Balkan-Fonds im Aufwind

Balkan-Aktienfonds boten zuletzt nicht nur hohe, sondern gegenüber Osteuropa-Aktien auch nahezu unkorrelierte Renditen. Auf welche Fonds man (noch) setzen kann und wie die weiteren Aussichten lauten, hat e-fundresearch.com analysiert. Funds | 18.09.2007 06:10 Uhr
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Während Osteuropa-Aktien, gemessen am MSCI EM Eastern Europe Index, dieses Jahr 3,3 Prozent ihres Wertes einbüssen mussten, eilen die Börsen der Balkan-Regionen heuer von einem Allzeit-Hoch zum nächsten. So erzielte der Durchschnitt aller fünf in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Balkan-Fonds 2007 ein Plus von 29,5 Prozent. Auf 12-Monats-Sicht kamen die Fonds sogar auf eine durchschnittliche Rendite von 53,6 Prozent. Der zu rund zwei Drittel in Russland gewichtete MSCI Osteuropa Index kam nur auf 4,9 Prozent.

Einher mit der herausragenden Performance der Balkan-Fonds geht die 18 Jahre nach der Ostöffnung schon weit fortgeschrittene Konvergenz. Mutige Anleger haben deswegen schon damit beginnen, einen Teil ihrer Osteuropa-Gewinne in entwickelteren Märkten mitzunehmen und in eine Region zu investieren, die als Anlagethema bis dato noch kaum beachtet wurde. Die Rede ist vom Balkan, eine Region die sich geographisch aus den Ländern Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Albanien, Mazedonien, Bulgarien bzw. Griechenland zusammensetzt.

Überraschend gute Performance…

Von der zuletzt so herausragenden Performance zeigen sich sogar Experten, wie zum Beispiel Joachim Waltl, überrascht: „Damit habe ich nicht gerechnet“, so der Fondsmanager des Meinl Balkan Fonds. Langfristig erscheint ihm eine Brutto-Rendite von 15-18 Prozent als realistisch. „Das ist aber äußerst vorsichtig geschätzt und ich lasse mich gerne nach oben hin überraschen“, so der bis Juni 2007 für den HYPO South Eastern European Opportunities verantwortliche Manager. Mit einer etwas höheren Performance rechnet Ralph Luther, Fondsmanager des Berenberg-Balkan-Baltikum-Universal-Fonds: „15-20 Prozent sollten auf Sicht der nächsten 12 Monate schon drin sein, wobei einige Börsen so wie Kroatien durchaus schon teuer aussehen“.

… und geringe Korrelationen

Neben der Performance sehen die Experten besonders das positive Wirtschaftsumfeld und die negativen Korrelationen zu entwickelten Aktienmärktenn als Pluspunkte: „Wir rechnen heuer trotz des internationale schwierigen Umfeldes mit einer Herbstrallye, da die Region mit Realwachstumszahlen von über sieben Prozent äußerst stark wächst. Zudem zählt der Balkan zu den am meisten nachgefragten Investmentklassen, da internationale Anleger noch kaum investiert sind“. So lag etwa die Korrelation des Hypo South Eastern European Opportunities mit dem Weltaktienindex MSCI World Index bei -0,04. Der Durchschnitt aller Balkan-Aktienfonds weist sogar mit dem Osteuropaindex von MSCI eine Korrelation von genau Null auf. „Deswegen wird die Region auch immer öfter zur Risikostreuung großer Portfolios herangezogen“, so Waltl weiter. Und auch von Krisensituationen seien Balkan-Fonds kaum betroffen: „Man kann schließlich nur verkaufen, was man hat“, bringt es Luther auf den Punkt.

Nicht vergessen sollten Anleger aber, dass solch hohe Renditen immer mit einem entsprechenden Schwankungsrisiko verbunden sind. Denn die Marktwirtschaften befinden sich noch in einem sehr frühen Stadium. „Einen Anlagehorizont von fünf bis sieben Jahren müssen Investoren in dieser Assetklasse schon mitbringen, vor allem auch in Hinblick auf mögliche EU-Beitritte von Serbien bzw. Bosnien zwischen 2012 und 2015“, so Waltl. Hauptrisikofaktor sei dabei aber die Politik: „Die Handhabung der Verfolgung mutmaßlicher Kriegsverbrecher und das Kosovo-Problem werden sich in den Gesprächen mit der EU wieder finden. Politische Irritationen könnten auch wirtschaftlich zu einem Problem werden, wenn sich der EU-Beitrittsprozess verzögert“, meint Waltl.

Fondsangebot und Performance

Wer aufgrund der höheren Risiken nicht über Einzelaktien in der Region investieren will, kann mittlerweile aus fünf verschiedenen Balkan-Aktienfonds wählen. Diese unterscheiden sich aber stark voneinander: Während der HYPO South Eastern European Opportunities und der Meinl Balkan Fonds in Aktien aus Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien investiert, erweitern die drei anderen Fonds East Capital Balkan, Pioneer Funds Austria - South Eastern Europe Stock und Berenberg-Balkan-Baltikum-Universal-Fonds das Anlageuniversum um die Türkei, Rumänien und Bulgarien, Mazedonien (East Capital) bzw. Ukraine und den baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen (nur Berenberg). Der Pioneer Fonds investiert zudem in Griechenland, wobei die Türkei mit 80 Prozent des Fondsvolumens den überwiegenden Schwerpunkt bildet.

Dementsprechend inhomogen ist auch das Abschneiden der einzelnen Fonds: Während der HYPO Fonds in den letzten 12 Monaten eine Rendite von 74 Prozent erzielte, erzielte der Pioneer Fonds „nur“ knapp die Hälfte. Seit Auflage des jüngsten Fonds der Meinl Bank am 18. Juli, sieht das Performancebild wie folgt aus: HYPO (+1,5%), Meinl (-0,3%), Berenberg (-3,4%), East Capital (-7,1%) und Pioneer (-8,8%). „Die Seitwärtsbewegung lässt sich aufgrund der geringen Investitionsquote von aktuell 27 Prozent des Fondsvermögens erklären“, so Waltl zum Meinl Fonds. Diese Aufbauphase dürfte aber noch länger anhalten, da „wir ungefähr nur 10% des täglichen Handelsumsatz einer Aktie investieren, um den Kurs der Aktien nicht zu beeinflussen“. Im Laufe des Septembers, wenn mit der zu Ende gehenden Sommerpause auch die Liquidität an den Börsen zurückkehrt, rechnet Waltl aber mit einer schneller ansteigenden Investitionsquote um die 50 Prozent.

Welche Fonds noch offen sind

Zu lange sollten Anleger mit einem möglichen Balkan-Investment aber nicht zuwarten. Während der HYPO Fonds bereits im April einem Soft-Closing unterzogen wurde – Fondsanteile sind seit damals nur noch mit dem vollen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent erhältlich – könnte diese Entwicklung dem Meinl Fonds bald bevorstehen. „Wir rechnen damit, dass wir schon Ende September unser maximales Volumen von 150 Millionen Euro erreichen, derzeit stehen wir bei 50 Millionen“, kündigt Waltl bereits ein mögliches Soft-Closing an.

Alle Daten per 24.08.2007 in Euro
Quelle: Lipper



Dieser Artikel ist auch in der Ausgabe
September 2007
des Top-Gewinn erschienen.

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