Das globale Klima ist – erdgeschichtlich gesehen – laufenden Veränderungen ausgesetzt. Eine Reihe von Beobachtungen, auch in der jüngeren Geschichte, zeigen Schwankungen, welche zwar nicht regelmäßig jedoch wiederkehrend stattfinden. So führte eine Periode der Trockenheit laut Wissenschaftlern zum Niedergang der Mayakultur vor rund 1000 Jahren, ein Kälteeinbruch im 16. Jahrhundert zum Abbruch der Wikinger-Kolonie in Grönland – vormals „Grünes Land“ – und Phasen niederer Temperaturen zu einer beherrschenden Stellung von Winterlandschaften als Motiv in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhundert. Diese und andere Phänomene führt Christoph Kadner von Lazard Asset Managment an, wenn es um die Klimawandel-Diskussion geht. In den letzten Jahren wurde die Menschheit jedoch von zunehmenden Wetterextremen, die über „normale“ Schwankungen hinausgehen, getroffen, so der Experte.
Aktuelle Entwicklungen
Die globalen Jahres-Durchschnitts-Temperaturen befinden sich im Steigen, die rasche Meereserwärmung führt zum Absterben von Korallenriffen und damit sinkt der natürliche Schutz vor Wirbelstürmen. Gleichzeitig ist dieser Wassertemperatur-Anstieg mitverantwortlich für die Rekord-Hurrikan-Saison im Jahr 2005. Das Oberflächen-Eis der Gletscher schmilzt in zunehmendem Maße und führt – je nach Prognose und Schätzung – bis zu einem Meeresspiegel-Anstieg von sechs Metern im Jahr 2100. Gleichzeitig erfordern viel zu trockene Winter wie z.B. in Großbritannien eine Einschränkung bzw. ein effizienter Umgang mit dem Wasserverbrauch in Städten (siehe auch "Gesunde Outperformance mit Wasser" vom 29.6.2005). Umfassende Reformen wären nötig um auf diese Entwicklungen rasch und richtig zu reagieren.
Selbst bei einer rein hypothetischen CO2 Reduktion von 70 Prozent bis zum Jahr 2050, würde die durchschnittliche globale Temperatur zwischen zwei und neun Grad bis zum Jahr 2100 ansteigen, da die Lebensdauer des CO2 in der Atmosphäre zwischen 50 und 200 Jahren beträgt“, berichtet John Trudgian, Managing Partner bei Williams Inference Center - einem privaten Think-Tank der u.a. Fondsgesellschaften wie Fidelity oder Morgan Stanley über die globalen Trends auf dem Laufenden hält. Dazu kommt, dass selbst die komplette Umsetzung des Kyoto-Protokolls durch alle Unterzeichnungsstaaten den Klimawandel nicht aufhalten würde, da zukünftige Wirtschaftslokomotiven wie Indien und China im Jahr 1997 zu den Entwicklungsländern gehörten und somit von der Umsetzung der Vorschriften des Protokolls ausgenommen wurden, so der Australier am Rande seines Wien-Besuches letzte Woche gegenüber e-fundresearch.
Was bedeutet dies für Investoren?
Diese Fakten kennen auch Investoren, welche sich über kommende Trends in der Geldanlage Gedanken machen. Projekte zur Verringerung von Emissionen sowie Investitionen in alternative Energien werden Schwerpunkte – und Unternehmen aus diesen Bereichen eventuelle Kursraketen – der Entwicklungen in diesem Zusammenhang darstellen. Die Projekte reichen dabei von „clear coal = saubere Kohlekraftwerke“, Kernkraftwerke bis zu Infrastrukturprojekten zum Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel. Insbesondere Städte wie New Orleans, Regionen wie Florida oder ganze Länder wie die Niederlande, die Malediven oder Tuvalu sind gewillt große Investitions-Schritte und Auftrags-Projekte vorzunehmen um sich vor kommenden Flutwellen oder Überschwemmungen zu schützen, so Kadner.
Hinzu kommt ein bereits entbrannter Wettstreit um Rohstoffe und Ölfelder in der Arktis. Durch das Abschmelzen der Polkappen ergeben sich neue Möglichkeiten der Exploration sowie gänzlich neue Schifffahrtsrouten zum Öltransport, zeigt Trudgian sich die neue Investment-Story auf. British Petrol (BP) und die norwegische Statoil sind beispielsweise wichtige Mitglieder eines Konsortiums, welches eine Arbeitsgruppe des US-amerikanischen Geologischen Instituts (USGS) unterstützt, die sich mit der Erschließung der Energiereserven dieser Region beschäftigen. Die Experten gehen im Rahmen der hier entwickelten Szenarien davon aus, das der arktische Ozean im Sommer 2060 bereits eisfrei sein könnte. Geologen erwarten, dass rund ein Viertel der bis heute unentdeckten Öl- und Gasreserven unter dem Eis der Arktis zu finden ist und sagen den Goldrausch des 21. Jahrhunderts für diese Region voraus. Kaum ein Öl- oder Förderungsunternehmen wird diese Chancen ungenützt vergehen lassen wollen.
Kurzfristige Risiken steigen
So ergeben sich auch aus der negativen Entwicklung der globalen Erwärmung interessante Gelegenheiten für Anleger. Kurzfristig ist jedoch mit erhöhten Risiken und Unsicherheitsfaktoren auf Grund der Klima-Veränderungen zu rechnen.
Standard-Normalverteilung wird immer unwichtiger
Bisherige statistische Beobachtungen – einer gaußschen Glockenkurve folgende – werden zukünftig wahrscheinlich nicht ausreichen um anzunehmende Volatilitäten an den Märkten vorauszusagen, da eine steigende Anzahl von intensiven Erdbeben, Tsunamis und anderen Natur-Schocks zu „extremen Ausschlägen“ führen wird, so Trudgian. Versicherungsunternehmen werden dadurch Schwierigkeiten in der Schadenskalkulation, die Landwirtschaftsindustrie in der Nahrungsmittelversorgung bekommen.
In erster Linie ist durch die Veränderung der klimatischen Rahmenbedingungen somit von einer Verunsicherung der Marktteilnehmer und damit einhergehend mit steigenden Schwankungen bei Finanzinstrumenten zu rechnen. Erst in einem zweiten Schritt haben Investoren die Möglichkeit interessante Trends im Bereich Klimawandel, Katastrophenschutz, Umwelt- und Energietechnologie zu identifizieren und zu nutzen.
Fazit
Grundsätzlich ist die Gesellschaft in ihrem ureigenen Interesse gefordert Aktivitäten einzuleiten, den Treibhauseffekt als eines der schwerwiegendsten Probleme der Menschheit zu erkennen und diesbezügliche Handlungen zu setzen. Zukünftige Wirtschaftsprojekte müssen auch nach nachhaltigen und ethischen Kriterien geprüft werden und es gilt sich die Frage zu stellen, unter welchen Gesichtspunkten die Erschließung von fossilen Brennstoffen – die sich durch Entwicklungen wie das Abschmelzen der Polarkappen vornehmen lassen – erfolgen sollen, da diese den damit einhergehenden Zerstörungskreislauf klar erkennen lassen…