Selten wurde soviel über weltweite „Megatrends“ diskutiert wie heute. Die Überalterung in den Industrienationen, das Bevölkerungswachstum in den aufstrebenden Ländern, steigender Rohstoff- und Energieverbrauch und medizinischer Fortschritt - einhergehend mit steigenden Kosten im Gesundheitssystem, sind aktuelle Themen, die das globale Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren prägen werden. Dabei kommt neben Erdöl auch dem Rohstoff Wasser eine entscheidende Bedeutung zu. Immer mehr Menschen benötigen Trinkwasser als notwendige Lebensgrundlage, die Süßwasserreserven der Erde sind jedoch begrenzt. Bereits heute leben 1,1 Mrd. Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser, über 3 Mio. Kinder sterben jährlich weltweit an wasserübertragenden Krankheiten.
Im Jahr 1995 litten über 430 Mio. Menschen in 29 Ländern an Wasserknappheit. Bis 2025 werden 48 Länder und mehr als 1,4 Mrd. Menschen betroffen sein, 2035 sogar 3 Mrd. Eine Entwicklung, die sich auch in Industrieländern fortsetzen wird. Vor allem asiatische Volkswirtschaften fragen Wasser in hohen Mengen nach. Bei anhaltend steigender Produktion kann der Rohstoff hier bald ähnlich knapp werden wie Öl. Hierzu ein Beispiel: Der Wasserverbrauch einer Fabrik für Mikrochips liegt bei ca. 400.000 Litern pro Stunde. Industriestaaten kämpfen jedoch in erster Linie mit der überalterten Infrastruktur bei Wasser. Während in den USA teilweise noch Holzrohre aus dem beginnenden 20. Jahrhundert existieren, stammen einige der Wasserleitungen in England teilweise aus der viktorianischen Zeit. „Die anstehenden Erneuerungen des maroden Leitungssystems können von kommunaler Seite mangels Finanzkraft nicht mehr getragen werden. Damit entsteht ein globaler Drang zur Privatisierung, und längst hat sich aus dem expandierenden Wassermarkt eine eigene Industrie entwickelt“, berichtet Hans-Peter Portner, Fondsmanager des Pictet Water Fund.
Wasser: Marktvolumen bereits bei 360 Mrd. US-Dollar
Über 500 Unternehmen setzen hier jährlich etwa 360 Mrd. USD um. Allein in den USA liegt der Investitionsbedarf für die nächsten 20 Jahre bei über 1.000 Mrd. USD, und laut Schätzungen der Weltbank müssen pro Jahr 60 bis 80 Mrd. USD investiert werden, um die Grundversorgung mit Wasser zu gewährleisten. Hinsichtlich des enormen Nachfragewachstums nach diesem nicht substituierbaren Rohstoff bietet der Wassermarkt also ein attraktives Umfeld für Finanzinvestitionen, denn auch Anleger können von diesem Megatrend profitieren.
Weitere Gründe für ein Wasser-Investment im Überblick
- Eine Person braucht rund 2500 kcal pro Tag, um den Energiebedarf zu stillen. Ein kg Brot enthält rund 3500 kcal. Für die Produktion von einem Kilogramm Brot werden im optimalsten Fall rund 1000 Liter Wasser benötigt (ohne Ernte- und Wasserverluste). Gemäß dieser Faustformel werden pro Person und Jahr also rund 260 m3 Wasser für die vegetarische Ernährung benötigt. Enthält die aufgenommene Nahrung zusätzlich etwa 20 Prozent Fleisch, verdoppelt sich der Wasserverbrauch aufgrund des enormen Pflanzenbedarfs für die Fleischproduktion. Der größte Teil des Wassers wird weltweit deswegen für die Nahrungsmittelproduktion benötigt. Industrielle Produktion – von Papier über Autoreifen bis zur Stromproduktion – ist nur dank eines enormen Wasserverbrauchs möglich. So werden rund 15–30 m3 Wasser pro Tonne Papier, rund 200 m3 pro Autoreifen, und rund 60 m3 pro MWh Strom benötigt. Dabei wird Wasser als Kühl-, Reinigungs-, Transport oder Schmiermittel gebraucht. Selbst Erdöl wird industriell aus dem Untergrund gewonnen durch die Injektion von Wasser.
- Weil aber viele Länder zu wenig Wasser besitzen, um die Nahrungsversorgung der eigenen Bevölkerung sicherzustellen, müssen die Nahrungsmittel importiert werden. „Mit dem Import der Nahrungsmittel wird also eigentlich auch das Wasser importiert, das die Länder selbst nicht haben. Gewisse Länder geben bis zu 35 Prozent des Wertes aller Importe für Nahrungsmittel aus, weil die lokal verfügbaren Wasserressourcen nicht ausreichen, um die Nahrungsbedürfnisse der eigenen Bevölkerung zu decken“, erklärt etwa Dieter Küffer, Dieter Küffer, Fondsmanager des SAM Sustainable Water Fund die Problematik.
- Unter demographischen Veränderungen sind sowohl das Bevölkerungswachstum als auch die zunehmende Urbanisierung zu bemerken. Sie bewirken eine verstärkte Nachfrage nach Trinkwasser, nach sanitären Einrichtungen und einem leistungsfähigen Wasserleitungs- und Abwasserkanalnetz. Während es 1950 nur zwei „Megastädte“ mit mehr als acht Millionen Einwohnern gab werden es im Jahr 2015 bereits 36 sein – und erhöhtes Gesundheitsbewusstsein verstärkt den Trend zu einem höheren Wasserverbrauch noch. Bereits heute werden aber die Wasserressourcen in städtischen Gebieten aber massiv übernutzt. „Jakarta zum Beispiel besitzt Wasserversorgungs- und Entwässerungssysteme für 500 000 Personen. 1999 lebten aber ungefähr 15 Millionen Einwohner in der Stadt, was zur massiven Übernutzung der Grundwasserressourcen führt, und dies, obwohl erst 25 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Wasser hat“, berichtet Küffer. Das Wasser sei zudem stark versalzen, weil der Grundwasserspiegel heute 30 m unter dem Meeresspiegel liegt. Bei einer solchen Tiefe ist der Wasserzugang mittels Brunnen praktisch nicht mehr möglich. Absinkende Grundwasserspiegel sind heute auch in 60 Prozent aller EU-Städte Tatsache geworden. Und in den USA fließt der Colorado River aufgrund massiver Übernutzung zeitweise nicht mehr bis zur mexikanischen Grenze.
- Innerhalb der Städte fehlt es aber oft nicht nur an der Menge, sondern auch an der Verteilung von Wasser: Denn die Lebensdauer von Trinkwasserleitungen beträgt je nach Qualität, Bodenbeschaffenheit und anderen Faktoren 50 bis 100 Jahre. Entsprechend müssen jährlich ein bis zwei Prozent der Leitungen erneuert werden. Während Städte wie Wien, Amsterdam oder Zürich in ausreichendem Ausmaß in ihre Infrastruktur investieren, gibt es aber auch viele Städte die hier großen Nachholbedarf aufweisen. In London - wo jährlich nur 0,1 Prozent der Leitungen erneuert werden - versickern aufgrund der veralterten Infrastruktur jährlich 50 Prozent des Leitungswassers durch Lecks. Und in den USA gehen heute ca. 15 bis 20% des transportierten Trinkwassers in Leitungen durch Lecks verloren, oder anders ausgedrückt, es versickert jährlich Wasser für rund 800 Mio. USD. Die Verlustraten in den weniger industrialisierten Ländern sind sogar größer. Dort belaufen sie sich auf 20 bis 40%, wobei auch illegale Wasserentnahmen aus den Leitungen an der Tagesordnung sind.
- Zur Abschätzung der Wassersituation gilt folgende Faustregel: Wenn in einer Region pro Person weniger als 1700 m3/Jahr erneuerbare Wasserressourcen zur Verfügung stehen, ist dies ein erstes Zeichen von Wasserknappheit, bei weniger als 1000 m3/Jahr wird die Knappheit ernsthaft. Diese Zahlen berücksichtigen allerdings noch nicht, dass Niederschläge oft zeitlich unterschiedlich anfallen. So können strömende Niederschläge (Überschwemmungen) oft nicht genutzt werden. Anhand dieser Zahlen ließe sich abschätzen, in welchen Ländern es bereits heute nicht mehr genügend Wasser gibt, um die Nahrungsmittelproduktion für die eigene Bevölkerung zu gewährleisten: Laut einer Studie des IWMI ist die Wassersituation besonders in Ländern wie Tunesien, Libyen, Saudi-Arabien, Angola, Ecuador, Venezuela aber auch Japan brenzlig.
- In einigen Regionen, namentlich in aufstrebenden Ländern wie China und Indien, ist die Wasserverschmutzung zu einem ernst zu nehmenden Problem geworden.
- Und schließlich führen Klimaveränderungen zu einer Zunahme der Wetterextreme, die wiederum lokale Wasserprobleme auslösen, so wie die Überschwemmungen in Mitteleuropa oder die große Trockenheit in Großbritannien.
Gesunde Outperformance bei Wasserfonds
Genau auf diese langfristigen Trends setzen mittlerweile bereits drei spezielle Investmentfonds. Sowohl der Pictet Water Fund, als auch der SAM Sustainable Water bzw. der KBC Eco Water konnten in den letzten Jahren den Weltaktienindex MSCI World deutlich schlagen (Performance p.a. seit September 2001 in Klammer): SAM (+7,2), KBC (+5,9), Pictet (+3,3) vs. MSCI World (+2). Diese Outperformances wurden dabei sogar mit einer geringeren Volatilität als der Index erzielt (MSCI World 16 Prozent p.a., Wasserfonds 12-13 Prozent). „Viele Wasserunternehmen stammen aus dem Bereich Versorger und Industrie. Dieser defensive Fokus senkt automatisch das Risiko“, erklärt Portner.
Wasserfonds bereits 2,2 Mrd. Euro schwer
Alle drei Fonds verbinden zudem starke Nettomittelzuflüsse in den letzten 12 Monaten: Der Pictet-Fonds wuchs von knapp 400 Millionen Euro im Mai 2005 auf mittlerweile 1,6 Mrd. Euro an. Der SAM Fonds kommt mittlerweile auf ein Volumen von rund 500 Millionen Euro (Vorjahr: 110 Millionen) und auch der mit 85 Millionen Euro kleinste Wasserfonds von KBC, war im Vorjahr noch nicht einmal 10 Millionen Euro groß. Das zunehmende Anlegerinteresse führen Experten vor allem auf die anhaltende Klimawandel-Diskussion zurück. „Ein Großteil der Zuflüsse kommt zumindest bei uns von Privatanlegerseite“, berichtet Küffer. Institutionelle Anleger halten sich eher zurück. Denn Sektorenfonds passen nur schwer in ein MSCI Sektorengerüst weshalb das Thema noch auf absehbare Zeit bei Privatanlegern angesiedelt sein dürfte.
Was die Fonds unterscheidet
In der Ausrichtung unterscheiden sich die drei Fonds jedoch signifikant: Während der mit 1,6 Mrd. Euro größte und gleichzeitig älteste Wasserfonds von Pictet fast die Hälfte seines Volumens in Wasserversorger investiert, besteht der SAM Fonds zur Hälfte aus industriellen Zulieferbetrieben. Grund dafür: Während sich der Pictet Water Fund als reiner Wasser-Sektorfonds versteht, ist der SAM Sustainable Water – wie auch aus dem Namen ersichtlich –ein nachhaltiges Wasserfondsprodukt. Der KBC Eco Water ähnelt in seinem Ansatz stark dem SAM Fonds.
Diese Unterschiede spiegeln sich auch in dem relativ hohen Gewicht von Small und Mid Caps bei SAM bzw. KBC wieder. Der Pictet-Fonds ist dagegen eher in Large und Mid Caps investiert.
Weiters führt der unterschiedliche Fokus zu einer stark abweichenden Länderaufteilung: Im SAM-Fonds machen die USA mit 40 Prozent den größten Teil aus, bei KBC sogar 46 Prozent und bei Pictet nur 29 Prozent. Das dadurch höhere USD-Währungsrisiko des SAM-Fonds – alle Fonds notieren in Euro, Küffer verwendet kein Hedging, Pictet teilweise – kann kurzfristig zu unterschiedlichen Performances führen.
Performancevergleich ohne klaren Sieger
Während der SAM-Fonds seit Auflage im Jahr 2001 die Nase vorn hat (siehe Chart links), holt der Pictet Water seit dem Tief des MSCI World Mitte März 2003 stetig auf. Alleine seit November 2004 erzielte der Pictet Fonds ein Plus von 37 Prozent verglichen mit 36 Prozent bei KBC und 28 Prozent beim SAM Fonds. In der Abwärtsbewegung bei Aktien seit 8. Mai 2006 verloren alle drei Fonds deutlich: Den geringsten Verluste erzielten die Anleger beim Pictet Fonds mit -10,8 Prozent (SAM: -10,9 Prozent, KBC: -12,6 Prozent).
Fazit
Langfristig gibt es mehr als genügend Gründe um in den Megatrend Wasser zu investieren. Alle Wasserfonds legen global an und zeichnen sich durch ein im Vergleich zum MSCI World unterdurchschnittliches Risikoprofil aus. Seit Auflage im Jahr 2001 hat der SAM Sustainable Water die Nase vorn, im Aufschwung seit März 2003 schneidet Pictet besser ab. Und auch seit Jahresbeginn schlägt der Pictet Fonds seine beiden Konkurrenten. Eindeutiger sind da die Unterschiede schon im Investmentansatz: SAM und KBC achten stärker auf nachhaltige Kriterien und gewichtete kleinere Titel über, das Portfolio von Pictet beinhaltet dagegen mehr großkapitalisierte Aktien.
Alle Daten per 16.6.2006 in Euro
Quelle:
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