt böse Überraschungen vermeiden möchte, sollte sich für einen Fonds entscheiden, für den der Kapitalerhalt ausdrücklich an erster Stelle steht.

Irrtum Nr. 2: Ein neu aufgelegter Fonds lohnt sich, weil er meist sehr aktuelle Trends abdeckt.

Im Idealfall könnte es so sein – wenn nicht zwei grundsätzliche Erfahrungen gegen diese These sprächen. Zum einen trauen sich viele Investmentgesellschaften erst dann mit einem neuen Thema aus der Deckung, wenn sie sich eine entsprechende Nachfrage erhoffen. Die ist meist dann gegeben, wenn es im jeweiligen Markt über einen längeren Zeitraum hinweg gutes Geld zu verdienen gab. Zum anderen vergehen oft Monate, bis sich die Idee für einen neuen Fonds tatsächlich in einem fertigen Produkt niederschlägt. So kamen viele Neue-Markt- und Internet-Fonds erst Ende 1999 oder Anfang 2000 auf den Markt – viel zu spät, um von einem ursprünglich sehr interessanten Trend noch zu profitieren. Statt auf kurzlebige Mode-Fonds zu setzen, sollten sich Anleger für ein breit aufgestelltes Produkt entscheiden, dessen Ansatz sich bereits in steigenden und fallenden Märkten bewährt hat.

Irrtum Nr. 3: Bei einem auf Euro lautenden Fonds sind Währungsverluste ausgeschlossen.

Ob ein Währungsrisiko besteht, hängt nicht von der Anlagewährung ab, sondern einzig und allein von den im Fonds enthaltenen Wertpapieren. Kauft zum Beispiel der Manager eines in Euro abrechnenden Fonds US-Aktien, tut er das in Dollar – die Umrechnung erfolgt im Fonds. Deshalb mindert ein Kursverlust der US-Währung den Anteilpreis dieses Fonds ebenso wie bei einem Konkurrenzprodukt, das in Dollar notiert. Wer Währungsverluste generell ausschließen will, darf also nur in Euroland investierende Fonds kaufen – oder Fonds, die Engagements in Fremdwährung durchgängig absichern.

Irrtum Nr. 4: Bei einem Fonds-Sparplan schützt der Cost-Average-Effekt vor Kursverlusten.

Wer regelmäßig einen festen Betrag in einen mit dem Auf und Ab der Börsen schwankenden Aktienfonds einzahlt, kauft bei niedrigen Preisen relativ viele und bei hohen Preisen relativ wenige Anteile. Dieser Cost-Average genannte Effekt sorgt zwar für einen günstigen Durchschnittspreis beim Einkauf der einzelnen Anteile. Das bereits in der Vergangenheit in diesem Fonds angesammelte Vermögen kann er jedoch nicht vor Verlusten schützen. Deshalb sollten Anleger drei bis fünf Jahre vor dem geplanten Verkauf der Anteile mit ersten Umschichtungen in weniger schwankungsanfällige Fonds beginnen.

Irrtum Nr. 5: Fonds mit einem guten Rating sind in jedem Fall eine interessante Empfehlung.

Analysegesellschaften wie Morningstar, Standard & Poor’s oder Feri Trust untersuchen anhand zahlreicher Kriterien die Wertentwicklung von Investmentfonds und verteilen anschließend Noten – meist in Form von Buchstaben oder Sternen. Gute Bewertungen (vier oder fünf Sterne beziehungsweise A, AA oder AAA) müssen in der Werbung immer häufiger als Kaufargument herhalten. Nicht immer zu Recht: Ob ein Fonds in der jeweiligen Kategorie die Top-Note erhält, hängt stark davon ab, wie sich die Vergleichsgruppe zusammensetzt und ob ein bestimmter Anlagestil gerade gefragt ist oder nicht. Deshalb sollte kein Anleger blind einem guten Rating vertrauen, sondern die Auswahl in erster Linie von seinen persönlichen Zielen, der voraussichtlichen Anlagedauer und der Risikobereitschaft abhängig machen.


Autor:
Dir. Heinz Stiastny ist Geschäftsführer von ING DiBa Direktbank Austria. Er ist seit mehr als 25 Jahren im österreichischen Bankenmarkt tätig und hat dabei Erfahrungen bei der Volksbank, der Länderbank und der Erste Bank gewonnen. Zuletzt war er Stadtdirektor bei der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien für weite Teile des Filialgeschäfts verantwortlich. Seit über 15 Jahren ist er Funktionär der Wirtschaftskammer.


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