Die Kursgewinne indischer Aktien scheinen sich zu beschleunigen. Während die Börse in Mumbai im Kalenderjahr 2004 um 27,3 Prozent zugelegt hat, sind es seit Jahresbeginn -gemessen am Sensex 100 Index - bereits 40 Prozent. Alleine seit Ende August kamen weitere 11 Prozent dazu.
War das nicht etwas viel in so kurzer Zeit?
„Wir sehen die Wirtschaft und den Markt weiterhin positiv. In 2005 wird mit einem starken Wachstum gerechnet, während die derzeitigen Bewertungen jedoch nicht überhöht scheinen. Der Sensex Index wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 15 notiert, im Vergleich hierzu lag das durchschnittliche KGV in den letzten 15 Jahren bei rund 18“, gibt sich Sanjiv Duggal, Fondsmanager des HSBC Indian Equity, mit 2,9 Mrd. Euro Fondsvolumen größten Indien-Aktienfonds.
„Indiens Börse ist groß und diversifiziert“
Auch die hohen Mittelzuflüssen in indische Aktien machen Duggal keine Sorgen: „Was den Kapitalfluss im indischen Markt anbelangt, gab es einen deutlichen Anstieg von nationalen Investmentfonds, die in der Vergangenheit im Allgemeinen Kapitalabflüsse verzeichnet hatten. Der indische Markt umfasst aber mehr als 80 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 1 Milliarde US-Dollar. Und mit einer Marktgröße von 485 Milliarden US-Dollar und einem großen Anlageuniversum gehört er zu den Top Ten Märkten der Welt“.
Weiters sei der Markt sehr gut diversifiziert: „Im Vergleich zu den anderen asiatischen Märkten, weist Indien eine wesentlich breitere Branchenstreuung auf. Die beiden Top-Branchen – Energie und Technologie – machen 40,8% des inländischen MSCI Index aus. Im Vergleich hierzu machen die beiden Top-Branchen in Korea 50,9% des Marktes aus und in Singapur, Taiwan und Hongkong entfallen rund 70% des Marktes auf die beiden größten Industriezweige“.
„Regenzeit wieder im Normalbereich“
Auch makroökonomisch hat Duggal keine Bedenken, ganz im Gegenteil: „Die Prognose für das Bruttoinlandsprodukt liegt bei über 750 Milliarden US-Dollar, was einer Wachstumsrate von 7,2% zum Ende des Fiskaljahres im März 2006 entspricht. Wir erwarten, dass Indiens Wachstumsrate deutlich anziehen wird. Die Regenzeit startete zwar schlecht im Juni, inzwischen ist jedoch alles wieder im Normalbereich. Mögliche Reformen könnten das Wachstum ebenfalls beschleunigen und für eine Weiterentwicklung der Infrastruktur des Landes sorgen“.
Wo Duggal derzeit vermehr anlegt
„Derzeit legen wir den Schwerpunkt auf zyklische Konsumwerte und Sektoren, die von Investment-/Infrastruktur-Entwicklungen profitieren. Zyklische Konsumwerte, insbesondere Zement, Autos, Medien, langlebige Verbrauchsgüter (Handys, PDAs) sollten sich überdurchschnittlich entwickeln“. Denn Indiens BIP pro Kopf werde schon bald die Marke von 1000 US-Dollar erreichen. „Dieser Wert ist deswegen bedeutsam, da er den Beginn einer starken Zunahme beim Kauf von Konsumgütern auf Märkten wie Japan, Hongkong, Korea und China der vergangenen Jahre markierte“.
Performance stimmt mit Benchmark überein
Mit der Performance seines Fonds in diesem Jahr zeigt sich Duggal mehr oder weniger zufrieden. Während der Mumbai Sensex 100 Index um 39,9 Prozent zulegte, kommt der Fonds auf einen Ertrag von 40,7 Prozent. Hinter der offiziellen Benchmark, dem IFC Invest India mit +41,1 Prozent, liegt der Fonds aber leicht zurück. „Im ersten Halbjahr stimmte unsere Performance größtenteils mit der Benchmark überein. Aufgrund der Untergewichtung bei den Technologiewerten, konnte in den vergangenen Monaten eine positive Performance verzeichnet werden. Grund der Untergewichtung war, weil wir in diesem Sektor mit schlechten Ergebnissen gerechnet haben. Die Untergewichtung machte sich im Frühjahr noch negativ bemerkbar, schlägt sie jetzt positiv zu Buche, da sich die Investoren von den technischen Faktoren hin zu Fundmentaldaten orientieren“, äußert sich Duggal.
Die aktuelle Anzahl der Portfoliopositionen, per Ende Juli waren 153 Aktien im Fonds, erklärt der Manager wie folgt: „Augenblicklich befinden sich im Fonds viele Aktien. Eine Reihe von Beteiligungen sind jedoch doppelt oder sogar dreifach gezählt, da die Wertpapiere per Direktkauf und Global Depositary Reiceipts erhältlich sind. Rund 60 Wertpapiere machen 90% des Fonds-Portfolios aus, weitere 30-40 Titel stellen die übrigen 10%“.
Duggal übersiedelt nach Singapur
Schließlich verrät Duggal noch eine bald bevorstehende Änderung: „Ich werde im späteren Verlauf des Jahres nach Singapur umsiedeln. Dies ist Teil unseres Bestrebens, das Asien-Team zu stärken“. Nach seinem Umzug wird Sanjiv aber weiter Fondsmanager sein, wie auch vor einigen Jahren schon, als er in London ansässig war. Neben dem vorhandenen Team in Indien, wird auch das Singapur-Team durch Neuzugänge weiter verstärkt, damit Sanjiv angemessene Unterstützung erhält, so HSBC in einer aktuellen Aussendung.
Alle Daten per 19.9.2005 in Euro
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