Japan ist für aktive Fondsmanager anscheinend ein fruchtbarer Boden. Auf Sicht der letzten drei Jahre schnitten immerhin ein Drittel aller Japan-Aktienfonds besser ab als der TOPIX Index, welcher seit 2003 jährlich um 10,4 Prozent zulegen konnte. Und auch das Abschneiden über den 5-Jahres-Zeitraum - immerhin 32 der 129 Fonds erbrachten für ihre Anleger einen Mehrwert im Vergleich zum Index - liegt leicht über dem Schnitt anderer Assetklassen (siehe auch e-fundresearch Artikel „Wo man noch Outperformance findet“ vom 3.11.2006).
Mehrwert für den Anleger
Noch besser wird das Bild, sieht man sich das relative Abschneiden der Japan-Fonds genauer an: Während ein passives TOPIX-Indexinvestment in den letzten fünf Jahren eine Performance (vor Kosten) von gerade einmal 3,1 Prozent p.a. erzielte, glänzen die Top-3-Fonds sogar mit zweistelligen Jahreserträgen. Fonds wie der AXA Framlington Japan (14,3 Prozent p.a.), Sirius Fund Japan Opportunities Retail (11,8 Prozent p.a.) oder Nippon Growth Fund (10,5 Prozent p.a.) erzielten damit herausragende Outperformances zwischen 11,2 und 7,4 Prozent pro Jahr. Umgerechnet auf eine kumulierte Rendite, bedeutet dies einen gesamten Unterschied zwischen und 43 und 70 Prozent.
Ernüchterung nach dem Boomjahr 2005
Das in Vergleich zu anderen Weltregionen relative gute Abschneiden japanischer Aktien in den letzten fünf Jahren – der TOPIX schlug seit 2001 in Euro gerechnet sowohl den S&P 500 Index als auch den MSCI World Index – ist aber vor allem auf den Bullenmarkt 2005 zurückzuführen, als die japanische Börse um 45 Prozent zulegen konnte. Dies löste u.a. ein enormes Interesse ausländischer Anleger an japanischen Dividendentiteln aus (siehe auch e-fundresearch Fondsanalyse vom 29.12.2005 "Japan überraschte alle").
2006 hat sich das Blatt aber deutlich gewendet und der TOPIX liegt seit Jahresbeginn mit 10,7 Prozent im Minus, während Aktien aus nahezu allen anderen großen Weltregionen teilweise deutlich im Plus liegen (MSCI Europe: +18 Prozent, MSCI World: +6,6 Prozent oder S&P 500 mit +3,1 Prozent). Angeführt wurde dieser Einbruch von den jahrelang boomenden Small Caps: Der Tokio Stock Exchange 2nd Section Index verlor seit Jahresbeginn jedenfalls mehr als ein Viertel seines Wertes.
Was ist passiert?
Für Daniel Stössl, Dachfondsmanager des ESPA Best of Japan, hat das schlechte Abschneiden der japanischen Börse keine fundamentalen Gründe: „Der Auslöser war wohl eher ein gewisses Aufkommen von Risikoaversion verstärkt durch das Verhalten von Hedgefonds“. Diese hätten in den letzten Jahren oftmals eine so genannte „carry trade“ Strategie verfolgt und Large Caps geshortet bzw. Small Caps dafür gekauft. „Als Large Caps plötzlich besser abgeschnitten haben als Small Caps, hat das den Markt völlig zerstört“, berichtet der Experte. „Zudem war sehr viel kurzfristiges Geld in Japan zwischengeparkt, welches schnell wieder abgezogen wurde“.
Favoritenwechsel in Japan?
Dieses schlechte Abschneiden des Gesamtmarktes schlug sich naturgemäß auf das Universum der Japan-Aktienfonds nieder. Die langfristigen Top-5-Fonds, gemessen an der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio p.a. im Zeitraum November 2001-2006 in Klammer), sind jedenfalls:
- AXA Framlington Japan (0,53)
- Sirius Fund Japan Opportunities Retail (0,47)
- Nippon Growth Fund (0,3)
- Willerequity Japan (0,21)
- Callander Fund Japan New Growth (0,2)
Diese Top-Fonds mussten 2006 aber alle herbe Verluste einstecken und liegen nur mehr im dritten (AXA Framlington, Nippon Growth und Willerequity) bzw. vierten Quartil (Sirius und Callander) ihrer Vergleichsgruppe. Ein ähnliches Phänomen ist übrigens auch bei Asien ex Japan Fonds festzustellen (siehe e-fundresearch Artikel „Favoritenwechsel in Asien?“ vom 8.11.2006).
„Während 2005 vor allem Growth-Aktien aus zyklischen Branchen und Small Caps sehr gut gelaufen sind, sucht der Markt in diesem Jahr eigentlich genau das Gegenteil“, berichtet Yoshito Tsubota, von Dai Ichi Life Insurance Industrial Bank of Japan A.M. (DIAM) aus Tokio. Der für den Callander Fund Japan New Growth verantwortliche Manager hat deswegen seine Smaller Cap Gewichtung von rund 50 Prozent zu Jahreswechsel auf elf bis zwölf Prozent zurückgefahren. „Hätten wir das nicht gemacht, hätten wir noch sehr viel mehr Geld verloren. Man kann also sagen, dass wir das richtige gemacht haben. Vielleicht aber nicht früh genug“, gesteht er im Rahmen einer Investorenveranstaltung in Wien.
Der Callander Fund Japan New Growth Fund, welcher in der letzten drei Jahren eine annualisierte Rendite von 12,8 Prozent erzielen konnte (um 2,4 Prozent mehr als der TOPIX Index), liegt dieses Jahr mit 17,8 Prozent im Minus (TOPIX -10,7 Prozent).
Ausblick: Plus elf Prozent in sechs Monaten
Für die nächsten Monate ist Tsubota aber wieder positiv gestimmt: „In den nächsten sechs Monaten sollte der TOPIX Index sich in einem Band zwischen 1550 und 1780 Punkten bewegen“, prognostiziert er. Im Vergleich zum aktuellen Stand von 1600 Punkten, bedeutet dies ein maximales Aufwärtspotential von elf Prozent.
Was für und gegen Japan spricht
Danach sollte der langfristige Aufholprozess des japanischen Aktienmarktes weitergehen: „Das langfristige Hoch ist noch sehr weit entfernt“, ist Tsubota überzeugt und führt dafür gleich mehrere Gründe an. Die operativen Gewinne der großen Unternehmen seien auf All-Time-High, der TOPIX aber noch immer weit von seinen Höchstständen im Jahr 1988 entfernt. Zudem sei Japan der Hauptprofiteur der starken asiatischen Volkswirtschaften. Aber auch andere, nicht so vordergründige Fakten sprechen momentan für Japan. So sei etwa der Anteil von Banknoten am Bruttoinlandsprodukt zuletzt zum ersten Mal seit 1993 im Sinken begriffen: „Aufgrund der geringen Zinsen und des relativ geringen Vertrauen in das Bankensystem, haben die Japaner große Mengen an Bargeld gehortet. Aktuell beträgt der Anteil knapp 60 Prozent des nominellen BIP. Diese Liquidität wird in den nächsten Jahren den Weg in Sparkonten aber auch in Aktien finden“.
Das Hauptrisiko aus Sicht des DIAM-Managers ist eine massive Abkühlung der US-Wirtschaft bzw. ein Hard-Landing Chinas. „Unterschätzen sollte man zudem nicht den durch jahrelange Kursverluste traumatisierten japanischen Anleger und Nordkorea“, führt er auf.
Unter dem Strich ist Tsubota aber optimistisch: „Die möglichen Risiken erscheinen uns klein in Relation zu unserem Hauptszenario, weshalb wir eigentlich sehr bullish sind“.
Fazit
Nach dem Boomjahr 2005 haben Japan-Aktienfondsbesitzer in diesem Jahr wenig zu lachen. Dazu kommt noch, dass die Top-Fonds der vergangenen Jahre besonders schwer getroffen wurden. „Die High-Flyer des Jahres 2005 sind die Verlierer 2006“, zieht Japan-Fondsexperte Stössl eine nüchterne Bilanz. Langfristig orientierten Anlegern rät er zu Fonds, die weder eine reine Growth, noch eine reine Value-Strategie verfolgen. „So genannte Blend-Fonds sind für Privatanleger sicher das Beste, weil man da in der Tendenz am wenigsten falsch liegen kann“, so Stössl. Als interessante Produkte sieht er etwa den Vitruvius Japanese Equity, Nippon Portfolio Fonds von Gutmann oder den GAM Star Japan an. Auch der ESPA Stock Japan sei ein guter Blend-Fonds, der seit Übernahme des Managementes durch Mitsubishi UFJ per Ende 2005 genauso gut performt hat wie das Nippon Portfolio. Die beiden ersteren Fonds von Vitruvius und Gutmann liegen anhand der Sharpe Ratio der letzten fünf Jahre im ersten Quartil, erzielten aber auch 2006 im Vergleich zum TOPIX Index eine Outperformance.
Alle Daten per 10.11.2006 in Euro
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