Hohes Emissionsvolumen im 1. Halbjahr
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres betrug das weltweite Emissionsvolumen für hochverzinsliche Unternehmensanleihen (High Yield Bonds) rund USD 62 Mrd.
Der Kapitalbedarf der Wachstumsunternehmen, die neben den verfügbaren Kreditfinanzierungen der Banken den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen, ist hoch. Gegenüber dem 1. Halbjahr 2000 bedeutete dies einen Anstieg um USD 26 Mrd. oder 72 %.
Aufgrund der stark gesunkenen Kurse der High Yield Bonds sowie der entsprechenden Fonds erscheinen die Bewertungsniveaus und damit die erzielbaren Renditen sehr attraktiv. Niedrige Kurse bei Anleihen bedeuten hohe Renditen - unter der Voraussetzung jedoch, daß die Kupons (Zinsen) von den Schuldnern auch bezahlt werden.
Ausfallsraten auf Rekordniveau
Renditeberechnungen bei Anleihen gehen zumeist davon aus, daß Kupons bezahlt werden. Bei Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit guter Bonität ist das Ausfallsrisiko gering. Im Falle von High Yield Bonds ist jedoch die Entwicklung der Ausfallsrate (engl.: default rate) die wichtigste Bestimmungsgröße für die Gesamtperformance.
Wenn ein Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, die Kuponzahlungen zu leisten, ist auch das Anleihekapital in Gefahr. Dies führt dann zum Totalausfall. Ein Verlust des gesamten Kapitals ist für Anleger jedoch eher selten - im Durchschnitt werden 30 - 50 % des Kapitals noch gerettet - dies ist jedoch von Fall zu Fall verschieden.
Im Mai 2001 kletterte die Ausfallsrate auf 7,50 %, d. h. dieser Anteil der emittierten Anleihen erlitt einen Ausfall von Kupons oder Kapital. Diese Marke bedeutete einen Rekordwert seit April 1992.
Im Juni blieb dieser Wert mit 7,49 % praktisch unverändert. Im Verleich dazu betrug die Ausfallsrate im Juni letzten Jahres nur 5,34 %. Der absolute Rekord wurde im August 1991 mit 12,97 % erreicht. Die beste Zeit erlebten High Yield Bond Anleger im April 1995 mit 1,2 %.
Kursverluste - Durchhalteparolen der Analysten und Fondsmanager
Kursrückgänge prägten das Bild bei High Yield Bond Fonds in den letzten Monaten. Es wurde von Analysten und Fondsmanagern zwar immer wieder auf die attraktiven Einstiegskurse und hohen hingewiesen - in den letzten Monaten hat sich jedoch die Situation nicht gebessert.
Fondsmanager verweisen stets auf die Qualität der Bonitätsanalyse ihrer Analysten - die ist sicher entscheidend. In Europa ist jedoch das Angebot an High Yield Bonds noch sehr knapp und auf die Sektoren Telekom, Medien, Kabel, etc. konzentriert. Dies erschwert eine sinnvolle Diversifizierung des Portfolios. Der Entscheidungsspielraum der Fondsmanager ist dadurch sehr begrenzt und die Umsetzung eingener Strategien wird durch das knappe Angebot erschwert. Was bleibt sind unterschiedliche Schwerpunkte bei den Bonitätsstufen sowie die Währungsstrategie.
Ökonomen sind gefragt
Faktum ist, daß in Phasen schlechter Konjunktur die Ausfallsrate bei Unternehmen immer hoch war. Gute Einschätzungen von Ökonomen sind gefragt. Sobald eine Verbesserung des globalen Wirtschaftswachstums sichtbar wird, ist eine Veranlagung in High Yield Bonds wieder interessant.