Die Krisengewinner unter den Fonds

Von den aktuell 10.949 im deutschsprachigen Raum zugelassenen Investmentfonds liegen seit Beginn der US-Subprime-Krise Mitte Juli nur 2.922, oder 26,7 Prozent, im Plus. Immerhin 27 Fonds erzielten im selben Zeitraum aber eine Performance von über vier Prozent. Welche das sind, lesen Sie hier… Funds | 16.08.2007 06:00 Uhr
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Verantwortungsbewusste Investoren setzen bei der Geldanlage nie alles auf eine Karte, sondern streuen ihr Geld über mehrere Anlageklassen, Regionen, Branchen und Währungen. Diese Diversifikation senkt nicht nur das Risiko zu großer Schwankungen, sondern soll es den Anlegern – zumindest theoretisch – ermöglichen, auch in Krisensituationen ruhig zu schlafen.

Soweit die Theorie. Die Praxis sieht aber häufig anders aus, besonders in Krisenzeiten. Denn genau dann, wenn die Volatilität ihren Höhepunkt erreicht – also Diversifikation besonders wichtig wäre - steigen häufig die Korrelationen zwischen einzelnen Assetklassen kurzfristig stark an. Im Klartext bedeutet das, dass in Krisenzeiten plötzlich auch Anlageklassen fallen, die Anleger traditionellerweise als „sicheren Hafen“ bezeichnen, etwa Gold oder Rohstoffe.

Subprime: Auch Gold und Rohstoffe im Minus

Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Krise rund um die Subprime-Hypothekarkredite in den USA: Während Weltaktien seit Mitte Juli, gemessen am MSCI World Index, um 5,4 Prozent nachgaben (der MSCI Europe Index verlor mit 6,2 Prozent sogar noch mehr), verloren auch Gold und Rohstoffe an Wert. Die Feinunze Gold gab zwar nur um 0,02 Prozent nach, der S&P Goldman Sachs Commodity Index verlor mit 2,4 Prozent schon stärker. Und das, obwohl Gold gegenüber Weltaktien in den letzten 12 Monaten eine mit -0,29 negative Korrelation aufweist, die von Rohstoffen liegt mit -0,65 sogar noch niedriger. Goldminenaktien, welche zuletzt eine Korrelation von -0,41 zum MSCI World Index aufwiesen, verloren gemessen am FTSE Gold Mines Index ebenfalls um zwei Prozent.

Wer zählt zu den Gewinnern?

Aber es gibt auch Profiteure, denn die aktuellen Börsenturbulenzen brachten einigen Fonds, wenn auch wenigen, teilweise ein schönes Plus. Von den aktuell 10.949 in Österreich, Deutschland oder der Schweiz  zugelassenen Investmentfonds liegen seit Beginn der US-Subprime-Krise Mitte Juli zwar nur 2.922, oder 26,7 Prozent, im Plus. Aber immerhin erzielten 27 Fonds im selben Zeitraum sogar eine Performance von über vier Prozent.

Mit Rohstoffen top

Der Fonds, der der Subprime-Krise am besten strotzen konnte, ist der Pictet Institutional Commodities. Das Anlageziel des Fonds besteht darin, mit derivativen Finanzinstrumenten in Rohstoffe zu investieren. Die Aufteilung nach Rohstoffsektoren ist im Fonds gleich wie im Referenzindex des Segments, dem Goldman Sachs Commodity Total Return Index. Doch im Gegensatz zu diesem, konnte der Fonds beachtliche 13,9 Prozent zulegen (siehe Tabelle). Jedoch sind die Nettoinventarwerte des Fonds bis dato noch geschätzte Werte, da der Fondspreis jeweils nur am Monatsende berechnet wird.

Ukraine als solider Renditebringer

Der Berenberg-Emerging-Ukraine-Universal-Fonds konnte seit Beginn der Immobilienkrise mit ukrainischen Aktien um 8,7 Prozent zulegen. Fondsmanager Ralph Luther führt das unter anderem auf die politischen Verhältnisse in Kiew zurück: „Es sind schon die ersten Investoren wegen der kommenden Wahlen dabei.“ Aber auch die Unternehmensergebnisse des 2. Quartals waren mehr als gut. Vor allem Stahlunternehmen konnten die Gewinnerwartungen der Anleger übertreffen und damit der ukrainischen Börse ein Hoch bescheren. Angst vor einer Kurskorrektur hat Luther nicht, denn die Investoren hätten in der Ukraine ein langfristiges Investment getätigt: „Seit Anfang des Jahres hat die Börse um 100 Prozent zugelegt, seit einem halben Jahr ist das Parlament aufgelöst und jetzt gibt es die Subprime-Krise. Wer da noch nicht verkauft hat, wird nie verkaufen.“

Mit Derivaten zum Erfolg

Unter den Top-Fonds finden sich auch einige, die mit derivativen Produkten ihre Performance erzielen. So konnten zwei Short ETFs, der db x-trackers ShortDAX ETF und der db x-trackers DJ Euro Stoxx 50 Short ETF, die auf fallende Kurse bei DAX und DJ Euro Stoxx 50 gesetzt haben, jeweils 8,9 und 6,7 Prozent erzielen.

Da die letzten Wochen von einer steigenden Volatilität geprägt waren, konnte auch der CAAM Funds Volatility Equities zulegen. Der Fonds investiert in Optionen auf den DJ Eurostoxx 50 Index und gewann damit 5,5 Prozent. Fondsmanager Gilbert Keskin: „Die implizierte 12-Monats Volatilität ist von 18 auf 21 Punkte gestiegen. Pro Prozentpunkt hat unser Fonds in etwa zwei Prozent zulegen können.“ Bei CAAM ist man sich auch sicher, dass die Erträge des Fonds noch weiter steigen können. Denn in dem schwankungsfreudigem Umfeld wird auch die Volatilität selbst volatiler. „Die Volatilität der Volatilität ist die zweite Quelle von Erträgen für unseren Fonds.“

Pictet Biotech stemmt sich gegen den Trend

Der Pictet Biotech Fonds befindet sich mit einem Plus von 6,0 Prozent ebenfalls unter den Top-10. Biotechnologie war nach Ansicht vieler Experten einer der unterbewertesten Sektoren der letzten Zeit (siehe auch: „Pharma als Inflations-Hedge“ vom 27. Juni 2007). Gegen den Trend – die Assetklasse Equity Biotechnology liegt seit Beginn der Subprime-Krise mit -0,7 Prozent im Minus – konnte der Fonds von Michael Sjöström seit Mitte Juli dennoch zulegen.

Das neue Marktumfeld ist schlecht für Carry Trades

Durchgängig vier Prozent Rendite konnten in den letzten Wochen zahlreiche Anleihenfonds erzielen. Vor allem japanische Anleihen-Fonds dominieren dabei das Bild. An erster Stelle liegt dabei der KBC Yen Renta von Lieven Jacobs. „Der Yen hat einen Hauptbeitrag zu der Performance geleistet,“ analysiert Jacobs das Kursplus der letzten Wochen. Die japanische Währung hat seit Mitte Juli um 3,4 Prozent zulegen können. „In dem unsicheren Umfeld, das von den USA derzeit ausgeht, hat der Yen noch weiteren Spielraum nach oben. Außerdem bieten japanische Anleihen-Fonds größeren Schutz vor der Krise,“ ist sich der Experte sicher. Der Yen werde aber die wichtigste Ertragsquelle für den KBC Yen Renta bleiben, denn es werde noch dauern, ehe die Zinsen in Japan ein höheres Niveau erreichen.

Auch drei Schweizer Anleihen-Fonds konnten über vier Prozent Ertrag seit Beginn der Krise lukrieren. Der Schweizer Franken legte in dem Zeitraum um 1,1 Prozent zu und konnte damit ebenfalls seinen Teil dazu beitragen.

Fazit

Inmitten der Turbulenzen rund um den US-Subprime-Markt und den Kursfall von zahlreichen Anlagewerten, zeichnet sich ein Favoritenwechsel ab. Gerade Anlagekategorien, die schon seit längerem stiefmütterlich behandelt wurden, konnten zulegen. Japanische und Schweizer Anleihen-Fonds gehörten ebenso zu den Gewinnern wie einzelne Biotechnologie-Fonds. Ukraine-Aktien-Fonds konnten ihre geringe Korrelation zu den Weltaktien zur Schau stellen und ebenfalls zulegen.


Weitere Informationen zu folgenden im Text genannten und von Citywire gerateten Fondsmanagern finden Sie hier:

Lieven Jacobs (AAA)

Eine Liste aller von Citywire gerateten Fondsmanager finden Sie hier.


Alle Daten per 9.8.2007 in Euro
Quelle:

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