Muzinich-Fondsmanagerin Bastin: "Viele günstige Opportunitäten in den asiatischen Anleihemärkten"

Wie haben sich die Corona-Epidemie und die damit verbundenen internationalen Sell-Offs auf asiatische Unternehmens-Anleihemärkte ausgewirkt? Christina Bastin, Portfoliomanagerin bei Muzinich & Co., im Interview: Muzinich & Co. | 26.03.2020 08:09 Uhr
Christina Bastin, Portfoliomanagerin bei Muzinich & Co. / © Muzinich & Co.
Christina Bastin, Portfoliomanagerin bei Muzinich & Co. / © Muzinich & Co.
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Frau Bastin, wie stellt sich Ihnen aktuell die Situation in Asien dar?

Asien, insbesondere China, war vor allem im Januar und Februar durch die Corona-Epidemie stark belastet, doch im Gegensatz zu Europa und den USA hat in Asien bereits die Erholungsphase begonnen. Die Quarantänemaßnahmen in China waren erfolgreich und es gibt dort zurzeit nur wenige Neuinfektionen. Der Einkaufsmanager-Index (PMI) ist im Februar zwar gesunken. Dies lag unserer Ansicht nach jedoch vor allem an der niedrigen Aktivität der Menschen, die in der Quarantäne weniger konsumiert haben.

Wie China sind die meisten Staaten Asiens Ölimporteure und profitieren daher von dem niedrigen Ölpreis, der als Impuls wiederum zu anderen Impulsen führt, z.B. Zinssenkungen, denn Öl ist auch Indikator für Inflationsausrechnungen.  

Wie bewerten Sie generell den Markt für Unternehmensanleihen in Asien?

Unserer Ansicht nach befinden wir uns im Moment in einem Käufermarkt mit günstigen Opportunitäten. Das Risiko halten wir wegen der marktspezifischen Gegebenheiten für überschaubar: Zum einen kommen rund 60 % des gesamten asiatischen Investmentgrade-Marktes von staatlichen oder verstaatlichten Unternehmen. Im Hochzins-Segment gibt es kaum Mittelständler und Familienbetriebe mit entsprechend hohen Ausfallrisken, sondern fast ausschließlich große Firmen, teilweise sogar mit Monopolstellung.  

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Liquidität?

In Bezug auf die Liquidität liegt der chinesische Kreditmarkt in Bezug auf in US-Dollar denominierte Anleihen grundsätzlich auf dem zweiten Platz hinter dem amerikanischen. Die erhöhte Liquidität der letzten Tage hat unserer Ansicht nach keine fundamentalen Gründe, sondern wurde vor allem durch Verkäufe aus Europa und den USA verursacht. Das betrifft vor allem High Yield Anleihen mit BB-Bewertung sowie Investment Grade Anleihen mit BBB und Single A-Rating. Aus fundamentaler Sicht machen uns diese Kredite keine Sorgen. 

Welche Investitionschancen sehen Sie?

Durch die Liquidation vieler westlicher Investoren sind nun auch solche Investment Grade-Anleihen zu günstigen Preisen verfügbar, die es unserer Ansicht nach vorher auf dem Markt kaum gab. Zudem werden Anleihen mit langer Duration interessanter: Die Renditen im Investment Grade Segment haben sich verdoppelt und liegen jetzt laut Bloomberg bei 5 bis 6%, bei Asia High Yield Bonds haben sie sich verdoppelt bis verdreifacht und liegen bei bis zu 17%. Derzeit sehen wir viele asiatische Investoren, die diese Chance nutzen.  

Die Anleihen welcher Branchen sind besonders interessant – und welche gehören zu den Verlieren der aktuellen Entwicklung?

Besonders Anleihen von Anbietern aus der Telekommunikationsinfrastruktur sind unserer Meinung nach derzeit sehr interessant. Gerade in Krisenzeiten steigt der Bedarf an mobiler Kommunikation, und Länder wie Indonesien, das aus über 6000 Inseln besteht, benötigt eine entsprechend leistungsfähige Infrastruktur. Jetzt sind laut Bloomberg Anleihen aus diesem Segment mit Renditen von bis zu 9% verfügbar.

Problematisch ist nach unserer Ansicht die Situation im Gastronomie- und Hotelgewerbe, bei Glücksspielanbietern und in der Tourismusbranche. Von diesen Positionen sollte man sich schon zu Beginn des Jahres getrennt haben. 

Wie beurteilen Sie die Risiken im Bankensektor?

Generell muss man in Bezug auf die Banken zwischen China und dem Rest Asiens unterscheiden. 

Außerhalb Chinas haben die Banken um die Jahrtausendwende große Krisen bewältigt. Heute sind sie in der Regel gut kapitalisiert, haben nur relativ wenige Problemkredite in den Büchern und sind unserer Ansicht nach in der Mehrheit weitgehend schockresistent.

In China wird die Bankenlandschaft schon seit längerem bereinigt. Viele kleine lokale Institute wurden zu größeren, robusteren Einheiten fusioniert. Zudem kauft die People’s Bank of China seit etwa drei Jahren aggressiv Problemkredite auf. 

Wie bewerten Sie das Währungsrisiko?

Wir investieren ausschließlich in US-Dollar notierte Anleihen.

Für die Entwicklung der Währungen in ganz Asien ist vor allem der chinesische Renminbi ausschlaggebend, der relativ stabil geblieben ist. Hier profitiert der Markt von den Möglichkeiten der chinesischen Regierung, in enger Zusammenarbeit mit der Zentralbank, der People‘s Bank of China, schnell und effektiv zu handeln. Bisher hat die Regierung sehr vorsichtig und vor allem mit fiskal- und sozialpolitischen Maßnahmen sowie einem Liquiditätsschub reagiert. Große Zinssenkungen wie in Europa und den USA wurden bisher nicht angekündigt. Falls geldpolitische Maßnahmen notwendig werden hat China dadurch noch eine schlagkräftige Option offen. Das sind unserer Meinung nach positive Zeichen für die Märkte. 

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Bastin!

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