Katastrophenwetten mit Fonds

Im Unterschied zu normalen Anleihen hängt die Verzinsung von Katastrophen-Anleihen davon ab, ob ein bestimmtes Naturereignis eintritt oder nicht. Neben den Zinsen ist allerdings auch das Risiko höher, wie jüngste Überschwemmungen in den Alpenländern zeigen. Funds | 25.08.2005 16:45 Uhr
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Sogar großen Versicherungsunternehmen bzw. deren Rückversicherern scheinen gewisse Risiken einfach zu groß zu sein. Just im Jahr der verheerenden Terroranschläge in New York wurde 2001 vom ältesten Rückversicherungsunternehmen der Welt, der Münchner Rück, eine Katastrophen-Anleihe auf das kalifornische Erdbeben emittiert. Würde dort ein schweres Erdbeben ausbrechen wäre bei einer solchen Anleihe neben Kursverlusten jedoch auch ein Nominalverlust zu verzeichnen. Bis dahin dürfen sich Anleger aber über satte Renditen freuen: Katastrophen-Anleihen bringen bei einem durchschnittlichen Rating von BB bzw. BB+ einen um drei bis fünf Prozent höheren Ertrag als sichere Staatsanleihen.

Terror und Überschwemmungen sind ausgenommen

Rein technisch gehören Katastrophenbonds (engl. CAT-Bonds) zur Klasse der Insurance-Linkes Securities. Obwohl die ersten CAT-Bonds bereits Mitte der 90er Jahre in den USA emittiert wurden, entwickelte sich der Markt erst in den letzten zwei bis drei Jahren so richtig. Generell versuchen Versicherer mit diesen Anleihen ihre Spitzenrisiken auszulagern um die Schwankungen des ROE (Return-On-Equity) zu glätten. Unter Spitzenrisiken werden generell Ereignisse definiert, die größer als 20 Mrd. USD sind und rein statistisch nicht mehr als einmal pro 100 Jahren auftreten. Ausgenommen sind dabei von Menschenhand verursache Katastrophen, also Terroranschläge oder Überschwemmungen (ausgelöst etwa durch Flussbegradigungen).

CAT-Markt ist sehr US-lastig

Obwohl der Markt für CAT-Bonds mit knapp fünf Mrd. US-Dollar an ausstehendem Volumen noch relativ klein ist, gibt es bereits acht Ereignisse die versichert werden: Mit 31 Prozent Volumensanteil der seit 1996 emittierten CAT-Bonds sind Hurrikane in den USA vor dem Erdbeben in Kalifornien die aktuell größten Anleihen, berichtet etwa die Zürcher Kantonalbank. In Europa kann man sich dagegen nur gegen Windstürme und ein mögliches Erdbeben in Monaco versichern, weshalb die meisten Anleihen auch nur in US-Dollar notieren.

Mehr Rendite als bei High-Yield-Bonds

Vergleicht man einen CAT-Bond mit einer herkömmlichen Unternehmensanleihe, fällt zuerst einmal der deutliche höhere Renditeaufschlag (bei identischer Ausfallswahrscheinlichkeit) auf. Dieser Spread soll den Anleger für die unvorhersehbaren Risiken entschädigen. Außerdem ist die Entwicklung con CAT-Bonds sehr unabhängig von der Entwicklung anderer Assetklassen, d.h. die Korrelation zu Aktien und Anleihen ist sehr gering. Deswegen zählen Katastrophen-Anleihen, neben Immobilien oder Hedgefonds, auch zur Klasse der alternativen Anlagen.

Erst zwei Fonds am Markt

Spezielle Fonds, die in CAT-Bonds investieren, gibt es besonders in der Schweiz bereits seit einigen Jahren. Neben den im Mai 2001 aufgelegten Leu Prima Cat Bonds Fund (2003 legte die Bank Leu aufgrund der großen Nachfrage den Leu Prima Cat Bonds Fund II auf), lancierte die AIG Private Bank 2004 den AIG Diversified CAT Bond Fonds. Die Fonds unterscheiden anhand der Investmentstrategie bzw. des Investmentuniversums aber kaum. Fondsmanager des AIG Fonds ist seit Lancierung Daniel Hausammann, der zwischen Juni 2002 und Juni 2004 Fondsmanager bei der Bank Leu und dort für den Leu Prima Cat Bonds Fund verantwortlich war (beide Fonds sind allerdings derzeit nur in der Schweiz zum Vertrieb zugelassen).

Fondsperformances bis jetzt wenig erfreulich

Auch die Performance der beiden Fonds unterschiedet sich kaum: Während der AIG Diversified CAT Bond seit Auflage im Oktober 2004 eine Rendite von 2,4 Prozent erzielte, schaffte der Leu Fonds 2,6 Prozent. Auch bei den Kosten liegen beide Produkte gleich auf: Da aufgrund der geringen Größe des CAT-Bond Marktes rund 80 Prozent der Anleihen über die gesamte Laufzeit gehalten werden (und die Fonds dementsprechend passiv verwaltet werden), erscheinen Gesamtkostenquoten (TER) von rund 1,7 Prozent bei beiden Produkten relativ hoch.

Von ihrem Anlageziel sind beide Produkte – nach Kosten wollen diese Fonds LIBOR+3,5 Prozent p.a. erreichen – noch weit entfernt. Der 3-Monats-LIBOR in Euro schaffte im Zeitraum November 2004 bis August 2005 einen Ertrag von 1,9 Prozent. „Wir befinden uns noch immer im Aufbau des Portfolios, was zusätzliche Kosten verursacht und auf die Performance drückt“, erklärt Hausammann das enttäuschende Abschneiden.

Fondsschließung steht bevor
 
Das Volumen der beiden Fonds entwickelt sich dagegen prächtig: Während die Leu Fonds bereits 360 Millionen Euro groß sind, stieg das Volumen des AIG Fonds innerhalb von nur 10 Monaten auf 190 Mio. CHF an. „Bei einem Volumen von 250 Millionen Franken werden wir den Fonds zumachen“, kündigt Hausammann eine Fondsschließung eventuell noch dieses Jahr an.

Neu aufgelegt hat AIG aber bereits ein ähnliches Produkt: Der AIG Diversified Insurance-Linked Strategy Fund ist ein Dachfonds der neben CAT-Bonds auch Hedgefonds kauft die sich über Wetterderivate etwa an Risiken wie Temperatur, Niederschlag oder auch Nicht-Naturereignissen in der Schiff- und Raumfahrt beteiligen. „Realistisch erscheint dabei ein Ertrag von sechs bis acht Prozent p.a. über LIBOR, das aber sehr unkorreliert“, schildert Fondsmanager Hausammann die Aussichten.

Fazit

Der weitere Ausblick für diese Assetklasse ist gut. Aufgrund der momentan sehr geringen Risikoaufschläge (jüngste Naturkatastrophen sind ja von Menschenhand verursacht und fallen deswegen nicht in diese Kategorie) ist es für die Rückversicherer attraktiv diesbezügliche Anleihen zu emittieren. „Die Assetklasse wird sich in den nächsten Jahren etablieren“, prognostiziert man etwa bei der AIG. Kurzfristig sieht der Performanceausblick dagegen nicht so gut aus, was vor allem auf die beiden Hurrikane Dennis und Emily zurückzuführen ist. „Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Sommermonate tendenziell die am schlechtesten rentierenden Monate in einem Jahr sind. Wir erwarten, dass der saisonale Effekt ab Mitte September wieder durch steigende Preise kompensiert wird“, glaubt Hausammann aber schließlich.

Alle Daten per 22.8.2005 in Euro
Quelle: 

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