Was waren die Gründe?
Für diesen Ausverkauf gibt es sowohl globale wie auch Länder- spezifische Gründe. Zu den globalen Gründen zählt der Zinsanstieg in den USA. Der Zins der amerikanischen 10-Jahresanleihe stieg von unter 4% im Juni 2005 auf nunmehr über 5%. Erstmals seit mehreren Jahren sind in allen führenden Industrienationen die Zinsen gestiegen. Sogar Japan scheint die "Null"-%-Phase überschritten zu haben und die Inflation, sofern man dies so nennen kann, erreichte in Japan den höchsten Stand seit 9 Jahren.
Der allgemeine Zinsanstieg kann nach Meinung von Marktteilnehmern das Wirtschaftswachstum, das nicht nur in den USA sehr stark vom privaten Konsum getrieben wird, abschwächen. Dennoch wird das Risiko eines starken Inflationsanstiegs wie auch das eines "Hard-Landing" der globalen Weltwirtschaft als gering erachtet. Die globale Weltwirtschaft befindet sich weiterhin in einer robusten Verfassung, zudem nehmen sowohl Deutschland wie auch Japan mit ihren wirtschaftlichen Erholungen den Druck von der stark überschuldeten US-Ökonomie, die treibende Kraft zu sein.
In den letzten 2 Jahren haben starke Gewinne der Unternehmen der Emerging Markets nicht zwingend zu höheren Kurs-Gewinn-Verhältnissen geführt.
Brasilien kann hier als Beispiel genannt werden. Der brasilianische Aktienmarkt zählt zu den Top-Gewinnern der letzten 2 Jahre mit einem Anstieg von 94% allein in 2005. Auch für 2006 werden weitere 20% erwartet. Dennoch bewegen sich die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der brasilianischen Aktien immer noch um die 10. Ähnliche Entwicklungen sieht man an den Börsen in Südafrika, der Türkei und in Indien. Die UBS rechnet mit Wertzuwächsen von 30% (Südafrika), 35% (Türkei) und 26% (Indien) für 2006.
Gewinne konnten nicht mit Aktienzuwächsen Schritt halten
Eine Schwäche, die die Unternehmen der Emerging Markets aufweisen, ist, dass die Gewinne entgegen der Erwartungen nicht mit den Wertzuwächsen der Aktienkurse mithalten konnten. In den asiatischen Schwellenländern zum Beispiel
erwartet die Citibank für 2006 ein Gewinnwachstum von durchschnittlich nur noch 9.4%. Noch im Januar betrug die Erwartung 11.5%. Dies ist auf die erhöhten Produktionskosten, insbesondere durch hohe Rohstoff- und Energiepreise
bedingt, bei gleichzeitig sinkenden Exporterlösen zurückzuführen. Da die aktuelle Korrektur teilweise auch die Währungen der Emerging Markets unter Druck gesetzt hat, werden wir bei der Aktienselektion die Gewinnprognosen noch sensibler unter dem Aspekt steigender Zinsen und schwächeren Landeswährungen bewerten. Wir fokussieren uns bei der Aktienselektion aktuell auf Unternehmen, die nur gering bis gar nicht verschuldet sind sowie keine bis wenige Schulden in Fremdwährung haben. In Ländern, deren Währungen in den letzten Tagen erheblich an Wert verloren haben, zum Beispiel in der Türkei, schauen wir uns Exporteure an, die von dem Währungsverfall profitieren müssten.
Steuern als Sonderaspekt in Indien
In Indien führten zusätzlich zu den globalen Aspekten Befürchtungen hinsichtlich von Kapitalertragssteuern zu den Kursrückgängen. Wir halten diese Befürchtungen für übertrieben. Besonders verloren haben Rohstoffaktien sowie
Hersteller von Investitionsgütern, aber auch Aktien aus der zweiten Reihe konnten sich dem Preisrutsch nicht erwehren. Wir sind davon überzeugt, dass in Indien besonders Bauaktien, Immobilienaktien sowie dem IT-Sektor Bewertungen erreicht haben, die einen Einstieg ratsam machen. Auch sehen wir keine Eintrübung des starken indischen Binnenkonsums, der eine tragende Säule des Wirtschaftswachstum darstellt.
Fazit
Zusammengefasst können die jüngsten Korrekturen als typische "Bullenmarktkorrekturen" angesehen werden. Es darf zudem nicht übersehen werden, dass die historisch niedrigen Zinsen große Liquiditätsströme in die globalen Schwellenländer gelenkt und diese zu teilweise übertriebenen Bewertungen geführt haben. Die nächsten Wochen werden aus unserer Sicht weiterhin sehr volatil bleiben. Aber die jüngsten Korrekturen haben definitiv auch zu neuen, sehr interessanten Bewertungen geführt.