Indien-Fonds für den Abschwung

Nach einem Anstieg des MSCI India Index von 300 Prozent in drei Jahren mehren sich die warnenden Stimmen bezüglich des weiteren Verlaufes. Von Überhitzungstendenzen und Korrekturpotential ist oft die Rede. Welche Indien-Fonds einen drohenden Einbruch am besten verkraften sollten, analysierte e-fundresearch.com Funds | 10.05.2006 07:38 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Ohne Zweifel schlummert in Indien langfristig enormes Potential. Das neben China bevölkerungsreichste Land der Welt weist derzeit ein Wirtschaftswachstum von beachtlichen 7,6 Prozent. Und glaubwürdige Studien gehen sogar davon aus, dass Indien beim Bruttoinlandsprodukt Deutschland im Jahr 2023 und Japan im Jahr 2032 überholen und somit zur drittstärksten Wirtschaftsmacht nach China und Amerika aufsteigen könnte (siehe auch „BRIC, BRICK, RICH oder N-11?“ vom 10.4.2006).

Rekordvolumen fließt nach Indien

Anleger aus aller Welt scheinen das erkannt zu haben. In dem letzten Jahre flossen Rekordinvestitionen in indische Aktien und trieben die lokale Börse in Mumbai in ungeahnte Höhen.

Allein die derzeit 19 Indien-Aktienfonds, welche per Ende März 2006 über eine Vertriebszulassung in Österreich, Deutschland oder der Schweiz verfügen, weisen mittlerweile ein Gesamtvolumen von 13,7 Mrd. Euro auf. Vor einem Jahr waren es noch um acht Fonds und 9,3 Mrd. Euro weniger. Berücksichtigt man den Kursanstieg indischer Aktien in diesem Zeitraum – der MSCI India Index stieg seit damals um 93 Prozent – bleibt ein Rekord-Nettomittelzufluss von 5,1 Mrd. Euro in nur 12 Monaten.

Experten raten zur Vorsicht

Während bis vor kurzem die meisten Experten, darunter besonders Asien- und Indien-Aktienfondsmanager, weiter positiv für den weiteren Marktverlauf gestimmt waren, mehren sich zuletzt die warnenden Stimmen:

„Indien, wie China auch, sieht durchaus spannend aus. Aber nach den starken Mittelzuflüssen ausländischer Investoren sind die Bewertungen des Marktes bereits sehr hoch. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis beträgt mittlerweile 20“, erklärt Mark Mobius, Managing Director Templeton Asset Management Ltd. und u.a. Fondsmanager des  Templeton Asian Growth. Weiters halte Indien an seiner Kapitalertragssteuer von zehn Prozent für Aktiengewinne innerhalb von zwölf Monaten fest, kritisiert Mobius. Auch der mangelnde Fortschritt der seit 2004 im Amt befindlichen Koalitionsregierung bei wichtigen Reformen und Probleme bei der Infrastruktur seien zu bedenken. „Das große Budget- und Leistungsbilanzdefizit, steigende Inflationsraten und die starke Abhängigkeit von Ölpreis sind weitere Gründe die momentan gegen ein Investment in Indien sprechen“, fasst er zusammen.
 
Auch Angus Tulloch, Fondsmanager des First State Asia Pacific ist kritisch: “Die Bewertungen nach den Kursanstiegen der letzten Jahre sind nicht mehr billig”, so der Schotte.

Sogar der gebürtige Inder Rajiv Jain, Fondsmanager des Vontobel Far East Equity, stößt ins gleiche Horn: „Die politischen Strukturen Indiens eignen sich weniger für entschlossene Reformen und dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen, sodass Indien langfristig das Nachsehen gegenüber China haben könnte. Der neue Atomwaffenvertrag mit den USA und die geplanten höheren Ausgaben für Infrastrukturmaßnahmen sind jedoch Schritte in die richtige Richtung“, gibt er sich etwas versöhnt.

Ähnlich sieht die Thematik Hans Hölzl, der zusammen mit Elke Schöppel den UniAsiaPacific verwaltet: „Es ist zu erwähnen, dass sowohl China als auch Indien schon einiges von diesen Erwartungen eingepreist haben und zumindest zurzeit sehr rückschlagsanfällig erscheinen“, so der Union Fondsmanager.

Ein Ex-Kollege Schöppels bei der Volksbank – der seit Februar 2006 für den VB-Pacific-Invest verantwortliche Ulrich Baumann – nimmt ebenfalls kein Blatt vor den Mund: „In Emerging Markets sollen Anleger bitte Gewinne mitnehmen und sich etwas neues Suchen“, rät er. Besonders in Indien sei es gefährlich: „Der Markt ist zu heiß gelaufen und das ganze sieht nach einer Mini-Bubble aus“.

Abgerundet wird dieses Bild von weiteren Warnsignalen aus den USA: JP Morgan, die drittgrößte Bank der Vereinigten Staaten, stufte indische Aktien letzte Woche von „neutral“ auf „untergewichten“. „Die Investoren werden die hohen Bewertungen nicht länger schlucken und bessere Chancen an anderen Börsen suchen“, meint Andrew Morat, Asien-Stratege bei JP Morgan gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Und die Citigroup prognostiziert laut der gleichen Quelle sogar bis Jahresende einen Rückgang der indischen Aktienbörse um 31 Prozent.  

Indien-Fonds mit „Airbag“

Eines gleich vorweg: Sollten indische Aktien so wie vielfach prognostiziert wirklich massiv an Wert verlieren, werden sich Indien-Aktienfonds dem nur schwer entziehen können. Neben einer kurzfristigen Erhöhung der Cash-Quote bleibt den Long-Only Fondsmanagern nur übrig in defensive – und damit weniger sensitive – Aktien zu investieren.

Anleger, die dennoch in dieser Assetklasse investiert bleiben wollen, sollten Fonds wählen, die in einem Abwärtstrend zumindest relativ weniger verlieren als der Markt. Kennzahlen, die genau diesen Sachverhalt ausdrücken, sind Bull und Bear Beta. Während ein Beta-Faktor generell die Beziehung der Kursentwicklung zwischen einem Wertpapier und einem Index angibt, bezieht sich das Bull Beta nur auf steigende Märkte. Liegt dieser Wert über eins gewinnt ein Fonds in steigenden Märkten mehr als der Index. Generell werden diese Fonds als Growth definiert. Andererseits kennzeichnet ein Bear Beta von unter eins ein sogennantes Value-Investment: Fällt der jeweilige Index verzeichnet der Fonds weniger Verluste als sein Referenzindex (mehr dazu finden Sie im Beitrag „Fonds im Achterbahn-Test“ vom 16.9.2005).

Die beiden Indien-Aktienfonds mit dem niedrigsten Bear Beta der letzten fünf Jahre (gegenüber dem MSCI India) sind gleichzeitig auch die ältesten:

  1. Indian Investment Company, aufgelegt im Oktober 1993 (0,47)
  2. ACM India Liberalisation, aufgelegt  im Dezember 1993 (0,57)

Das höchste Bear Beta weist dagegen der HSBC GIF Indian Equity Fund mit 0,94 auf.

Die langfristig besten Fonds im Überblick

Acht Indien-Aktienfonds verfügen bereits über eine ausreichend lange 5-Jahres-Historie: Anhand der risikoadjustierten Rendite – gerade in volatilen Märkten wie Indien ist das eine bessere Messlatte als die reine Performance – liegt der HSBC GIF Indian Equity seit 2001 mit einer p.a. Sharpe Ratio von 1,1 klar vorn. Dahinter folgen JF India, ACM India Liberalisation, DWS India und INVESCO GT India. Alle anderen Produkte liegen anhand der Sharpe Ratio hinter dem MSCI India Index zurück (siehe Tabelle).

Die Outperformance Quote liegt dabei mit 62 Prozent (fünf von acht Fonds schlagen den Markt) im Vergleich zu anderen Fondskategorien im absoluten Spitzenfeld. Aktives Fondsmanagement zählt in „exotischen“ Schwellenländer-Börsen demnach mehr als in entwickelteren Finanzmärkten.

Alle Daten per 5.5.2006 in Euro
Quelle:  

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.