BRIC, BRICK, RICH oder N-11?

Fondsanleger die vom Aufschwung in den Schwellenländer profitieren wollen, stehen vor einer verwirrenden Fülle von Möglichkeiten. Neben Abkürzungen wie BRIC, BRICK oder RICH bieten sich globale Schwellenländer-Aktienfonds an. Und die nächste Welle steht schon bevor: N-11. Funds | 10.04.2006 07:10 Uhr
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Begonnen hat alles mit der Studie von Goldman Sachs aus dem Jahr 2003: „Dreaming with the BRICs: The Path to 2050“. Darin finden sich Prognosen über die zukünftige Entwicklung heutiger Schwellenländer. Die Kernthese lautet: Aufgrund der demografischen Entwicklung und der Produktivitätssteigerungen könnten die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China), eine gleich bleibend gute Entwicklung vorausgesetzt,  bis 2041 ein höheres BIP als die G6-Staaten (G7 exklusive Kanada) verzeichnen und über 70 Prozent zum globalen Wachstum beisteuern.

Sechsmal BRIC bringt sechs Milliarden

Seit damals wurden mehrere Fondsprodukte aufgelegt, die speziell vom Wachstum dieser Länder profitieren sollen. Auch ein eigener Index, der MSCI BRIC, existiert und weist sogar schon eine Historie bis 1995 zurück auf.

Aktuell sind in Österreich, Deutschland oder der Schweiz sechs BRIC-Fonds mit einem Gesamtvolumen von 6,1 Mrd. Euro zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Darunter der mit Abstand größte Fonds ist der DWS Invest BRIC Plus mit 2,5 Mrd. Euro vor dem ältesten BRIC-Fonds, dem HSBC GIF BRIC Freestyle mit 1,8 Mrd. Euro. Relativ neu sind die Fonds vom dit, Templeton, Schroders und seit 17.1.2006 komplettiert nun auch der BRIC-Pionier Goldman Sachs die Palette.

BRICK: Auf Korea nicht vergessen

Relativ neu sind auch die beiden BRICK-Fonds von AXA und der Erste-Sparinvest (ESPA), welche zusammen aber erst 80 Millionen Euro Volumen auf die Waage bringen. Beide kombinieren die klassischen BRIC-Länder mit dem Wachstumsmarkt Korea (BRIC + K). Während der AXA WF Talents BRICK von Charles Firmint-Didot bei AXA selbst verwaltet wird, zeichnet für die Einzeltitelauswahl des ESPA Stock BRICK Lazard Asset Management verantwortlich. „In der Fondsbenchmark sind Brasilien, China und Korea mit jeweils 25 Prozent enthalten. Russland und China müssen sich diesen Anteil teilen und machen je 12,5 Prozent des Fonds aus. „Außerdem darf ein Land niemals mehr als 30 Prozent des Fondsvolumens repräsentieren“, erklärt Erste-Sparinvest Vorstand Franz Gschiegl. Der Investitionsgrad des Fonds liege zwischen 51 und 100 Prozent. „Falls das Fondsmanagement nicht genügend günstig bewertete Titel findet, können bis zu 49 Prozent des Volumens in kurzfristigen Anleihen oder Cash gehalten werden“, fügt er hinzu.

Eurasien und RICH als garantierte Zusatzvarianten

Abgerundet wird das Produktangebot auf der Fondsseite durch den Raiffeisen-Eurasien-Aktienfonds, der jedoch bereits im April 2000 aufgelegt wurde. Fondsmanager Cyrus Golpayegani setzt zu 90 Prozent auf Länder wie China, Russland und Indien, Türkei ist ebenfalls beigemischt. Beim Volumen schlägt sich der Fonds mit 660 Millionen Euro ebenfalls gut, wobei die im September 2005 aufgelegte Garantievariante Raiffeisen-Eurasien-Garantiefonds weitere 425 Millionen Euro auf die Waage bringt.

Übertroffen wird der Absatzerfolg von Raiffeisen nur noch von den beiden 2005 bzw. 2006 aufgelegten Garantiefonds Capital Invest RICH Garantie 10/2012 und 2/2013. Zusammen sind diese Fondstranchen – RICH steht dabei für Russland, Indien und China -  1,1 Mrd. Euro groß. „Noch nie konnte von einem Publikumsfonds in Österreich während der Zeichnungsfrist ein so hohes Volumen abgesetzt werden“, zeigt sich Helmut Sobotka, Vorstandsvorsitzender der Capital Invest zufrieden über das Zeichnungsergebnis der zweiten Tranche von 672 Millionen Euro.

N-11: Die nächste Wachstumwelle rollt an

Wer sich die neuen Abkürzungen BRIC, BRICK oder RICH jetzt eingeprägt hat, der muss gleich wieder dazulernen. Denn die Autoren der ersten BRIC-Studie von Goldman Sachs brachten letzten Dezember eine neue Studie mit dem Titel: „How solid are the BRICs?“ heraus. Darin empfehlen Jim O`Neill und Dominic Wilson den Blick über den Tellerrand: „Die nächste Welle des Wachstums stammt aus den so genannten N-11, den Next-11-Ländern“. Im konkreten Fall sind das (in alphabetischer Reihenfolge): Ägypten, Bangladesch, Indonesien, Iran, Korea, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Philippinen, Türkei und Vietnam. Dabei weisen laut Goldman Sachs momentan allerdings nur zwei, nämlich Korea und Mexiko, das Potential auf um in der Wichtigkeit zu den BRIC´s aufzuschließen. Genau genommen BRICK plus M (für Mexiko) sozusagen.

Fonds unter der Lupe

Das Abschneiden der BRIC-Fonds war bis dato aber eher enttäuschend. Sowohl auf Sicht der letzten 12 Monate, als auch seit Jahresbeginn schlug kein einziger Fonds den MSCI BRIC Index (siehe Tabelle). Dabei erzielten die fünf BRIC-Fonds seit Jahresbeginn mit durchschnittlich 17,5 Prozent eine weitaus höhere Performance als die beiden BRICK Fonds mit durchschnittlich 8,6 Prozent. Denn während der AXA WF Talents BRICK in diesem Jahr 15,2 Prozent zulegte, kam der ESPA STOCK BRICK nur auf 2,2 Prozent. „Taktisch Performance gekostet hat uns das relativ hohe Gewicht in Korea und im Telekom-Sektor bzw. das Untergewicht bei Öltiteln“, erklärt Harald Egger, Chief Investment Officer Aktien bei der Erste-Sparinvest. 

Die seit Jahresbeginn beste Performance erzielte der dit-BRIC Stars, welcher allerdings bis zu einem Drittel des Fondsvermögens auch in Aktien von Industrieländern investieren darf, welche vom BRIC-Wachstum profitieren. Dieser bis dato nur deutschen Anlegern vorbehaltene Fonds von Michael Konstantinov (dit, Frankfurt), steht kurz vor der Vertriebszulassung in Österreich: „Die Zulassung ist beantragt und wir rechnen mit einem Vertriebsstart im Juni 2006“, erklärt Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz Invest.

Globale Schwellenländer-Fonds als Alternative?

Wem die Konzentration auf einige wenige Schwellenländer zu fokussiert ist, für den bieten sich herkömmliche globale Schwellenländer-Aktienfonds an. Der Hauptvorteil dabei: Der Anleger muss sich um die richtige Länderaufteilung und das Timing keine Sorgen machen, das erledigt der Fondsmanager bereits. Dafür – also etwa die Frage wann Brasilien oder wann China bzw. Südafrika wie gewichtet werden sollen - wir der Asset Manager unter anderem  schließlich auch bezahlt.

Ertrags/Risiko-Verhältnis spricht gegen BRIC

Zudem senkt die breitere Diversifikation globaler Schwellenländer-Fonds das Risiko. Das zeigt ein Vergleich des MSCI BRIC Index gegenüber dem MSCI Emerging Market Index: In den letzten 10 Jahren erzielte der BRIC Index eine Jahresrendite von 15 Prozent bei einer extrem hohen Volatilität von 29,3 Prozent. Globale Schwellenländer-Aktien brachten 8,5 Prozent bei einer Volatilität von 22,1. Das beste Ertrags/Risiko-Verhältnis erzielten Anleger in globalen Schwellenländer-Aktienfonds: Der betreffende Lipper-Fondsdurchschnitt kam auf eine Jahresrendite von 8,2 Prozent bei einem Risiko von 14,4 Prozent, also weniger als die Hälfte von BRIC-Aktien.

Und, last but not least, verfügen globale Schwellenländer-Fonds bereits über eine langjährige Historie. Mit Ausnahme des Raiffeisen-Eurasien-Fonds weist nämlich keine Fonds eine längere Historie als 16 Monate auf. Eine langfristige Analyse ist deswegen noch gar nicht möglich. Bei globalen Schwellenländern können Anleger dagegen schon aus über 100 entsprechenden Aktienfonds auswählen. Der älteste davon, der Magellan, wurde bereits 1988 aufgelegt. Diese haben zudem teilweise schon viele Jahre bewiesen, dass sie ihren Vergleichsindex auch risikoadjustiert schlagen können (eine Übersicht über die besten globalen Schwellenländer-Aktienfonds, gereiht nach der Sharpe Ratio der letzten fünf Jahre, finden Sie hier).

Fazit

Das teilweise hohe Wirtschaftswachstum globaler Schwellenländer und das damit verbundene enorme Zukunftspotential, vor allem in den erweiterten BRIC-Staaten, spricht eine deutliche Sprache: Eine langfristige dosierte Beimischung von Aktien aus diesen Regionen in einem globalen Portfolio macht durchaus Sinn. Anstatt aber via Rohstoff-, BRIC- bzw. anderen fokussierten Fonds gleich mehrfach in Aktien dieser Wachstumsmärkte zu investieren, bieten sich breit gestreute globaler Schwellenländer-Aktienfonds an. Besonders Portfolios die langfristig bewiesen haben, dass sie den MSCI Emerging Markets Index risikoadjustiert schlagen konnten, sollte dabei der Vorzug gegeben werden.

Alle Daten per 27.3.2006 in Euro
Quelle:

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