Langfristig war mit japanischen Aktien wenig zu verdienen: Im Zeitraum der letzten 15 Jahre kam der TOPIX Index (dieser zeigt die Entwicklung aller rund 1.600 zum amtlichen Handel in Japan zugelassenen Aktien) gerade einmal auf ein jährliches Plus von 1,7 Prozent. Der MSCI World Kokusai (World ex Japan) Index kam im selben Zeitraum dagegen auf 10,3 Prozent p.a. - und das sogar noch mit einer deutlich geringeren Volatilität.
In den letzten sieben Jahren war dafür aus Sicht eines Euro-Anlegers vor allem der schwache Yen verantwortlich. Dieser verlor seit 25. Oktober 2000 knapp 43 Prozent an Wert. Die Performance des Topix Index reduzierte sich in diesem Zeitraum deshalb von +4,4 Prozent p.a. auf -4,4 Prozent p.a. in Euro.
Mit diesem Abwärtstrend könnte es jetzt aber zu Ende sein. „Eine Unzahl von Indikatoren deuten darauf hin, dass die kürzliche Stärke des Yen erst der Beginn einer längeren Aufwärtsbewegung darstellt“, so John Trudgian, der bei Williams Inference Center - einem privaten Think-Tank – u.a. Fondsgesellschaften wie Fidelity oder Morgan Stanley über die globalen Trends auf dem Laufenden hält. Denn der schwache Yen wurde in den letzten Monaten u.a. ausgelöst durch Carry Trades.
Zur Erklärung: Carry Trades sind Transaktionen, bei denen Anleger in einer Währung (beispielsweise Yen oder Schweizer Franken) zu niedrigen Zinsen einen Kredit aufnehmen, um die aufgenommenen Mittel in Anlagen in einer anderen Währung zu investieren, die eine höhere Rendite erbringt. Steigt der Yen jetzt wieder, werden viele dieser Transaktionen unprofitabel. Um die Yen-Kredite zurückzahlen zu können, müssen zuerst Yen angekauft werden, was den Anstieg weiter beschleunigen würde.
Anlegern rät Trudgian deswegen folgendes: „Wer sich in Yen, oder auch in abgeschwächter Form in Schweizer Franken finanziert hat, soll sofort seine Kredite zurückzahlen. Dagegen könnte eine Investition japanische Yen-Anlagen sinnvoll sein“. Eine ähnliche Empfehlung gab Jean-Pierre Hellebuyck, Mitglied des Board of Directors von AXA Investment Managers, kürzlich ab: „Wir sind der Auffassung, dass der Yen seine Position als einzige Anlageform, die echte Diversifizierungs- und Hedging-Vorteile bietet, beibehält. Tatsache ist nämlich, dass der Yen zurzeit gegenüber Dollar, Euro und Pfund um 30 bis 40 Prozent unterbewertet ist. Die Investition in japanische Aktien ist sicherlich eine sinnvolle Form, Yen anzukaufen“. Auch der bekannte „Big Mäc Index“ des britischen Wochenmagazins „Economist“, zeigt momentan übrigens eine Unterbewertung des Yen gegenüber dem Euro um rund 40 Prozent an.
Fonds die vom steigenden Yen profitieren
Mit welchen Fonds man am besten von einem steigenden Yen profitieren kann, hat e-fundresearch.com exklusiv für den TOP-GEWINN analysiert. Dabei wurden zuerst alle 231 per Ende Februar 2007 in der Fondsdatenbank Lipper enthaltenen Fondskategorien auf ihr Verhalten gegenüber Änderungen des Euro/Yen-Wechselkurses hin untersucht. Als Kennzahl diente der Beta-Faktor, welcher generell die Beziehung der Kursentwicklung zwischen einem Wertpapier zu einem Index bzw. Währung anzeigt. Liegt das Beta über eins, gewinnt ein Fonds bei einem steigenden Yen mehr als dieser. Unter eins, würde der Fonds relativ gesehen von einem fallenden Yen profitieren.
Mit einem Beta von 1,59 weisen japanische Smaller Cap Aktienfonds im Zeitraum der letzten fünf Jahre das höchste Beta gegenüber dem Euro/Yen-Wecheselkurs auf. Dahinter folgen mit 1,43 japanische Immobilienaktien-Fonds bzw. japanische Standardwerte Aktienfonds (1,3). Anlegen in japanische Mischfonds bzw. Yen-Geldmarktfonds weisen dagegen nur ein Beta von knapp über eins auf.
In einem zweiten Schritt wurden alle Investmentfonds aus den Kategorien japanische Smaller Caps und Standardwerte-Aktienfonds (Immobilienaktien-Fonds mit Japan-Fokus waren zum Stichtag in Österreich keine zugelassen) im Detail analysiert. Nur Produkte, die sowohl innerhalb ihrer jeweiligen Lipper-Vergleichsgruppe anhand der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) unter den Top-25-Prozent liegen und ein Beta von über 1,5 zum Euro/Yen-Wechselkurs aufweisen, kamen in die engere Auswahl. Stichtag für diese Analyse war der 28.2.2007.
Das höchste Beta weisen drei Smaller Cap-Aktienfonds auf: Allianz-dit Nebenwerte Japan (1,88), Aberdeen GlobalSpectrum Japan Enterprise (1,8) und Parvest Japan Small Cap (1,66). Die höchste Sharpe Ratio der drei hat übrigens der Aberdeen-Fonds mit 0,51 p.a..
Dann folgen fünf Japan-Aktienfonds mit Fokus auf Standardwerte: Callander Fund Japan New Growth (1,63), UBAM Japan Equity (1,54), Vitruvius Japanese Equity bzw. Nippon Portfolio Fonds und Allianz-dit Japan (je 1,51). Top anhand der risikoadjustierten Rendite ist hier der Callander-Fonds.
Fazit
Viele Gründe sprechen momentan für japanische Aktienfonds: Die Wirtschaft wuchs im Jahr 2006 um 2,2 Prozent, das sechste Jahr in Folge mit positivem Wachstum. Aufgrund des Arbeitskräftemangels erwarten Experten für 2007 kräftige Lohnerhöhungen. „Dies beschleunigt den Inlandskonsum und stimuliert das Wirtschaftswachstum“, erklärt Daniel Stössl, Dachfondsmanager des ESPA Best of Japan. Der Konsum steige auch, weil derzeit viele zahlungskräftige Babyboomer in den Ruhestand gehen und sich einen hohen Lebensstandard leisten. Und schließlich zögern die Konsumenten größere Anschaffungen seltener hinaus: „Sie erwarten keine sinkenden Preise mehr“.
Während eine Verteuerung der eigenen Währung generell ein zweigeteiltes Schwert für Aktien ist – exportorientierte Unternehmen leiden, auf den Inlandsmarkt fokussierte Unternehmen nicht – spricht vieles für eine unterm Strich positive Auswirkung eines starken Yen. „Der Inlandskonsum wird immer wichtiger, was die Exportabhängigkeit reduziert“, erklärt Stössl. Aktien, die wenig vom Export abhängen, sollten zukünftig aber die Nase vorn haben: „Das sind vor allem Smaller Caps, da diese weniger vom Ausland abhängen und deswegen auch ein höheres Beta zum Yen aufweisen“. Zudem seien Small Caps derzeit ähnlich hoch bewertet wie Large Caps, weisen aber ein höheres Wachstum der Gewinne auf.
Die Asset Allocation Gruppe der Erste Sparinvest erwartet für Japan-Aktien die nächsten zehn Jahre übrigens einen nominellen Return zwischen 8,5 und 9 Prozent in japanischen Yen. Etwaige Währungsgewinne gegenüber dem Euro würden hier dann noch dazukommen.
Alle Daten per 27.3.2007 in Euro (außer anders angegeben)
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