e-fundresearch: Unter der Vielzahl der quantitativen Auswahl-Kriterien, welche davon sind für Sie bei der Fondsauswahl in der Praxis am Wichtigsten?
Frank Gans: Der erste Schritt bei der quantitativen Selektion ist für uns die Einteilung der Fonds in eigene Peer-Groups, die viel genauer sind als etwa der Morningstar-Würfel. Dann beginnen wir mit Kennzahlen: Performance und Risiko stehen hier natürlich im Vordergrund, wobei risikoadjustierte Kennzahlen wie Sharpe Ratio sehr wichtig für uns sind. Als letzten Schritt schauen wir uns das Verhalten der Fonds in verschiedenen Marktphasen an: Welche Fonds schlagen den Markt in welchen Phasen? Wichtige Kennzahlen sind hier vor allem Bull und Bear Beta.
"Kleine Asset Management Boutiquen meiden wir"
e-fundresearch: Welche Rolle spielt dann der Aspekt der qualitativen Analyse? Welche Punkte überprüft man hier besonders?
Frank Gans: Am Wichtigsten ist natürlich der Kern eines jeden Fonds: Der Investmentprozess. Punkte auf die wir hier besonders achten sind: Welche Ressourcen werden für die Analysten aufgebracht, wie erfolgt die Portfoliozusammensetzung, d.h. die Beziehung Analyst und Fondsmanager. Das Risikomanagement und etwaige Änderungen im Investmentstil betrachten wir auch sehr genau. Schließlich ist auch die Größe und Marktstellung der Fondsgesellschaften wichtig. Kleine Asset Management Boutiquen meiden wir eher…
e-fundresearch: Warum eigentlich? Boutiquen bieten doch oftmals interessante Produkte, oder?
Frank Gans: Schon, aber sie bergen auch erhebliche Risiken. Die Bonität einer kleinen Fondsgesellschaft ist im Vergleich zu großen Asset Managern schlechter. Auch sind die Ressourcen für Research und besonders für Risikomanagement kleiner. Außerdem wird dort meistens kein Teamansatz verfolgt sondern es steht ein Starfondsmanager im Vordergrund, was personelle Risiken in sich birgt. Last but not least sind wir beim Punkt Abwicklungssicherheiten vorsichtig.
Asset Allocation vs. Fondspicking
e-fundresearch: Wie wichtig ist die Asset Allokation eigentlich im Vergleich zu Fondspicking?
Frank Gans: Ich drücke es einmal so aus. Eine falsche Asset Allocation kann nicht durch richtiges Fondspicking ausgeglichen werden. Auf der anderen Seite kann falsches Fondspicking eine richtige Asset Allocation nicht zur Geltung bringen. Eine richtige Asset Allocation ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Investmentstrategie. Richtiges Fondspicking stellt die Butter auf dem Brot dar.
e-fundresearch: Welche Vorteile bieten Dachfonds mit einer Vielzahl externer Subfondsmanager im Vergleich zu Dachfonds mit ausschließlich eigenen Subfonds und vice vera?
Frank Gans: Fondspicking ist rein mit internen Dachfonds nur sehr schwer anwendbar. Das hängt aber auch stark von der jeweiligen Fondspalette der Gesellschaft ab. Eine Cap- und Stildiversifikation ist aber im seltensten Fall nur mit einer einzigen Fondsgesellschaft abzubilden.
"Korrelation und Risiko wird wichtiger"
e-fundresearch: Das Dachfondsmanagement unterzog sich in den letzten Jahren einem enormen Wandel. Was macht man jetzt als Dachfondsmanager eigentlich anders im Vergleich zu davor?
Frank Gans: Früher stand rein der quantitative Ansatz, also vor allem die Performance, im Vordergrund. Korrelationen und Risikomanagement wurden nur sehr selten berücksichtigt. Eine Stil- und Cap-Diversifikation ist auch nur selten wahrgenommen worden. Stringente Investmentprozesse sind weder gesucht noch überprüft worden.
Dachfondsmanager haben aber dazugelernt. Fondsmanagergespräche sind in den letzten Jahren etwa immer wichtiger geworden. Heute investiert man in Manager und nicht in Fonds. Das Risikomanagement im Dachfonds ist umfangreicher und wird auf unterschiedliche Kundengruppen abgestimmt.
Dachfonds sind teurer, aber...
e-fundresearch: Wie rechtfertigt man selbst eigentlich die höheren Kosten der Dachfonds vor dem Hintergrund des zusätzlichen Mehrwertes für den Anleger
Frank Gans: Dachfonds kosten mehr als Einzelfonds, schon allein weil eine weitere Kostenebene dazukommt. Das will und kann ich gar nicht bestreiten. Aber sie bieten auch einen konkreten Mehrwert zu Einzelfonds, nämlich die Diversifikation von Managern, Stilen und Kapitalisierungen. Das ist dann schon bei geringem Kapitaleinsatz möglich. Stichwort „Vermögensverwaltung des kleinen Mannes“. Außerdem zeigt dass Faktum, dass viele Dachfonds ausgezeichnete Ratings aufweisen, dass das Prinzip funktioniert. In den letzten drei Jahren hat übrigens die Mehrzahl der Dachfonds ihren Vergleichsindex kontinuierlich outperformt.
e-fundresearch: Welche Fonds aus den wichtigsten Aktienklassen finden Sie derzeit eigentlich besonders attraktiv?
Frank Gans: Da gibt es eine ganze Menge. In den USA denken wir derzeit verstärkt darüber nach wieder Growth zu kaufen. Hier gibt es etwa den Fidelity Diversified (large cap growth) oder den Fidelity American Growth (mid cap growth). In der Peer-Group Blend Growth favorisieren wir den Parvest US (large cap quant) bzw. den Wanger US Smaller companies (small cap). In Europa haben wir bei Growth den Threadneedle Pan European Accelerando (GARP) und JB Central European Stock Fund (Osteuropa) im Fokus. Bei Blend Growth den Fidelity European Aggressive (Mid Cap) und Blend den JPMF European Equities (Quant) bzw. Schroders European Equities Alpha (All Cap) und AXA Rosenberg Pan European Smaller Companies (Small Cap Quant). Bei Blend Value den Fidelity European Growth (All Cap) und bei Value den DWS ZI Europa Select (Small-Micro-Cap).
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!