Wojciech Stanislawski, Fondsmanager bei Comgest und gemeinsam mit Vincent Strauss für das Management des Magellan D verantwortlich, im Gespräch mit e-fundresearch.com in Paris.
e-fundresearch.com: "Wie schätzen Sie die Verfassung der Volkswirtschaften und der Unternehmen in den Emerging Markets aktuell ein?"
Wojciech Stanislawski: "Im Allgemeinen sind die Unternehmen in Emerging Markets noch sehr vorsichtig. Der Ausblick ist noch etwas unsicher. Langfristig haben wir allerdings keine großen Sorgen für die Volkswirtschaften in den Emerging Markets, die sich in einer relativ guten Verfassung befinden. In der Theorie sollten die Emerging Markets von der Vermögensbildung der eigenen Bevölkerung profitieren. Wichtig ist in den Schwellenländern nicht nur der inländische Konsument, sondern auch der inländische Investor. In den letzten Jahren standen vor allem festverzinsliche Veranlagungen für diese Anleger im Vordergrund. Doch dies könnte sich ändern. Die Erträge auf Anleihen und Bankguthaben sind heute niedriger und die inländischen Investoren sehen attraktivere Veranlagungen an den Aktienbörsen. Das ist ein sehr langfristiges Bild, das allerdings relativ positiv ist."
e-fundresearch.com: "Ist dieser Trend in Richtung Aktienveranlagung in Emerging Markets auch wichtig für die Unternehmen in Ihrem Fonds?"
Wojciech Stanislawski: "Unsere Unternehmen sind davon nicht so abhängig, da diese in der Regel keine Finanzierungsprobleme oder komplizierte Bilanzen haben. Im Rahmen unserer Strategie achten wir immer sehr auf einen geringen Verschuldungsgrad. Das war uns immer sehr wichtig und ein geringer Leverage ist auch in Zukunft ein wichtiges Investmentkriterium."
e-fundresearch.com: "Zuletzt wurde viel über die Bedeutung des Inlandskonsums in China als Wachstumsmotor für die globale Wirtschaft gesprochen. Wie ist Ihre Einschätzung?"
Wojciech Stanislawski: "Aktuell gehen viele Investoren davon aus, dass diese Entwicklungen sehr kurzfristige Auswirkungen haben werden. Aus meiner Sicht sollte man dies langfristig sehen. Der chinesische Inlandskonsum wird nicht schon morgen die globale Konjunktur retten können. Wir sind zwar auch sehr optimistisch und ich kann mir auch gut vorstellen, dass Emerging Markets - relativ gesehen - in den nächsten Jahren eine bessere Performance liefern werden. Aber kurzfristig kann es auch immer wieder Enttäuschungen geben."
e-fundresearch.com: "Wenn man das aktuelle Portfolio des Magellan D analysiert, fällt die relativ große Position in Südafrika auf. Wie sind hier Ihre Überlegungen."
Wojciech Stanislawski: "Wir investieren in Südafrika in vier Unternehmen, die in Summe 17,2 Prozent des Fonds repräsentieren. MTN Group ist bereits seit Jahren im Fonds enthalten und ein Unternehmen, das als Telekomunternehmen die Vorteile des ´first movers´ in afrikanischen Ländern nutzen konnte - beispielsweise in Nigeria. Südafrikanische Unternehmen bieten uns auch die Möglichkeit im Rohstoffsektor zu investieren, beispielsweise in Impala Platinum, obwohl wir sonst sehr geringe Gewichtungen in Rohstoffen und Energiewerten haben. Aber Impala ist ein sehr gutes Unternehmen in einer starken Marktposition. Wir haben auch eine Position in Naspers, dem Monopol Anbieter von Pay-TV in Südafrika. In diesem Hauptgeschäftsbereich von Naspers gibt es extrem hohe Eintrittsbarrieren. Es ist nahezu unmöglich, als Konkurrent auf eine ausreichende Zahl von Abonnenten zu kommen, wenn man in Südafrika nicht Rugby, Cricket und Fußball anbieten kann. Dieses Unternehmen erwirtschaftet frei verfügbaren Cash Flow und investiert u. a. weltweit in Internet-Unternehmen, beispielsweise in China."
e-fundresearch.com: "Wir beurteilen Sie die südafrikanischen Unternehmen im Vergleich zu Unternehmen aus anderen Regionen?"
Wojciech Stanislawski: "In südafrikanischen Unternehmen gibt es ein hohes Niveau von Corporate Governance und hohe Professionalität. Das ist für uns sehr wichtig. Wir sind an einer langfristigen Unternehmensentwicklung interessiert. Aktuell sind wieder viele Investoren von China, Indien und Brasilien begeistert. Wir sind bestrebt, Potenziale zu identifizieren, die andere nicht sehen."
e-fundresearch.com: "Sind Investments in südafrikanischen Unternehmen auch eine Möglichkeit die Potenziale in Afrika zu nutzen?"
Wojciech Stanislawski: "Auf jeden Fall. MTN ist ein gutes Beispiel. Das Unternehmen generiert nur rund ein Drittel des Gewinns in Südafrika selbst und ist eigentlich ein pan-afrikanisches Unternehmen. Naspers verfügt ebenfalls über einen großen Anteil von Abonnenten im Ausland."
e-fundresearch.com: "Wie beurteilen Sie die politische Situation in Südafrika?"
Wojciech Stanislawski: "Wir sind der Ansicht, dass es keine großen Veränderungen geben wird. Die Wirtschaft wurde auch in den letzten Jahren bereits sehr erfolgreich gemanagt. Letztendlich wäre es eine Überraschung, wenn sich die Wirtschaftspolitik stark ändern würde. Die Wirtschaft ist derzeit in einer etwas schwächeren Verfassung, die globale Konjunktur ist jedoch ebenfalls schwach. Politische Einschätzungen sind im Rahmen unserer Investmentstrategie nicht so wichtig wie die Beurteilung und Bewertung der einzelnen Unternehmen. Wir finden sehr erfolgreiche und interessante Unternehmen in Südafrika und deswegen ist aktuell ein höherer Anteil im Portfolio vertreten."
e-fundresearch.com: "Viele Investoren sprechen heute wieder verstärkt über Brasilien, Indien und China und zu einem gewissen Teil von Russland im Zusammenhang mit Öl und Energie. Wie wichtig ist diese Top-Down Ansicht vieler Investoren für Sie?"
Wojciech Stanislawski: "Wir investieren in einzelne Unternehmen und nicht in Themen oder Regionen aus einer Top-Down Perspektive betrachtet. Selbstverständlich gibt es in diesen Ländern sehr interessante Investmentthemen. Allerdings ist es nicht immer einfach, die entsprechenden Aktien zu finden - vor allem in China. Wir würden nie die Qualität unseres Portfolios, das aus ausgezeichneten Unternehmen besteht, aufgeben, um eine Ausnahme für ein bestimmtes Investmentthema in China zu machen. Wir konzentrieren uns weiterhin auf ein Portfolio von rund 40 Unternehmen, die über gute Geschäftsmodelle verfügen und richtig bewertet sind - unabhängig von Länder- oder Sektorenbetrachtungen. Heute gibt es viel Optimismus im Zusammenhang mit China und Brasilien. Wir würden jedoch sicher nicht einfach in diese Länder investieren und evt. sogar deutlich höhere Preise zahlen."
e-fundresearch.com: "Im Zuge Ihres Investmentprozesses und Ihrer Strategie schätzen Sie es nicht, wenn es Überraschungen auf Seiten der Unternehmen gibt. Berechenbarkeit und Verläßlichkeit ist Ihnen sehr wichtig. In Zeiten wie diesen gibt es jedoch auch in einem sehr kontrollierten Umfeld immer wieder Änderungen und Einflüsse von außen. Wo liegen aus Ihrer Sicht die Herausforderungen auf Ebene der Unternehmen und auf Ebene des Fondsmanagements?"
Wojciech Stanislawski: "Natürlich gibt es immer wieder Änderungen. Auch in unserem Portfolio gibt es Änderungen. Zwar nicht von einem Monat auf das andere. Wenn jedoch jemand das Portfolio vor fünf oder sechs Jahren mit dem heutigen vergleicht, dann sind natürlich auch Änderungen sichtbar. Die Struktur des Portfolios muß sich natürlich an den strukturellen Wandel der Wirtschaft anpassen. Wichtig ist auch die Bewertung von Unternehmen selbst. Wenn ein Investmentthema bei Anlegern in Mode kommt und dazu führt, dass die Unternehmen zu hoch bewertet werden, dann verkaufen wir. Wir haben einen sehr disziplinierten Investmentprozess. Es kann auch sein, dass bestimmte Sektoren zu einem bestimmten Zeitpunkt für uns sehr attraktiv sind - weil sich die Unternehmen in einer sehr guten Wettbewerbsposition befinden - und 20 Jahre später kann sich das Bild ändern. Im Ölservice Sektor war es umgekehrt. Vor 20 Jahren gab es viele Anbieter und heute gibt es nur noch drei große Anbieter, die sich in einer sehr starken Wettbewerbsposition befinden."
e-fundresearch.com: "Gibt es auch Änderungen im Zusammenhang mit der Refinanzierung von Unternehmen."
Wojciech Stanislawski: "Auf jeden Fall. Unternehmen, die kapitalintensive Projekte finanzieren können, sind heute sehr attraktiv. In der Vergangenheit gab es sehr leichten Zugang zu günstigem Kapital. Unternehmen, die heute die kritische Masse nicht mehr erreichen, werden scheitern. Dies schafft auch neue Möglichkeiten für die Konkurrenten. Das ist sehr wichtig für die zukünftige Beurteilung von Unternehmen. Es ergeben sich auch Änderungen aufgrund der neuen makroökonomischen Rahmenbedingungen."
e-fundresearch.com: "In welcher Form sind diese Makro-Einflüsse von Bedeutung?"
Wojciech Stanislawski: "Auch wenn man sich - wie wir bei Comgest - vor allem auf die Unternehmen konzentriert, muß man die Makro-Einflüsse berücksichtigen. Inflation oder Deflation kann für das eine Unternehmen positiv sein und für das andere Unternehmen sehr negativ - je nach Verschuldungsgrad und Bilanzstruktur. Diese Punkte sind stellen sehr große Herausforderungen für uns als Fondsmanager dar."
e-fundresearch.com: "Wie gehen die Manager der Unternehmen in Ihrem Fonds mit diesen Veränderungen um?"
Wojciech Stanislawski: "Das Portfolio selbst wird so verwaltet wie bisher. Wir verfolgen ja keine Makro-Strategien. Aber es gibt natürlich auch für uns neue Fragen zur makroökonomischen Situation, die wir den Managern unserer Unternehmen stellen. Wir sind auch interessiert, wie die Corporate Manager mit der neuen Situation umgehen. Wir wollen wissen, wie sich Inflation oder Deflation auf die Kunden unserer Unternehmen und das Ergebnis unserer Unternehmen auswirken. Das Portfolio ist natürlich ein Mix verschiedener Geschäftsmodelle. Manche mögen von Inflation profitieren oder darunter leiden. Aber wie gesagt, wir sind keine Makro Manager und werden auch nie Makro-Strategien formulieren. Auch wenn wir seit Jahren einen sehr konsistenten Investmentansatz verfolgen, entwickelt sich unser Research und unser Know How über die Zeit. Wir müssen flexibel bleiben und uns auch immer wieder auf neue Situationen einstellen. Wir bleiben unserer langjährig erfolgreichen Quality Growth Strategie in Emerging Markets treu, konzentrieren uns auf die einzelnen Unternehmen und orientieren uns nicht an der Benchmark."
e-fundresearch.com: "Vielen Dank für das Gespräch."
In den letzten 10 Jahren konnte der Magellan D den MSCI Emerging Markets Index um +7,62 Prozent p. a. übertreffen. Der Fonds erzielte in den letzen 10 Jahren eine Performance von +11,72 Prozent vs. +4,10 Prozent für den Index und lag über die Zeiträume von 1, 3 und 5 Jahren über diesem Vergleichsindex. Die obige Graphik zeigt die langfristige Kursentwicklung des Fonds in den letzten fünf Jahren.