Aberdeen Standard Chairman Martin Gilbert: „Anleger müssen sich auf geringeres Wachstum einstellen“

Martin Gilbert, Chairman von Aberdeen Standard Investments, kommentiert warum Anleger trotz des sich abkühlenden Weltwirtschaftswachstums den Mut nicht verlieren sollten: abrdn | 12.11.2019 10:56 Uhr
Martin Gilbert, Chairman, Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
Martin Gilbert, Chairman, Aberdeen Standard Investments / © Aberdeen Standard Investments
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„‚Niemand kauft eine Farm, weil er denkt, dass es nächstes Jahr regnen wird. Man kauft sie, weil man denkt, dass es eine gute Investition über 10 oder 20 Jahre ist.‘ – Warren Buffett

Auch wenn ich in den kommenden zwölf Monaten nicht mit einer globalen Rezession rechne, müssen wir uns wohl auf ein schwächeres Wachstum einstellen. Nehmen wir uns die Worte von Warren Buffett zu Herzen, so sollten wir uns bei langfristigen Anlageentscheidungen nicht von einem erwarteten Abschwung beeinflussen lassen. Es stimmt, dass sich das Weltwirtschaftswachstum abkühlt. In seinem jüngsten Bericht hat der IWF seine Wachstumsprognose für 2019 auf 3% und damit auf den niedrigsten Stand seit der globalen Finanzkrise gesenkt. In den Industrieländern wird dieses Jahr ein Wachstum von 1,7% erwartet, nachdem 2018 noch +2,3% erreicht worden waren. Selbst für die von mir favorisierte Region Asien wird lediglich ein Wachstum von 5% prognostiziert – der niedrigste Wert seit der globalen Finanzkrise. Asien bleibt aber dennoch die wachstumsstärkste Region weltweit und stellt mehr als zwei Drittel des globalen Wachstums.

Eine gebremste Wirtschaftsaktivität bleibt zweifellos nicht ohne Wirkung auf die Aktienerträge. Die Volatilität wird ebenfalls zunehmen, da der Effekt der geldpolitischen Stimulierungsmaßnahmen – niedrige Zinsen und quantitative Lockerung –, welche die Marktpreise in den letzten zehn Jahren allgemein gestützt haben, nachlässt. Mit der Verlangsamung des Wachstums werden die Märkte auch störungsanfälliger. Die Erschütterungen an den Börsen, die nach dem Angriff auf die größte Ölraffinerie Saudi-Arabiens zu spüren waren, haben gezeigt, wie fragil die Stimmung ist. Bei einem Weltwirtschaftswachstum von 4% wären die Anleger wohl zuversichtlicher, dass ein Anstieg der Ölpreise zu verkraften ist. Bei einem Wachstum von 3% nehmen die Zweifel diesbezüglich zu. Vermutlich muss in den kommenden Monaten mit weiteren Turbulenzen dieser Art gerechnet werden. 

In diesem Umfeld können aktive Manager ihr Können und ihren Wert unter Beweis stellen. Fundamentales Research und die richtige Titelauswahl gewinnen wieder an Bedeutung.

Ein besonderes Augenmerk müssen wir auf etwaige Verwerfungen und den Einfluss neuer Marktakteure in den verschiedenen Branchen legen. Platzhirsche, die bislang floriert haben, sind möglicherweise nicht in der Lage, die nötigen Anpassungen vorzunehmen. Auch besteht das Risiko, dass die Unternehmen angesichts der niedrigen Kreditkosten eine gewisse Sorglosigkeit an den Tag legen. Das aktuelle Beispiel WeWork zeigt, was passieren kann, wenn kein „kostenloses“ Geld mehr zur Verfügung steht. Es wird in Zukunft kaum noch für diejenigen zugänglich sein, die es benötigen. Meiner Meinung nach sind wir hier an einem Wendepunkt angekommen.

Vermutlich wird es für Anleger immer interessanter werden, sich unter Qualitätsunternehmen mit kleinerer Marktkapitalisierung umzuschauen, die zu den erfolgreichen Blue Chips der Zukunft avancieren könnten. Auch hier wird deutlich, wie wichtig ein intensives Research und ein langfristiger Blickwinkel sind. Unternehmen mit stabilen oder steigenden Dividenden werden ebenfalls an Bedeutung gewinnen, denn bekanntermaßen kann die Wiederanlage der Dividenden die langfristigen Erträge erheblich steigern. Am britischen Markt liegt die Aktienkursrendite seit 2010 bei 35%. Rechnet man wiederangelegte Dividenden hinzu, ergibt sich eine Rendite von 90%.

Infolge der Sorgen über den Brexit sind Teile des britischen Aktienmarktes inzwischen unterbewertet. Dadurch birgt der FTSE All-Share zahlreiche attraktive Chancen für ertragsorientierte Anleger. Auch im Ausland steigt die Zahl von Dividenden ausschüttenden Qualitätsunternehmen. Wir machen in Europa, den USA und sogar in den Schwellenländern (Emerging Markets, EM) interessante Gelegenheiten aus. In den letzten zehn Jahren war bei vielen EM-Unternehmen ein echter Sinneswandel zu beobachten, wenn es darum geht, Dividenden an Anleger auszuschütten. Bedingt durch die zugrunde liegenden Cashflows und steigende Auszahlungsquoten zieht zudem das Dividendenwachstum in den Schwellenländern erheblich an. Außerdem führt die Umsicht der EM-Unternehmen zu gesünderen Bilanzen und einer im Vergleich zu ihren Pendants aus den Industrieländern geringeren Verschuldung. 

Anleger sollten sich demnach in den kommenden Jahren nicht zu sehr von schwachen Wachstumszahlen verunsichern lassen. Es wird sicherlich Höhen und Tiefen geben, aber auch Chancen auf langfristige Erträge. Ebenfalls von Warren Buffet stammt folgende Aussage: ‚Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Sei gierig, wenn andere ängstlich sind.‘“

Martin Gilbert, Chairman, Aberdeen Standard Investments

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