Jahresendrally bei US-Aktien?

Ein nahendes Ende des Zinserhöhungszyklus lassen bei US-Aktienmanagern Hoffnungen auf ein gutes Jahresende aufkommen. Außerdem entkoppeln sich die Weltbörsen gerade von der New Yorker Leitbörse: Seit Jahresbeginn liegt der S&P 500 weit hinter der Performance von Aktien in Europa, Asien oder Japan zurück. Funds | 17.10.2005 10:08 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

US-Aktien machen in einem globalen Aktienportfolio den weitaus größten Anteil aus, im MSCI World Index etwa repräsentieren die USA knapp die Hälfte. Für die Performance eines Aktieninvestors war ein so hohes USA-Gewicht zuletzt aber nicht von Vorteil: In den letzten 12 Monaten legte der S&P 500 Index (in US-Dollar gerechnet) gerade einmal 7,5 Prozent zu. Der MSCI Europe oder der japanische TOPIX Index schafften mehr als das doppelte und gewannen seit Jahresbeginn gut 20 Prozent dazu. Die abnehmende Zurückhaltung der hier an dieser Stelle vor einem Jahr befragten Fondsmanager hat sich also gelohnt. Ein nahendes Ende des Zinserhöhungszyklus lassen nun aber Hoffnungen bei einigen auf ein gutes Jahresende aufkommen.

Im vorliegenden Fondsvergleich wurden die Fonds nach der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahre bewertet. Dieser Zeitraum war in den USA von Aktienkursverlusten gekennzeichnet und Value Fonds hatten die Nase demzufolge klar vorn. Nur drei Fonds überhaupt weisen deshalb eine positive Rendite auf. Im Vergleich dazu gab der S&P 500 Index 7,9 Prozent pro Jahr nach (siehe Tabelle). Die Aussichten der einzelnen Top-Manager im Überblick:

Wie auch im Vorjahr liegt der Nordea 1 - North American Value Fund auf Platz eins von insgesamt 115 US-Aktienfonds. Fondsmanager Gregg Powers konzentriert sich bei der Auswahl seiner Aktien auf Sektoren, in denen er über spezielle Expertise und Erfahrung verfügt. „Konkret sind das Medien, Gesundheit, Banken, Immobilien und Technologie. Kapitalintensive Sektoren wie Rohstoffe meiden wir dagegen“, so der Amerikaner. Derzeit setzt er stark auf Medien: „Unserer Auffassung nach werden viele dieser Aktien vom Markt unter Wert gehandelt. Sie generieren einen beträchtlichen freien Cashflow, kaufen Aktien zurück, zeigen ein gutes organisches Wachstum und werden offenbar sehr gut geführt. Wir haben diesen Sektor weiterhin selektiv aufgestockt, da wir beträchtliches Aufwärtspotenzial sehen. Auch unsere Positionen im Glücksspielsektor haben wir erhöht“. Probleme günstig bewertet Firmen mit bewährten Geschäftsmodellen und guten Aussichten zu finden hat Powers nicht.

Ganz anders die Lage dagegen beim zweitplatzierten Edwin Walczak und seinem Vontobel US Value Equity. Obwohl auch er anhand eines strikten bottom-up Ansatzes immer nach unterbewerteten US-Aktien sucht, hat er derzeit Probleme genügend davon zu finden. „Billige Qualitätsaktien gibt es derzeit nicht viele, deshalb auch die hohe Cash-Quote von 24 Prozent“, so Walczak. „Interessanterweise stoßen wir bei unserer Suche sogar eher auf Unternehmen aus dem klassischen Growth-Segment. Erst kürzlich zum Beispiel haben wir Walmart und Coca-Cola zugekauft“. Denn obwohl der US-Markt als Ganzes derzeit fair bewertet ist, tut sich unterhalb der Oberfläche einiges: „Eine kürzlich erstellte Bernstein-Analyse hat ergeben, dass die teuersten Aktien des S&P 500 (Growth) nur 50 Prozent höher bewertet sind als die billigsten Titel (Value). Im langfristigen Schnitt betrug diese Relation aber 2:1“, deutet Walczak an. “Value-Aktien erscheinen deswegen derzeit nicht unbedingt als günstig, Growth aber auch nicht als sehr teuer”, skizziert er das Bild.   

Dieses Problem kennt Mark DeFranco, Fondsmanager bei Jennison Associates und für den WIP US Value Fonds verantwortlich, nicht. „Der Gesamtmarkt ist günstig bewertet und bietet für Stock-Picker wie uns viele Möglichkeiten“. Als Beispiele nennt er kürzliche Zukäufe von Aktien aus den Sektoren Medien, Chemie bzw. Industrie. Risikofaktoren wie etwa eine bereits sehr flache USD-Zinskurve - die ein negativer Vorlaufindikator für 2006 sein könnte – sieht er kaum: „Steigende US-Zinsen am kurzen Ende halten nur die Inflation in Schach bzw. würden der Fed zukünftig mehr Raum für Zinssenkungen geben um auf Krisen zu reagieren“.

Ähnlich denkt Bob Martorelli, Fondsmanager des zweitgereihten Merrill Lynch IIF US Focused Value: „Der US-Aktienmarkt ist so billig wie schon lange nicht mehr. Vermehrt Chancen finden wir in zyklischen Sektoren wie Industrie oder Technologie, da der Zinserhöhungszyklus der Fed Anfang 2006 zu Ende sein sollte“. Skeptisch ist er dagegen bei Energieaktien: „Der hohe Ölpreis könnte mittelfristig eventuell Nachfrage zerstören“.

Von den befragten Experten am Optimistischsten gibt sich Mary-Chris Gay, zusammen mit Bill Miller für den Legg Mason Value Fund verantwortlich. „Wenn wir dem Markt glauben schenken dürfen, so sollte man die Auswirkungen der heurigen Hurrikan-Saison nicht überbewerten. Außerdem scheint der Zinserhöhungszyklus der Fed fast vorüber“, glaubt Gay. „Und ohne den Gegenwind weiterer Zinserhöhungen dürften Anleger in Aktien mehr Chancen sehen“. Denn die zugrunde liegenden Bewertungen seien durchaus passabel: „Der S&P 500 ist mit einem 2005er KGV von 16,5 bewertet, die faire Bewertung liegt aber bei 18, weshalb US-Aktien dieses Jahr noch ein Aufwärtspotential von rund neun Prozent haben sollten“, prognostiziert die Expertin. Auf Basis der 2006er Gewinnschätzungen seien US-Aktien sogar noch um 16 Prozent unterbewertet. Chancen findet Sie derzeit vor allem im Mega-Cap Segment bzw. bei Technologiewerten: Sowohl Amazon, eBay als auch Google finden sich in den Top-10-Positionen des Fonds. Das Faktum dass (in US-Dollar gerechnet) der Index seit Jahresbeginn nur um 0,1 Prozent zulegen konnte, stimmt aber auch Gay nachdenklich. Die Lage vergleicht sie mit dem Vorjahr: „Auch im Oktober 2004 sah es nicht nach einer Jahresendrally aus, die den Index in nur drei Monaten um 11 Prozent ansteigen hat lassen.“ Anleger sollten deswegen die Flinte nicht frühzeitig ins Korn werfen und bis Jahresende abwarten.

Alle Daten per 7.10.2005 in Euro (außer anders angegeben)
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