e-fundresearch/Frankfurt: Welche neuen Trends im Fund-of-Fund-Management beobachten Sie derzeit?
Meyer: "Wir können derzeit verschiedene Entwicklungen beobachten. Es beginnt mit der unabhängigen Auswahl der Zielfonds. In der Vergangenheit und z. T. noch heute dominierte die quantitative Auswahl der Zielfonds. Aber wir sehen einen immer stärkeren Trend des dualen Ansatzes, d.h. die Kombination quantitativer Daten mit qualitativen Analysen. Des weiteren können wir den Trend eines Rating-Booms feststellen. Immer mehr Anbieter am Deutschen Markt publizieren und vermarkten Rating-Ergebnisse und buhlen um Anerkennung. Ein weiterer Trend ist die Entwicklung hin zu einer Zweiklassengesellschaft im Dachfondsegment. Zum einen die Fonds der großen Gesellschaften mit großem Volumina, die nur große abwickelbare Zielfonds kaufen können. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der Nischen-Player zu, die auf Volumenrestrektion keine Rücksicht nehmen müssen.
Last not least entsteht ein neuer Trend - die Abkehr der Fondselektion hin zur Managerselektion. Wir erwarten ein starkes Anziehen der Angebote an Multi-Managerprodukten, Bsp. BMW-Bank München mit Frank Russel. Wir wissen von weiteren Anbietern, die für die Zukunft planen dieses Segment anzubieten."
e-fundresearch/Frankfurt: Eine wichtige Unterscheidung ist die zwischen Rankings und Ratings. Sehr oft sind Ratings eigentlich Rankings.
Meyer: "Das bringt das Problem genau auf den Punkt. Die aktuell am Markt kostenlos und öffentlich publizierten Rating-Angebote sind im Grunde Ranking-Angebote. Das ist eine Definitionsfrage. Wenn man sich an die Urform des Ratings, das Credit-Rating zurückerinnert, dann weiß man, dass dies die Zinsentilgungszahlungsfähigkeit beurteilt. Das ist eine perspektivische Beurteilung und keine historische. Deswegen spricht man nach unserer Definition dann von Rating, wenn eine perspektivische Beurteilung die auch subjektiv sein muss in diesen Rating-Prozeß einfließt. Alles andere sind Rankings, d.h. Vergleiche historischer Zahlen, die keinerlei Aussagekraft für die Zukunft haben.
e-fundresearch/Frankfurt: Der Titel Ihres heutigen Vortrages lautet: "Fonds-Ratings" - der Airbag für Fund-of-Fund-Manager? Bieten Ratings dem Dachfond-Manager diese Sicherheit?
Meyer: "Diese Frage kann ich eindeutigen nur mit einem Jein beantworten. Einerseits ist ein Rating ein Airbag für jemanden, der das erste Mal auf das Angebot von 5000 Fonds allein in Deutschland prallt. Damit kann er sich eine Groborientierung schaffen. Wenn er jedoch erwartet, dass dieses Rating eine absolute Performance liefert, dann wird dieser Airbag sehr schnell zu einer Fata Morgana. Ein Rating kann ausschließlich eine relative Marktaussage bieten."