Globale Healthcare-Aktien gelten als langfristiges Investment und im Hinblick auf die demografische Entwicklung in den Industrieländern als Fixpunkt in einem diversifizierten Portfolio. Kurzfristig blieb die Performance von Healthcare-Titeln aber hinter jener des breiten Marktes zurück: Der MSCI World/Biotechnology verlor in den letzten 12 Monaten sieben Prozent, der pharmalastige MSCI World/Healthcare Index notiert nahezu unverändert zu seinem Stand im November 2005. Im gleichen Zeitraum verteuerten sich globale Aktien (MSCI World Index) aber deutlich um 10,5 Prozent.
Ganz anders sieht das Bild langfristig im Zeitraum 1999-2006 aus: Während globale Biotech-Aktien pro Jahr um 5,7 Prozent zulegten, erzielten globale Healthcare Aktien nur 0,4 Prozent p.a.. Daraus wird eines ganz klar ersichtlich: Die Dosis der Beimischung von Biotechs zum richtigen Zeitpunkt spielt bei Investments im Healthcare-Bereich eine entscheidende Rolle. Die Grenzen zwischen den einzelnen Sub-Sektoren werden immer fließender. Für Privatanleger keine leichte Aufgabe, aktiv gemanagte Fonds bieten sich hier an.
Auf Sicht der letzten fünf Jahre erzielten Healthcare-Fonds mit Europa-Schwerpunkt den besten risikoadjustierten Ertrag, gemessen an der Sharpe Ratio. Neben dem Fortis L Equity Pharma Europe liegt der ING (L) Invest European Health Care auf Platz zwei. Fondsmanager Laurent van Tuycom konzentriert sich nur auf europäische Healthcare-Aktien, welche sich in den letzten Jahren zudem besonders gut entwickeln konnten. Auch in den nächsten Jahren rechnet er aber mit einer Outperformance Europas: „Die Bewertungen der großen europäischen Pharma-Titel befinden sich im Verhältnis zum europäischen Gesamtmarkt nahe ihren absoluten Tiefsständen. Aber auch die europäischen Biotech-Werte sehen derzeit attraktiver aus als ihre US-Konkurrenten“, berichtet der Experte. Der Nachteil der geringeren Diversifikation im Vergleich zu einem globalen Portfolio – in Europa existieren zum Beispiel relativ wenige Biotech-Unternehmen – wird laut Tuycom neben dem fehlenden USD-Währungsrisiko mit einem höheren Gewicht von Smaller Cap Healthcare Aktien wettgemacht. „In diesen weniger analysierten Bereichen des Marktes finden wir als aktiver Manager verstärkt interessante Firmen“. Für 2007 rechnet der ING-Fondsmanager mit einem konjunkturellen „soft-landing“ ausgehend von den USA: „In diesem Umfeld sollten die defensive Healthcare-Aktien endlich besser abschneiden als der Gesamtmarkt“, gibt er sich schließlich optimistisch.
Dieser Meinung ist auch Thomas Bucher, Fondsmanager des DWS Pharma-Aktien Typ O, DWS (Austria) Pharma und DWS PharmaMed. „Wir gehen für 2007 von einer konjunkturellen Wachstumsdelle aus. Die Erleichterung darüber, dass aller Voraussicht nach keine Rezession im Anmarsch ist, hat die Aufmerksamkeit der Investoren jedoch auf konjunktursensiblere Sektoren wie etwa Stahl oder Technologie gelenkt. Sollten jedoch die Konjunkturängste in den Vordergrund treten, wäre gerade jetzt der richtige Einstiegszeitpunkt bei Healthcare-Aktien“. Während Bucher vor allem bei US-Krankenversicherungen wegen der Privatisierung des Medicaid Bereichs optimistisch ist, warnt er vor Generika-Investments: „Obwohl die Verwendung von Generika in allen Regionen zunimmt und zwar weltweit etwa um 15 Prozent p.a., glauben wir nicht, dass Generikahersteller ein profitables Geschäftsmodell darstellen. Die Markteintrittsbarrieren sind sehr gering und führen zu Kapazitätsausweitungen in Indien. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Generikapreise jährlich etwa um zehn Prozent fallen und den starken Nachfrage-Effekt fast zunichte machen“, begründet er. Bucher ist zudem klar gegen ein konzentriertes Europa-Investment in Healthcare-Bereich: „In den vergangenen drei Jahren waren die europäischen Pharmaunternehmen grundsätzlich mit einer besseren Forschungspipeline ausgestattet. Dies gilt aus heutiger Sicht nicht mehr, deshalb kann ein globaler Investor besser an den Chancen der US- und japanischen Pharmaunternehmen teilnehmen. Zudem bieten die Emerging Markets ein enormes Wachstumspotential, weil in diesen Ländern die Gesundheitsausgaben deutlich schneller als das Sozialprodukt steigen werden“. Zu den weiteren Performanceaussichten äußert sich der Deutsche wie folgt: „Wir erwarten, dass die Gewinne des Gesundheitssektors weltweit im Durchschnitt um etwa 10 Prozent in den kommenden drei Jahren wachsen wird. Eine dementsprechende Performance sollte man auch mit den Aktien des Sektors erzielen können“.
Auch Norman Fidel, Fondsmanager des fünftplazierten AllianceBernstein International Health Care, ist für Pharma-Aktien wieder optimistischer und hat den Anteil in den letzten 12 Monaten von 38 auf 50 Prozent des Portfolios erhöht, den Biotech-Anteil mit 15 Prozent aber nahezu unverändert gelassen. „Die negativen Auswirkungen auslaufender Patente sollten sich in den nächsten Jahren in Grenzen halten“, begründet der Manager des bereits 1983 aufgelegten Fonds seine Entscheidung. Besonderes Wachstum sieht er aber in einem dritten Bereich: „Der Sub-Sektor medizinische Dienstleistungen sollte in den USA in den nächsten Jahren mit 15-20 Prozent p.a. wachsen, weshalb wir Aktien wie WellPoint and UnitedHealth Group besonders mögen“, verrät er Gründe für die Investments in seine größten zwei Fondspositionen Anlegern rät er auch er aber dazu, besonders im Healthcare-Bereich breit gestreut anzulegen: „Besonders wichtig ist es regional ausgewogen zu investieren“. Das Faktum, dass US-Pharma-Firmen in den letzten Jahren viel stärker von auslaufenden Patenten auf Blockbuster-Medikamente betroffen wurden als europäische Firmen und deswegen schlechter abschnitten, sei kein Grund das Augenmerk nur auf Europa zu legen, so der Experte. Aktuell beträgt der USA-Anteil beim International Health Care 61 Prozent. Im kommenden Jahr gehen die ACMBernstein Experten ebenfalls von einem langsameren Wirtschaftswachstum aus: „In einem solchen Umfeld sollten Healthcare-Aktien besser abschneiden als der Gesamtmarkt“, so Fidel.
Alle Daten per 10.11.2006 in Euro
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