Bevor sich ein Anleger für einen Investmentfonds entscheidet, sollte ihm zuallererst die Tragweite seiner Entscheidung bewusst werden. Gerade im Hinblick auf Vorsorgeprodukte sind heute Anlagehorizonte von 20 Jahren und länger durchaus üblich. Besonders über solch lange Zeiträume wirken sich Unterschiede in der Performance aufgrund des Zinseszins-Effektes aber enorm aus - die Bedeutung der Fondsauswahl nimmt dadurch überproportional zu.
Fehlervermeidung hat oberste Priorität
Noch wichtiger ist es allerdings, die schwersten und häufigsten Fehler zu vermeiden. Denn aufgrund des Zinseszins-Effektes muss jeder Euro an Verlust in der Regel doppelt zurückverdient werden (100-50%+100%=100).
Gerade zu Jahresende populär sind dabei Rankings der jeweils besten Fonds des ablaufenden Jahres. So interessant diese Auflistungen auch sein mögen, sie geben wenig konkrete Hilfestellungen bei der Auswahl eines Fonds. Denn der Großteil der absoluten Performance eines Fonds wird durch die Entwicklung des Gesamtmarktes bestimmt. Auch der beste Fondsmanager wird sich dem nur in geringem Ausmaß entziehen können.
Nicht auf die Gewinner setzen
Meistens liegen dabei viele Fonds einer einzelnen Anlagekategorie an der Spitze. Wie wenig sinnvoll es ist sein Portfolio aber nach den Siegern auszurichten zeigen die Ergebnisse einer von e-fundresearch.com erstellten historischen Analyse der jeweils besten Fonds eines Kalenderjahres: Denn im Jahr 1999 erzielten japanische Small und Mid Cap Aktienfonds im Schnitt 284 Prozent Rendite und lagen damit auf Platz eins von 225 Fondskategorien (siehe Tabelle). Im nächsten Jahr verloren diese Fonds durchschnittlich 44 Prozent und fielen auf den 222. Rang zurück. Ähnlich erging es den beiden nächsten Top-Fondskategorien des Jahres 1999: Sowohl indische Aktienfonds bzw. IT-Sektorfonds verloren stark und fielen im nächsten Jahr auf die Plätze 206 bzw. 211. Auch die beiden Top-Fondskategorien des Jahres 2000 (Pharma/Healthcare-Aktien bzw. Biotech-Aktien) verloren im nächsten Jahr stärker und fielen auf Platz 157 bzw. 194. Eine Ausnahme bildet die Top-Assetklasse des nächsten Jahres: Russische Aktienfonds - welche im Jahr 2001 durchschnittlich 91 Prozent Performance erzielten - lagen auch im schwachen Aktienjahr 2002 auf den vorderen Plätzen. Die 2001 noch zweitgereihten Taiwanesischen Nebenwertefonds fielen im Folgejahr aber wiederum stark auf Platz 208. Ebenso typisch zeigt sich das Jahr 2003: Die beste Fondskategorie „Aktien Thailand“ mit einer Jahresperformance von 101 Prozent, fiel im Folgejahr um sieben Prozent und auf Platz 222 von 225.
Top-Fonds strapazieren die Nerven
Neben der Performanceentwicklung der einzelnen Kategorien sollten Anleger auch nicht das eingegangene Risiko vergessen. Denn von den 12-Top-Assetklassen der Jahre 1999 bis 2005 sind elf reine Aktienfonds. Diese widerrum weisen überdurchschnittliche Schwankungen auf. Sektorenfonds (Biotech, Edelmetalle) oder Länderfonds (Indien, Thailand, Russland, Taiwan) gehören zu den riskanteren Investments: Das Spektrum reicht von einer jährlichen Volatilität von über 26 Prozent (Taiwanesische Smaller Caps) bis zu moderateren neun Prozent bei Österreich-Aktienfonds. Volatilitäten von im Schnitt 16 oder mehr Prozent pro Jahr sind aber nichts für schwache Nerven. Als Basisinvestment sind Fonds aus diesen Kategorien somit ungeeignet.
Die Masse liegt falsch
Eines zeigen diese Ergebnisse aber auch deutlich: Das richtige Timing für den Kauf bzw. Verkauf zählt zu den schwierigsten Problemen bei der Geldanlage überhaupt. Die Masse liegt dabei konsequent falsch, was enorme Auswirkungen auf die individuellen Portfoliorenditen hat. Die gesamten aufgrund von Wertpapierhandel verursachten Verluste zum Beispiel von US-Privatanlegern betrugen in den letzten Jahren 2,2 Prozent des US-BIP. „Das sind 85 Prozent der jährlichen Konsumausgaben für Bekleidung“, streicht Prof. Dr. Terrance Odean von der Haas School of Business an der University of California in Berkley die enorme Bedeutung heraus. Im Schnitt bedeuten diese Verluste eine um 3,8 Prozent niedrigere Portfolio-Performance. „Geht man davon aus, dass Aktienmärkte langfristig eine reale Rendite zwischen acht und zehn Prozent erwirtschaften, so wird das riesige Ausmaß ersichtlich“, so der US-Wissenschafter auf einer vom Gutmann Center für Portfolio Management an der Universität Wien organisierten Veranstaltung.
Neben handelstechnischen Gründen – zu viele Trades führen aufgrund der damit verbundenen Spesen automatisch zu schlechteren Renditen – führt Odean das pro-zyklische Kaufverhalten der Anleger als Grund an: „In den USA fließen rund 40 Prozent des in Fonds angelegten Neugelder in die anhand der Vorjahresperformance besten zehn Prozent aller Fonds“, zitiert Odean eine Untersuchung von Morningstar. Weitere 25 Prozent der Gelder werden in die nächstbesten 20 Prozent investiert. „Der Hang der Privatanleger Trends nachzulaufen ist enorm groß und schadet der Rendite“, so der Behavioural-Finance-Experte.
Antizyklisches Vorgehen bringt Outperformance
Den Umkehrschluss daraus – statt auf die besten auf die schlechtesten Fonds zu setzen – sollte man aber auch nicht ziehen: „Schlechte Fonds bleiben in der Regel auch zukünftig schlecht“, meint Odean.
In der Tendenz eher auf die Underperformer zu setzen, kann aber (richtig eingesetzt) durchaus auch Sinn machen. „Wir wählen für unsere Dachfonds immer diejenigen Zielfonds aus, die ein entsprechendes Marktpotenzial erwarten lassen und investieren antizyklisch. Denn nach der Mean Reversion-Theorie strebt langfristig alles auf den Mittelwert zu. Interessant sind für uns vor allem qualitativ hochwertige Fonds, die in den Vorperioden jedoch zurückgeblieben sind und nicht die aus den oberen Rängen der Performance-Ranglisten“, schildert etwa Peter Ladreiter von der Security KAG das Vorgehen. „Dass Faktum, das die Highflyer in einer gegebenen Periode in der Folgeperiode tendenziell underperformen machen wir uns dabei systematisch zum Vorteil“; so Ladreiter weiter. Ein enstprechender in den Vermögensverwaltungs-Strategien der Capital Bank eingesetzter globaler Aktiendachfonds, schlug seine MSCI World Messlatte seit Ende 2002 um 3,7 Prozent pro Jahr. „Ein Großteil der Outperformance stammt aus dem Verkauf derjenigen Fonds die überdurchschnittlich gut performt haben und der darauf folgenden Umschichtung in Fonds, welche schlecht performt haben und deshalb noch relative gutes Aufholpotenzial aufweisen“, erklärt der Experte.
Fazit
So interessant Performance-Rankings zu Jahresende auch sein mögen, so wenig konkrete Aussagekraft haben diese im Hinblick auf die zukünftige Rendite. Für den Aufbau eines Fondsportfolios gilt weiterhin als wichtigster Schritt die Festlegung der langfristig passenden Vermögensaufteilung (strategische Asset Allokation). Je nach Marktmeinung kann davon kurzfristig leicht abgewichen werden (taktische Asset Allokation), wobei beide Entscheidungen in der Regel mit Hilfe des Beraters und je nach den individuellen Anlegerbedürfnissen (Risikobereitschaft, Anlagedauer, etc.) getroffen werden. Erst dann geht es um die Auswahl der passenden Fonds. Hierbei empfehlen die Experten statt kurzfristigen Performancezahlen langfristige risikoadjustierte Kennzahlen wie zum Beispiel die Sharpe Ratio. Diese sagt im Vergleich zur absoluten Performance schon mehr über die Qualität eines Fonds aus. Und zum Unterschied von vielen anderen Kennzahlen kann diese auch für Fondsvergleiche in unterschiedlichen Assetklassen herangezogen werden. Ein Aktienfonds kann also anhand der Sharpe Ratio direkt mit einem Anleihen-, Geldmarkt- oder auch einem Hedgefonds verglichen werden. Dabei gilt: Je höher der Wert, desto besser.
Performancedaten in Euro
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