Die stabilsten Indien-Fonds

In diesem Jahr liegen alle 21 Indien-Aktienfonds hinter dem MSCI India Index zurück. Das enttäuschende Abschneiden führt Sanjiv Duggal, Fondsberater des größten Indien-Aktienfonds von HSBC, auf die Cash-Quoten der Fonds und das pro-zyklischen Anlegerverhalten zurück. Funds | 24.11.2006 06:17 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Bis Mai war die Welt an der Börse in Mumbai noch in Ordnung: Zwischen Ende Oktober 2005 und Mitte Mai 2006 stieg der MSCI India Index ohne erwähnenswerte Rückschläge um fulminante 57 Prozent. Führende Fondsmanager warnten damals aber bereits vor einer möglichen Blase (siehe auch „Indien Fonds für den Abschwung“ vom 10.5.2006).

2006: Indien-Aktien verteuerten sich um 34 Prozent…

Just einige Tage später war es dann soweit und der Markt brach innerhalb eines Monats um 31 Prozent ein. Seit Mitte Juni kennt der Markt aber wieder nur eine Richtung und gewann um weitere 59 Prozent zu. Der MSCI India Index notiert per 21.11. jedenfalls um 34,3 Prozent höher als noch zu Jahresbeginn und eilt derzeit von einem zum nächsten Allzeit-Hoch.

… Indien-Fonds nur um 24 Prozent

Für die Besitzer von Indien-Aktienfonds hatte diese Achterbahnfahrt heuer aber ziemliche Konsequenzen. Denn die heftigen Bewegungen des Marktes drückten auf die Erträge aller Indien Fonds. Im Schnitt kamen die Indien-Fonds (gemessen am Fondskategorie-Durchschnitt von Lipper) im laufenden Jahr gerade einmal auf ein Plus von 24,4 Prozent. Gegenüber dem MSCI Vergleichsindex bedeutet das eine fette Underperformance von 9,9 Prozent.

Was ist passiert?

Ein Grund für das schlechte Abschneiden ist die Liquidität die die Fonds halten (müssen). Da bei einem offenen Investmentfonds Anleger jederzeit Anteile kaufen und verkaufen können, ist der Fondsmanager gezwungen einen kleinen Barbestand zu halten. Aber schon eine geringe Cash-Quote von drei Prozent drückt bei einer Indexperformance von 34 Prozent die Performance um rund ein Prozent.

„Zudem hat das pro-zyklische Anlegerverhalten vieler Investoren geschadet“, drückt es Sanjiv Duggal, Fondsberater des mit 3,5 Mrd. Euro größten Indien-Aktienfonds HSBC GIF Indian Equity, vorsichtig aus. Was er damit meint: Wenn der Markt nach oben geht, steigen die Mittelzuflüsse teilweise rasant an. Am Indexhoch angelangt ist der Fondsmanager dann gezwungen auch zu teilweise unattraktiven Bewertungen Aktien noch zuzukaufen. Geht es nach unten wäre der Markt zwar wieder günstiger bewertet, trotzdem muss der Fondsmanager in der Regel Aktien verkaufen um genügend Liquidität für Mittelabflüsse bereit zu halten. „Beide Effekte zusammen haben dieses Jahr signifikant auf die Performance gedrückt“, beschreibt Duggal das schlechte relative Abschneiden seines Fonds auf einer Investoren-Veranstaltung diese Woche in Wien.

Aber auch die anderen Indien-Fonds erzielten heuer kaum bessere Erträge, wie das Abschneiden der größten vier Portfolios zeigt (Fondsvolumen in Klammer):

  1. HSBC GIF Indian Equity (3,5 Mrd. Euro): +27,3 Prozent
  2. Fidelity Funds – India Focus (2,9 Mrd. Euro): +23,6 Prozent
  3. JF India (2,8 Mrd. Euro): +31,5 Prozent
  4. Aberdeen Global – India Opportunities (1,65 Mrd. Euro): +13,2 Prozent

Langfristig stimmt die Leistung bei Indien-Fonds

Indien-Fondsanleger sollten vor diesem Hintergrund aber die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Denn langfristig ist das Abschneiden der einzelnen Produkte mehr als zufrieden stellend: Auf 5-Jahres-Sicht erzielte der Fondsdurchschnitt eine Jahresperformance von 31,7 Prozent, der MSCI India Index dagegen „nur“ 26,1 Prozent. Der Fonds mit der höchsten Performance im Zeitraum 2001-2006, der HSBC GIF Indian Equity, kam sogar auf eine Jahresrendite von 37,6 Prozent oder kumuliert auf eine Outperformance von 175 Prozent. Aber auch die nächstbesten Fonds AllianceBernstein India Liberalisation (29,8 Prozent p.a.) oder JF India (29,1 Prozent p.a.) erzielten einen signifikanten Mehrertrag gegenüber dem Index.

HSBC und JF am Stabilsten

Anleger sollten bei der Auswahl ihres Indien-Fonds aber besonders auf die Stabilität der Erträge achten. So liegt nämlich der AllianceBernstein India Liberalisation anhand der 3-Jahres und 5-Jahres-Performance zwar im ersten Quartil (also unter den Top-25-Prozent) seiner Vergleichsgruppe, über 24 Monate und seit Jahresbeginn aber nur im vierten Quartil. Das stabilste Abschneiden weisen die Fonds von HSBC und JF auf, welche über alle Zeiträume im ersten bzw. zweiten Quartil liegen. Letzterer liegt in diesem Jahr mit einem Plus von 31,5 Prozent sogar auf Platz 1 von 21 Fonds, verfehlte damit den MSCI India Index aber immer noch um 2,8 Prozent.

Wie geht es in Indien 2007 weiter?

Den weiteren Verlauf des indischen Aktienmarktes schätzt Sanjiv Duggal vorsichtig optimistisch ein. Im Rückblick fällt dabei auf, dass Duggal im Unterschied zu vielen seiner  Kollegen Anleger vor Indien-Investments im Mai diesen Jahres explizit abgeraten hat. „Zu diesem Zeitpunkt kochte die Spekulation über, was man beispielsweise an den Terminkontrakten auf Einzelaktien ablesen konnte. Der Aktienmarkt war völlig überhitzt“, erklärt der Inder.

„Aufwärtspotential bis März begrenzt“

Nach dem Kursanstieg in der zweiten Jahreshälfte befindet sich das investierte Volumen in diese Terminkontrakte zwar wieder auf einem recht hohen Niveau: „Von den Höchstständen im Mai sind wir aber noch weit entfernt“, so Duggal, der aber aus einem anderen Grund weniger optimistisch ist: „In den nächsten 3-4 Monaten rechnen wir mit einer enormen Menge von Wandelanleihen, die in Aktien umgewandelt werden. Dieses zusätzliche Angebot wird zusammen mit der etwas verhaltenen ausländischen Nachfrage nach indischen Aktien das Aufwärtspotential des Marktes begrenzen“. So habe sich etwa das in indische Aktien investierte Volumen in diesem Jahr im Vergleich zu 2005 halbiert, berichtet der Experte weiter.

„BIP-Wachstum so hoch wie seit 1989 nicht mehr“

Fundamental ist aber sehr optimistisch: „Im Fiskaljahr 2006 hat das BIP-Wachstum mit 8,4 Prozent im Jahresabstand den höchsten Wert seit 1989 erreicht. Auch wenn man das reale BIP-Wachstum um die stark vom Monsun-Regen abhängige Landwirtschaft normalisiert, hat sich das Wachstumstempo seit 2002 fast verdoppelt“, rechnet Duggal vor. Getrieben wurde diese Entwicklung vor allem durch ein seit Jahren zweistelliges Wachstum der Industrieproduktion. „Das sollte auch in den nächsten Jahren anhalten“.

Hohe Bewertung durch Wachstum gerechtfertigt

Die relativ hohe Bewertung – der indische Aktienmarkt ist mit einem KGV von 18 die teuerste Schwellenländer-Börse, die Dividendenrendite sank dabei von 10 im Jahr 2003 auf 1,8 Prozent und liegt damit so tief bei wie keinem anderen Markt in Asien – macht Duggal aber keine Sorgen: „Denn das hohe Unternehmensgewinnwachstum rechtfertigt das“.

Welche Themen in Indien Rendite bringen sollten

Für die kommenden Jahre sieht Duggal in Indien vor allem folgende Themen als Renditebringer: „Das eine ist die schlechte Infrastruktur und der dadurch bestehende Nachholbedarf. Dieses Thema decken wir mit Aktien aus der Bauzuliefererbranche wie Zement und Stahl ab. Das andere große Thema ist ein eher ein Politisches. Die Früchte der Reformen und des Wachstums kommen zunehmend den Ärmeren zugute, auch in den ländlichen Regionen. Das bedeutet steigende Einkommen und sollte deshalb den Konsum beleben. Abzudecken ist dieses Thema unter anderem mit klassischen Konsumgüterwerten, aber auch mit Automobil- und Telekommunikationstiteln“.

Fazit

Indien-Aktienfonds eignen sich nur für erfahrene Anleger mit einem dementsprechend langen Investmenthorizont von mindestens drei, besser fünf oder mehr Jahren. Dass Market-Timing in volatilen Märkten besonders schwer ist, mussten viele Anleger im Auf und Ab des laufenden Jahres schmerzlich lernen. Wer langfristig vom strukturellen Wachstum in Indien profitieren will, für den eignen sich Fonds mit stabilem Performanceverlauf: Über die Zeiträume der letzten fünf, drei und zwei Jahre bzw. seit Jahresbeginn schnitten jedenfalls die Indien-Fonds HSBC GIF Indian Equity und JF India am Besten ab.

Alle Daten per 21.11.2006 in Euro
Quelle:  

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