In den letzten Jahren konnten sehr große Schwankungen in einzelnen Rohstoffsegmenten verzeichnet werden. Dies ist die Voraussetzung für den Erfolg aktiver Managementstrategien. Analysen von Oppenheim Pramerica zeigten, daß die Preise für Industriemetalle von Jahresbeginn bis Ende August 2006 einen Boom erlebten und um 60,7 Prozent anstiegen, während Edelmetalle um 26,2 Prozent zulegten und Energie Verluste von 20,1 Prozent erlitten - verglichen mit einem Gewinn im Energiesektor im Jahr 2005 in der Höhe von 42,2 Prozent.
Obwohl Nahrungsmittel aufgrund der zunehmenden Weltbevölkerung sehr oft als zukunftsträchtiger Sektor bezeichnet werden, hatten sich die Rohstoffpreise in den letzten Jahren nicht erhöht (YTD 2006: -13 Prozent, 2005: 10,6 Prozent, 2004: 2,46 Prozent).
Passive Indizes sind ineffizient
Veranlagungen in Rohstoffen erfolgen zumeist über Futures. Der Ertrag setzt sich zumeist aus folgenden Komponenten zusammen:
1. Zinserträge (Collateral Yield): Bei Investment in Futures werden nur geringfügige Beträge als Margins bzw. Sicherheiten hinterlegt. Der Investor partizipiert jedoch in vollem Umfang an der Entwicklung des Futures-Kontrakt. Aus diesem Grund können die verbleibenden Mittel auf dem Geldmarkt veranlagt werden. Die Höhe der erforderlichen Sicherheiten kann im Zeitablauf steigen oder sinken.
2. Roll Yield: Am Ende der Laufzeit eines Futures-Kontrakt entspricht der Preis des Kassamarktes jenem des Futures-Kontrakt. Wenn zum Zeitpunkt des Kaufes die Preise der Futures-Kontrakte unter den Kassapreisen liegen, erhält der Investor (bei unveränderten Kassakursen) diesen Zusatzertrag. Diese Konstellation (Kassa > Futures) nennt man Backwardation. Das Gegenstück dazu ist der Contango (Kassa < Futures) bzw. eine negative Roll Yield.
3. Spot Yield: Diese bezieht sich auf die eigentliche Veränderung des Kassakurses aufgrund von Angebot und Nachfrage nach dem einzelnen Rohstoffsegment (und damit auch des Futures-Kontrakt).
Christoph Eibl, Partner und Head of Trading bei Tiberius Management AG und Fondsmanager des aktiv verwalteten Fonds "Commodity Alpha OP" zur Ineffizienz bei Rohstoff-Indizes: "Die Performance der einzelnen Rohstoffsegmente ist über längere Perioden sehr unterschiedlich. Die Gewichtungen der Rohstoff-Indizes ist zu starr und sind immer voll investiert. Die Indizes sind auch zu sehr auf die kurzen Kontraktlaufzeiten beschränkt, was bei einzelnen Rohstoffen sehr große Ineffizienzen erzeugen kann.
Beispielsweise gibt es aktuell bei Rohöl-Terminkontrakten sehr große Roll-Verluste. "Aus diesen Ineffizienzen läßt sich auch Kapital schlagen. Bei Futures-Investments sind vor allem die Roll-Erträge zu beachten. Die Terminkurven, d. h. die Struktur der Preise der Terminkontrakte über verschiedene Laufzeiten liefert Informationen für die Bestimmung der optimalen Gewichtungen. Christoph Eibl: "Die detaillierte Analyse der Lagerbestände ist aus unserer Sicht sehr wichtig. Weiters sind auch saisonale Schwankungen sowie die Analyse der historischen Daten der Futures-Kontrakte von großer Bedeutung. Im aktiven Management setzen wir auch die Investitionsquote ein."
Alpha oder Beta
Veranlagungen in Rohstoffen wurden bis zuletzt fast ausschließlich von Privatbanken, Family Offices, Stiftungen und Investmentbanken getätigt. Zumeist wurden dabei Indexfonds oder Indexzertifikate genutzt (Goldman Sachs Commodity Index, Dow Jones AIG Commodity Index, CRB/Reuters/Jeffries Index, Standard & Poor´s Index, Deutsche Bank Liquid Commodity Index, Rogers International Commodity Index). Investoren, die nicht nur Beta, sondern Alpha erwirtschaften wollen, werden in Zukunft verstärkt aktiv verwaltete Fonds einsetzen, die durch Optimierung der Roll Yield, Währungsmanagement, aktive Gewichtung der Rohstoffsegmente sowie durch aktive Steuerung der Investitionsquote Zusatzerträge erwirtschaften können.