Sind Wandelanleihen schon zu teuer?

Wandelanleihenfonds sind eine Assetklasse mit Chamäleoneigenschaften. In Phasen boomender Märkte folgen sie dem Trend nach oben, in der Abschwungphase sind die Verluste begrenzt. In Asien boomen diese Anleihen derzeit und verhelfen der Anlageform zu neuen Höhenflügen. Funds | 12.06.2007 06:43 Uhr
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Wandelanleihen erfreuen sich trotz ihrer Komplexität stetig wachsender Beliebtheit. Das Besondere an dieser Anlage ist die Teilung in eine Anleihe und einen Optionsschein. Die Anleihen selbst sind dabei zwar schlechter verzinst als normale Unternehmensanleihen, aber dafür entwickelt sich die Wandelanleihe dank der Option mit den Kurssteigerungen der zugrunde liegenden Aktie mit. Sie unterliegen damit unterschiedlichen Einflüssen, die berücksichtigt werden müssen: Zinserwartungen, Volatilität und das wirtschaftliche Umfeld beeinflussen gleichermaßen diese Assetklasse. (siehe auch Artikel vom 20.4.2006 „Wandelanleihen: Die vergessene Assetklasse“)

Aktienähnliche Hausse

Die boomenden Aktienmärkte haben in den vergangenen drei Jahren  Wandelanleihenfonds auf ihre Allzeithochs getrieben. Auf Zehn-Jahres-Sicht haben diese mit einem vergleichsweise geringen Risiko sogar die Aktienmärkte outperformt: So kam der UBS Global Convertible Index seit 1997 auf ein Jahresplus von 7 Prozent, bei einer Standardabweichung von 11 Prozent. Globale Aktien (MSCI World) erzielten bei einem Risiko von 17,2 Prozent nur eine jährliche Rendite von 6,2 Prozent (siehe auch Chart). Das Zauberwort lautet dabei Delta – die Maßzahl für den Anleihen- oder Optionscharakter einer Wandelanleihe.

Total Return als Strategie

Die letzten Jahre waren von einem Delta nahe eins geprägt. Damit haben sich Wandelanleihen fast wie Aktien verhalten und von den steigenden Kursen stark profitiert. Dementsprechend erfreut sich die Assetklasse bei Investoren immer größerer Beliebtheit. Denn dank ihrer Wandelfähigkeit verfolgen viele Fonds einen Total Return Ansatz. Auch der ConvertibleProtect-Invest der Union Investment, der größte Wandelanleihenfonds Deutschlands, verfolgt eine Total Return Strategie und hat sich darüber hinaus eine Wertuntergrenze von 94 Prozent auferlegt.

"Nicht sehr schwierig"

„Fondsmanager von Wandelanleihenportfolios hatten es in den letzten drei Jahren nicht sehr schwierig“, gesteht Stefan Steinberger, Fondsmanager des Union ConvertibleProtect-Invest. Viele Fondsmanager seien auf eine Buy-and-Hold-Strategie aufgesprungen und profitieren seither von den hohen Kursgewinnen. Doch nach Ansicht des Managers der Union Investment könne es nicht das Ziel sein, Wandelanleihen zu halten, die sich entweder wie Aktien oder Anleihen verhalten. „Unser Ziel ist ein asymmetrisches Profil.“ Dieses Profil sei geprägt von einer schnellen Anpassung des Charakters der Wandelanleihe an die Marktlage und mache Wandelanleihen besonders interessant für die Diversifikation eines Portfolios interessant, betont Steinberger, der 2006 von der österreichischen Volksbank Invest zur Union Investment nach Frankfurt gewechselt ist.

Emittenten-Boom bei breiter Nachfrage

Die Aussichten für Wandelanleihen sind derzeit durchaus positiv. Unternehmen auf der ganzen Welt emittieren verstärkt Wandelanleihen, insbesondere im asiatischen Raum boomen sie als Finanzierungsinstrumente. Denn dank des Optionsscheines können sie aus Sicht der Unternehmen billiger als herkömmliche Anleihen emittiert werden. Alleine in Asien wurden bis Mitte Mai Convertibles im Wert von 15,9 Millarden Dollar auf den Markt gebracht, so viel wie jeweils in den vergangenen fünf Jahren.

Wandelanleihen sind nicht billig

Aber auch auf der Nachfrageseite erfreuen sich Wandelanleihen wachsender Beliebtheit; obwohl sie zurzeit sehr teuer sind. Die Wandel-Prämien in Asien lagen bei den letzten Emissionen zum Teil bei 50 bis 65 Prozent. Das heißt für Investoren, dass sie im Falle der Ausübung ihrer Call-Option nur profitieren, wenn die Aktienkurse zwischen 50 und 65 Prozent zugelegt haben.

Die Marktaussichten

Für viele Investoren rechtfertigt die Marktaussicht diese hohen Prämien. Denn das Marktumfeld für Wandelanleihen ist zurzeit weltweit freundlich. Die steigende Volatilität ist, wie die aktuelle Aktienkurs-Hausse, ein Werttreiber für Convertibles. Die aktuellen Zinssteigerungen hingegen treffen Wandelanleihen nur in einem geringeren Maße, da sie momentan vor allem vom Preis der Call-Option profitieren.

Die Korrelationen der Assetklasse zu Aktien und Anleihen liegen zurzeit bei globalen Wandelanleihenfonds zwischen 0,85 und 0,52. Eine Steigerung am Aktienmarkt um fünf Prozent wird von Wandelanleihenfonds also mit rund 2-4 Prozent mitgegangen. Hingegen liegt die Volatilität von Wandelanleihen aufgrund des inneren Wertes der Anleihe weit niedriger. Gegen Aktien-Anleihen-Mischportfolios können sich Wandelanleihen daher risikoadjustiert behaupten.

Die besten Fonds im Überblick

Gemessen an der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) der letzten fünf Jahren, weisen folgende europäische Wandelanleihenfonds die besten Werte auf: RMF Umbrella SICAV Convertibles Europe (1,05), UBS (CH) Inst Fd - European Convertible Bond (1,04) bzw. UBS (Lux) Bond Fund - Convert Europe (0,89). Seit Auflage im Dezember 2004 liegt der ConvertibleProtect-Invest übrigens auf Platz 3/27 Fonds anhand der Sharpe Ratio und damit deutlich im ersten Quartil der Lipper-Vergleichsgruppe.

Fazit

Dank der aktuell starken Aktienentwicklung und der wachsenden Volatilität werden Wandelanleihenfonds zunehmend interessanter. Der Boom in Asien wird die Volatilität durch das steigende Angebot noch zusätzlich erhöhen. Für Anleger sind das gute Signale. Denn die Wandelfähigkeit macht diese Assetklasse gerade in turbulenteren Zeiten steigender Volatilitäten zu einer guten Diversifikationsoption. Demgegenüber stehen allerdings die derzeit bereits sehr hohen Prämien, weshalb Anleger bei der Auswahl zunehmende selektiver vorgehen sollten.

Alle Daten per 7.6.2007 in Euro
Quelle:

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