Zwischenbilanz bei Infrastruktur-Fonds

„Über die nächsten 25 Jahre werden jede Woche eine Million Menschen vom Land in die Stadt ziehen“, schildert Catherine Morat von Wellington Management einen der Gründe warum Infrastruktur-Investments zukünftig boomen werden. Investoren müssen dafür aber einen langen Anlagehorizont mitbringen. Funds | 06.04.2007 06:22 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Anleger, die über offene Investmentfonds in den derzeit boomenden Bereich der Infrastruktur investieren wollen, können seit dem 31. März 2006 aus zwei Fonds wählen. Just am selben Tag wurde neben dem auf Asien fokussierten INVESCO Asia Infrastructure Fund der global anlegende Clariden Leu (Lux) Infrastructure Fund aufgelegt (siehe auch "Infrastrukturfonds im Vergleich" vom 16.10.2006).

Letzterer wird von Wellington Management in Boston verwaltet, wobei ein dreiköpfiges Team verantwortlich zeichnet. Jeder der drei Portfoliomanager verwaltet unabhängig voneinander ein Drittel des mittlerweile 251 Millionen Euro großen Fonds. So ist Archana Basi auf den Bereich der High Growth/Volatility Aktien spezialisiert, Tom Levering sucht dagegen unterbewertete Aktien mit Spezialisierung auf die Branchen Versorger und Energie und Will Wrightson gilt als Contrarian mit Fokus auf Industriewerte.

Da der Fonds nicht nur in eine Vielzahl unterschiedlicher Branchen investiert, sondern neben Aktien aus Industrie- auch Schwellenländer-Papiere auswählt, sei dieser Teamansatz notwendig. So legt Wellington sowohl in traditionelle Infrastruktur (gebührenpflichtige Autobahnen, Strom- und Gasversorgung, Pipelines, Seehäfen und Flughäfen), sonstige Infrastrukturinvestitionen (drahtlose Kommunikation, Wohnungsbau und unabhängige Stromerzeuger) als auch Firmen an, die infrastrukturbezogene Produkte und Dienstleistungen anbieten (Transport, Baumstoffe, Maschinen- und Anlagenbau). Auch verteilt sich der Fondsvolumen nicht nur auf Large Caps, denn 58 Prozent des Fonds sind in Mid- und Small Cals mit einer Marktkapitalisierung von unter 10 Mrd. US-Dollar investiert.

Infrastruktur kostet 850 Mrd. US-Dollar pro Jahr

Das Umfeld für globale Infrastruktur-Investments sei derzeit vorteilhaft. So rechnet Catherine Morat, Director bei Wellington Management International in London, zukünftig u.a. mit einem starken Trend hin zu Verstädterung: „Über die nächsten 25 Jahre werden jede Woche eine Million Menschen vom Land in die Stadt ziehen, was enorme Infrastruktur-Investitionen notwenig macht“, so die Französin. Im Zeitraum 2005-2010 werden die jährlichen Investitionen in diesen Bereich laut einer Schätzung der Weltbank bei 849 Mrd. US-Dollar liegen. „Das ist das Doppelte als in der 5-Jahres-Periode davor“.

Industrie- und Schwellenländer: 50/50

Zudem verteilen sich diese Mittel je zur Hälfte auf Industrie- bzw. Schwellenländer. „Während in den Industriestaaten in den letzten 20 Jahren eher soziale und demografische Probleme im Vordergrund standen, wird man sich zukünftig der veralteten Infrastruktur widmen müssen“, so Morat. Die Energie-Infrastruktur etwa werde immer stärker beansprucht, aber seit Jahrzehnten nimmt die Nachfrage zu, ohne dass der Kapazitätsausbau damit Schritt hält.

In den Schwellenländern wird die Infrastruktur erst langsam aufgebaut, wobei der wirtschaftliche Aufstieg zusammen mit der Verstädterung die treibenden Kräfte sind. „In Ländern wie Indien oder Brasilien ist die fehlende Infrastruktur, also etwa Straßen, das Hindernis Nummer eins für ein stärkeres Wirtschaftswachstum“. Nach der Finanzkrise von 1998-1999 wurde in Asien besonders wenig in die Infrastruktur investiert. Die Weltbank schätzt, dass die Schwellenländer pro Jahr sieben Prozent ihres Bruttosozialprodukts (BIP) ausgeben müssen, um den Infrastrukturbedarf zu decken. Viele dieser Länder blieben jedoch weit hinter diesem Wert zurück. So liegen die Infrastrukturausgaben in Lateinamerika laut Angaben der Weltbank seit über zehn Jahren unter drei Prozent des BIP.

Aktuell ist der Fonds übrigens zu 26 Prozent in Nordamerika investiert, dann folgt aber bereits Brasilien mit 14 Prozent vor Europa ex UK mit 11 Prozent. Der Split Industrie/Schwellenländer beträgt aktuell 44/56 Prozent. Sektoral teilt sich das Fondsvolumen je zu rund einem Drittel auf Industrie- als auch Versorger-Werte auf. Telekom und zyklische Konsumgüter folgen mit knapp zehn Prozent.

Der Aufholprozess hat gerade erst begonnen

Und der Aufholprozess habe gerade erst begonnen, so Morat. „Die installierte Stromkapazität pro Einwohner liegt in den Schwellenländern erst bei 13 Prozent der Industriestaaten. Auch haben nur 78 Prozent der Bevölkerung dort Zugang zu sauberem Wasser und auch die Straßendichte macht erst ein Viertel des Niveaus der entwickelten Länder aus“ (siehe auch Tabelle rechts). 

Clariden vs. INVESCO

Seit Auflage knapp einem Jahr liegt der in US-Dollar notierte (und nicht währungsgesicherte) Clariden Leu (Lux) Infrastructure Fund mit 13,8 Prozent im Plus, die gehedge Euro-Variante erzielte mit 17,9 Prozent deutlich mehr. Ein Vergleich mit dem INVESCO Asia Infrastructure Fund (in USD), welcher über diesen Zeitraum auf +16,4 Prozent kam, ist aufgrund der komplett unterschiedlichen regionalen Ausrichtung nur eingeschränkt möglich. In dem von Maggie Lee in Hong Kong verwalteten 370 Millionen Euro große Fonds macht China (inkl. Kong Kong) etwa ein Viertel aus, dann folgen Singapur, Indien und Australien.

Den MSCI All Country World Index mit +6,6 Prozent schlugen aber beide Fonds deutlich.

Fazit

Infrastruktur wird eigentlich nur dann wahrgenommen, wenn sie nicht funktioniert. Anleger sollten davon aber eine Ausnahme machen, denn fundamentale Gründe für ein Investment in diesen Bereich gibt es genügend. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass ein konzentriertes Sektorinvestment – wie Infrastruktur-Fonds das sind - ein höheres Risikoprofil aufweisen als ein breit gestreutes Regioneninvestment. So liegt die Volatilität der beiden Fonds von Clariden bzw. INVESCO auf Sicht der letzten 12 Monate zwischen 16 und 17 Prozent p.a., der MSCI All Country World Index schwankte mit 10,7 Prozent deutlich weniger. Während man also bereits für herkömmliche Aktieninvestments einen langfristigen Anlagehorizont von über fünf Jahren mitbringen sollte, sollte dieser bei Infrastruktur-Fonds noch deutlich darüber liegen.

Alle Daten per 3.4.2007 in Euro
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