Aktive Fondsmanager geben in der Regel an, nicht auf ihre Benchmark zu achten sondern losgelöst davon Alpha für ihr Portfolio zu generieren. In der Praxis orientiert sich aber auch ein Großteil der aktiv gemanagten Fonds an ihren jeweiligen Referenzindizes. „Closet Indexing“ nennt man das auf neudeutsch.
Warum Anleger solche Fonds meiden sollten
Anleger die für solche Fonds aber die vollen aktiven Spesen zahlen tun sich nichts Gutes. Denn während ein indexnaher Fonds zwar weniger bis gar keine Chance auf eine Outperformance suggeriert, sind die Kosten für das Management zumindest sehr gering. Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) auf große Aktienindizes, wie den deutschen DAX oder den Euro Stoxx 50, weisen nur Total Expense Ratios (TER) von rund 0,2 Prozent pro Jahr auf ("exotischere" Indizes können sehr wohl auch viel höhere TER-Quoten aufweisen). Aktiv gemanagte Aktienfonds (Vetriebszulassung Deutschland) kosten laut Lipper Fitzrovia im Schnitt aber 1,87 Prozent pro Jahr. Transaktionskosten sind in der TER allerdings ebenso wie etwaige erfolgsabhängige Gebühren noch nicht enthalten.
Diese Mehrkosten (im Schnitt mehr als 120 Basispunkte pro Jahr bei Aktienprodukten) lohnen sich allerdings nur für wirklich aktiv gemanagte Fonds, die sich von ihrer Benchmark loslösen.
Besonders in volatileren Börsenzeiten – in denen die großen Indizes seitwärts tendieren – sind Stock-Picking Fähigkeiten gefragt. Aber auch in schwachen Börsenjahren können aktive Manager mit dem richtigen Markttiming – etwa einer kurzfristig höheren Cash-Quote – zumindest die Verluste ihrer Anleger begrenzen. Dafür müssen sie sich aber auch von der Benchmark lösen.
Wie man versteckte Indexfonds findet
Herauszufinden ob ein Fonds eher indexnah oder wirklich aktiv verwaltet wird, ist zum Glück nicht schwer. Mit zwei Kennzahlen sollten sich Anleger aber anfreunden: R-Quadrat und Tracking Error:
Bei R-Quadrat handelt es sich kompliziert gesagt um eine Korrelationsmessung zwischen den Erträgen des Fonds und den durchschnittlichen Indexerträgen. Dieses so genannte Bestimmtheitsmaß misst den Anteil der Gesamtstreuung der abhängigen Variablen, der durch die (multiplen) unabhängigen Variablen erklärt wird. Einfacher gesagt zeigt diese Kennzahl an, wie nahe die Fondsperformance beim Index liegt.
Die Ergebnisse schwanken zwischen null und eins, wobei Werte in der Nähe von Null eine geringe oder gar keine Korrelation zeigt. Auf der anderen Seite zeigen Zahlen in der Nähe von eins eine starke Parallele zwischen beiden Performances. Ein reiner Indexfonds weist ein R-Quadrat von eins, also 100 Prozent auf. Wirklich aktives Management beginnt laut Experten erst unter 0,9. Je tiefer, desto weiter traut sich der Manager von seiner Benchmark weg.
Eine bereits bekanntere Kennzahl, der Tracking Error (TE), misst ebenfalls die Differenz zwischen einem Portfolio und Benchmark. Je höher der Tracking Error, desto mehr wird außerhalb der Benchmark investiert. Je niedriger der TE, umso ähnlicher verläuft die Wertentwicklung des Fonds zu seinem Benchmark. Folgendes Beispiel soll das verdeutlichen: Ein Tracking Error von fünf Prozent bedeutet, dass die annualisierte Differenz zwischen der Portfolio- und der Benchmarkrendite in zwei von drei Jahren in einem Korridor zwischen +5 Prozent und -5 Prozent liegt.
Während bei Indexfonds der Tracking Error generell unter einem Prozent liegt, sollten wirklich aktive Aktienfonds-Manager – je nach Fondskategorie - schon einen Wert von fünf Prozent aufweisen (welche Auswirkungen ein geringer Tracking Error bei hohen Spesen auf die Performance hat, untersuchte e-fundresearch bei europäischen Aktienfonds: "Outperformance unter der Lupe" vom 31.1.2006).
Globale Aktienfonds im Indextest
Wie viele versteckte Indexfonds es gibt, analysiert e-fundresearch bei globalen Aktienfonds. Von den insgesamt 684 in Österreich, Deutschland oder der Schweiz zugelassenen globalen Aktienfonds (ausgenommen Indexfonds), weisen 193 – also immerhin 28,2 Prozent - ein R-Quadrat gegenüber dem MSCI World Index von 0,9 oder darüber auf (Zeitraum: Ende Januar 2005-2007). Im Schnitt lag das Bestimmtheitsmaß aller globalen Aktienfonds, gemessen am Median, bei beeindruckenden 84 Prozent.
Der durchschnittliche p.a. Tracking Error aller globalen Aktienfonds lag im Zeitraum der letzten beiden Jahre bei 4,7. Mehr die Hälfte aller Fonds – nämlich 385 von 684 - weisen eine Abweichung von Index auf, die unter fünf Prozent liegt.
Fazit
Wer sich für aktive Fonds entscheidet, sollte darauf achten welche Leistung er für sein Geld erhält. Aktive Spesen zu zahlen lohnt sich nur für Fonds, die diesem Namen auch gerecht werden. Rein statistisch ist ein niedriger Tracking Error bzw. ein hohes R2 ein deutliches Indiz für Indexnähe. Die Ohren spitzen sollten Anleger aber auch, wenn von einem „disziplinierten Anlageprozess“ oder einer „marktneutralen Ausrichtung“ die Rede ist.
Alle Daten per 31.1.2007 in Euro
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