Ebenso wie bereits sein Vorgänger Zafar Ahmadullah setzt Gary Clarke auf reines bottom-up Stockpicking. „Prognosen über den weiteren Verlauf von Volkswirtschaften zu machen überlasse ich lieber anderen“, so der Schroders-Fondsmanager.
Bei welchen Aktien Bewertung und Wachstum stimmen
Zudem lässt er sich nur ungern in eine Schublade stecken: „Ich sehe mich weder als reiner Growth noch als reiner Value-Investor sondern suche nach beidem: Günstige Aktien von Unternehmen die attraktive Wachstumschancen aufweisen. Viele denken, dass es das nicht gibt, aber ich finde immer wieder genügend solcher Titel“. Beispiele dafür seien die momentan am stärksten gewichteten Positionen in seinen zusammen immerhin 4,8 Mrd. Euro schweren Fonds Schroder ISF EURO Equity und Schroder ISF European Equity Alpha: Anglo Irish Bank, AustriaMicroSystems, Mittal Steel, Continental, Rheinmetall oder ING Groep.
Diversifikation gleich doppelt
Hat sich Clarke dann einmal für gewisse Aktien entschieden, versucht er noch das Gesamtrisiko für seine Fondsinvestoren weitestgehend zu eliminieren: „Wir schauen uns an von welchem großen Entwicklungen – der Aufstieg Chinas, die EU-Osterweiterung, der US-Konsum, etc. – die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens großteils abhängt und diese Wachstumstreiber zu diversifizieren“. Zudem achtet Clarke darauf, dass seine Portfolios keine allzu großen regionalen oder sektoralen Übergewichte im Vergleich zur Benchmark aufweisen.
M&A als Kurstreiber
Derzeit ist er für europäische Aktien positiv eingestellt und führt dafür vor allem folgende Gründe an: „Der weltweite Boom bei Mergers & Acquisitions wird weitergehen und Fondsmanagern wie uns auf Einzeltitelebene gute Ertragschancen bieten“. Denn wenn Clarke aufgrund seiner Fundamantalanalysen versteckte Werte in Bilanzen aufstöbert, sind am Schluss nicht selten andere Unternehmen die Käufer, lange bevor der Gesamtmarkt auf diese Unterbewertungen aufmerksam wird. „Wir versuchen nicht vorherzusagen welche Unternehmen kaufen oder gekauft werden sondern konzentrieren uns nur darauf günstige Unternehmen mit Wachstumsphantasie zu finden. Sowohl bei Arcelor, welche von Mittal Steel gekauft wurde, oder Schwarz Pharma durch UCB, lagen wir richtig“, führt er jüngere Beispiele an.
„Viel Geld wartet darauf investiert zu werden“
Zudem sei das Liquiditätsumfeld für den europäischen Aktienmarkt – trotz steigender Zinsen – positiv. „Europäische Private Equity Fonds allein werden dieses Jahr 80 Mrd. Euro einsammeln. Da dieses Kapital durchschnittlich dreifach gehebel, also mit Fremdkapital hinterlegt, ist, stehen allein 2006 240 Mrd. Euro für Deals zur Verfügung“, gibt er sich euphorisch. „Allein aufgrund des Faktums, dass so viel Geld darauf wartet in europäische Unternehmen investiert zu werden, rechne ich nicht mit einem Bärenmarkt“. Vor dem Hintergrund des stark gefallenen Ölpreises – „auch das ist eine gute Nachricht für Aktien“ – sieht Clarke derzeit ein gutes Umfeld für europäische Aktieninvestments.
Vorsicht bei Smaller Caps
Obwohl er für den Gesamtmarkt positiv ist, gibt sich Clarke bei Small und Mid Cap Titeln vorsichtig: „Die Frage ist nicht ob, sondern nur ab wann wir eine beginnende Outperformance von Larger vs. Smaller Cap sehen“. Denn obwohl viele Experten bereits im letzten Jahre vor einer derartigen Entwicklung ausgegangen sind, haben auch heuer kleinere Werte die Nase vorn.
„Defensive Titel sind nicht billig“
Nicht so klar sei das Bild bei den Sektoren: „Obwohl defensive Sektoren seit Mai nach Jahren der Underperformance wieder besser abgeschnitten haben als zyklische - bestes Beispiel sind die defensiven Lebensmittelwerte im Vergleich zu zyklischen Rohstofftiteln – sind defensive Aktien nicht billig. Einen generellen Ausverkauf bei zyklischen Aktien halte ich deswegen nicht für realistisch“.
Track Record von Gary Clarke
Dass Gary Clarke in der Vergangenheit tendenziell eher richtig als falsch gelegen ist, beweist sein Track Record: Bis 2005 war er drei Jahre lang erfolgreich für den Gartmore European Focus Fund verantwortlich, welcher den Vergleichsindex FTSE World Europe ex UK in jeden Kalenderjahr deutlich schlagen konnte. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften startete er seine Karriere 1994 bei Prudential als Analyst für europäische Aktien. 1998 wurde er Fondsmanager und zeichnete verantwortlich für unterschiedliche Publikumsfonds bei HSBC Asset Management (z.B. HSBC GIF European Equity Fund) und Rothschild Asset Management (etwa den Rothschild Five Arrows European European Opportunities Fund). Auch diese Fonds schlugen ihre jeweiligen Vergleichsindizes in jedem Kalenderjahr.
Wie es seit dem Abgang von Zafar Ahmadullah lief
Im Oktober 2005 übernahm Gary Clarke schließlich das Fondsmanagement des heute 3,6 Mrd. Euro schweren Schroder ISF EURO Equity und des 2,2 Mrd. Euro großen Schroder ISF European Equity Alpha von Zafar Ahmadullah. Während der letztere seit damals weiterhin seinen Vergleichsindex MSCI Europe schlägt (+1,1 Prozent in den letzten 12 Monaten), liegt der langfristig extrem erfolgreiche Euro-Aktienfonds Schroder ISF EURO Equity leicht hinter seiner Benchmark zurück. Auf 5-Jahres-Sicht befindet sich der Fonds anhand der Sharpe Ratio auf Platz 3 von immerhin 97 Euro-Aktienfonds in der Fondsdatenbank Lipper. Auch in den letzten drei Jahren liegt der Fonds bequem auf Platz 6 von 122 im ersten Quartil.
Umstellungen haben kurzfristig Performance gekostet
Im Zeitraum 1.10.2005-3.10.2006 kam der Schroder ISF EURO Equity aber um 2,9 Prozent nicht an den MSCI EMU Index heran. „Noch zu Jahresbeginn waren 20 Prozent des Fonds in extrem illiquiden Titeln investiert, mittlerweile sind es nur noch sieben Prozent. Das hat uns zusammen mit den durch andere Umstellungen erhöhten Transaktionskosten schätzungsweise deutlich mehr als 200 Basispunkte an Performance gekostet“, erklärt Clarke. Jetzt seien diese Umstellungen aber abgeschlossen und dem Erreichen des Anlagezieles - der Schroder ISF EURO Equity sollte über jede 3-Jahres-Periode den MSCI EMU Index um 3 Prozent schlagen – nichts mehr im Wege.
Alle Daten per 3.10.2006 in Euro
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