Invesco-Chefökonom: "Regierungen und Notenbanken müssen aufs Ganze gehen"

Die Fiskal- und Geldpolitik muss sich der Coronavirus-Krise mit allen ihr zur Verfügung stehenden Instrumenten entgegenstemmen, betonte Invesco-Chefökonom John Greenwood kurz nachdem die US-amerikanische Notenbank (Fed) am Montag, dem 23. März, ein gigantisches neues Kredit- und Liquiditätsprogramm bekanntgegeben hatte. Invesco | 26.03.2020 09:47 Uhr
Invesco-Chefökonom John Greenwood / © Invesco
Invesco-Chefökonom John Greenwood / © Invesco
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Überall auf der Welt fahren Regierungen die heimische Wirtschaft herunter und nehmen so bewusst einen Abschwung in Kauf, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Der dreifachen Krise – einer Gesundheitskrise, einer Liquiditätskrise und einer Zahlungsfähigkeitskrise für Unternehmen und Verbraucher – begegnen sie mit drastischen Maßnahmen, die von Kontaktsperren und Selbstisolation bis hin zur effektiven Stilllegung einer riesigen Zahl von Unternehmen und Branchen reichen. Diese Maßnahmen haben verheerende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Aktivität. 

Nach Ansicht des Chefökonomen von Invesco gibt es wenig Hoffnung auf eine Erholung, solange der Virus nicht besiegt oder seine Ausbreitung zumindest weitgehend eingedämmt ist. „Wenn das der Fall ist, ist auch eine kräftige Erholung denkbar – sofern die staatlichen Behörden in der Zwischenzeit richtig agieren“, sagte Greenwood. 

Für die Fiskalpolitik sieht er vor allem zwei Prioritäten: Zum einen müssten die Regierungen die Einnahmenausfälle von Unternehmen und Einzelpersonen zu einem bedeutenden Anteil ausgleichen, zum Beispiel durch großzügige Hilfsgelder. Darüber hinaus müssten sie Unternehmen und Selbstständige für die Verluste durch staatlich angeordnete Geschäftsschließungen kompensieren. „Anders ausgedrückt müssen die Regierungen zum ‚Käufer letzter Instanz‘ werden“, sagte der Invesco-Chefökonom. 

Aufgrund des wirtschaftlichen Stillstands und der enormen Kosten dieser historisch einmaligen Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene würden sich die Regierungen massiv verschulden müssen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen und das Überleben von Wirtschaft, Unternehmen und Bürgern bis zum Einsetzen einer Erholung zu sichern. „Derartige Situationen kennen wir aus Kriegszeiten – jetzt müssen die Regierungen diese Maßnahmen im Krieg gegen den Coronavirus ergreifen“, so Greenwood. 

Unterdessen sei die Fed in den USA quasi zum „Händler letzter Instanz“ geworden, um dem Kollaps der Marktmechanismen und der Liquiditätsengpässe durch den Covid-19-Ausbruch zu begegnen. Nachdem die vorherigen, bereits umfassenden Liquiditätsspritzen der US-Notenbank ihren Zweck - die Bereitstellung von Liquidität in den Märkten, in denen sie gebraucht wird – nicht erfüllt hatten, kündigte die Fed am 23. März ein nochmals stark erweitertes Kredit- und Liquiditätsprogramm an, um sicherzustellen, dass genug Geld in die Bereiche der US-Wirtschaft fließt, in denen es wirklich benötigt wird. 

Um den Kreditfluss in die US-amerikanische Realwirtschaft zu unterstützen, hat die Fed Ankäufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren in einem quasi unbegrenzten Ausmaß angekündigt. Außerdem hat sie drei Kreditfazilitäten eingeführt, wiedereingeführt bzw. erweitert: 1) eine Fazilität, die es Unternehmen ermöglicht, Anleihen zu begeben und der Fed direkt zu verkaufen, um ihre geschäftlichen Aktivitäten für die Dauer der Covid-19-Pandemie aufrechtzuerhalten – was in Greenwoods Worten einem „kostenlosen sechsmonatigen Überbrückungskredit der Fed“ gleichkommt, 2) eine Fazilität zur Stärkung der Liquidität am Sekundärmarkt für Unternehmensanleihen und 3) eine Fazilität zur Kreditvergabe an Halter bestimmter forderungsbesicherter Wertpapiere. Außerdem hat die Fed die Auflegung eines „Main Street Business Lending“-Programms zur Kreditvergabe an kleine und mittelgroße Unternehmen in Aussicht gestellt, um deren Überlebensfähigkeit für die Dauer der Shutdowns/Lockdowns und allgemein gestörten Wirtschaftsabläufe zu sichern. 

„Ob diese Programme kurzfristig ausreichen werden, um die Finanzmärkte zu stabilisieren, ist offen“, sagte Greenwood. Deutlich wichtiger seien da die Fortschritte in der Eindämmung des Virus, da die geldpolitischen Maßnahmen erst dann eine Erholung anstoßen würden, wenn der Virus besiegt sei. In der Zwischenzeit würden sie aber zumindest den Kreditfluss sicherstellen und verhindern, dass massenhaft Unternehmen in die Insolvenz getrieben werden. 

„Beispiellose Situationen erfordern beispiellose Maßnahmen. Die Fed hat jetzt einen solchen Aktionsplan aufgelegt. Nun müssen wir alle hoffen, dass die US-Regierung der Aufgabe gewachsen ist, an erster Stelle die Gesundheitskrise zu bewältigen und gleichzeitig die drängenden haushaltspolitischen Erfordernisse anzugehen“, so der Chefökonom von Invesco.

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