e-fundresearch: Michael Hünseler, Sie sind Leiter der Abteilung Credits bei Deka und verantwortlich für den Deka Corporate Bond Fonds. Wie sieht der Investmentansatz Ihres Fonds aus? Und in welchen Marktlagen ist es grundsätzlich sinnvoll, in diese Asset-Klasse zu investieren?
Hünseler: Der Investmentprozess gliedert sich in mehrere Stufen. Von oben nach unten legen wir durch eine Rating- und Branchenallokation die äußeren Parameter des Fonds fest. Von der anderen Seite, also von unten nach oben, legen wir die Titel fest, wir entscheiden also, welche Anleihen und welche Emittenden wir im Fonds haben wollen.
Insgesamt entwickelt sich der Fonds dann besser als Staatsanleihen, wenn wenn die Unternehmen mehr Geld verdienen und wenn die Konjunktur ansteigt. Auch profitieren Unternehmensanleihen in der Regel von festen Aktienkursen. Anders herum haben wir in den vergangenen sechs Monaten gesehen, dass sich die Unternehmensanleihen wegen der Konjunkturflaute insgesamt schwächer entwickelt haben als der Zinsmarkt.
e-fundresearch: Wie sieht im Moment die Asset Allocation ihres Fonds aus?
Hünseler: Es ist wichtig, die Asset Allocation von zwei Seiten zu beleuchten. Die eine Seite ist die Rating-Allokation. Hier sind wir in den schwächeren Rating-Klassen überinvestiert: bei den BBB-Titeln. Wir haben auch in den etwas besseren Klassen, bei den A-Titeln, noch Übergewichte.
Auf der Branchenseite sind die Index-Schwergewichte ganz klar die Telekommunikationsunternehmen. Dazu kommen die Automobilunternehmen. Hier halten wir nennenswerte Gewichte. Das gilt auch für Banken und andere Bereiche, die sich im Vergleich zu Telekom-Titeln als deutlich kursstabiler herausgestellt haben. Zum Beispiel Versorger oder Einzelhandelswerte.
e-fundresearch: Was ist der Grund dafür, dass Sie beim Rating gerade in diesen Kategorien übergewichtet sind?
Hünseler: Im Augenblick lässt sich relativ deutlich zeigen, dass Unternehmensanleihen eine sehr, sehr attraktive Rendite aufweisen. Die Renditedifferenz zu risikolosen Staatsanleihen, zum Beispiel Anleihen des Bundes, ist auf historisch hohem Niveau. Das ist auch Ausdruck des Vertrauensschwundes der Anleger im Zusammenhang mit den jüngsten Bilanzskandalen, vor allem in Amerika, wo auch Unternehmensanleihen gelitten haben. Viele Unternehmen sind aber zu Unrecht unter die Räder gekommen. Das gibt uns Hoffnung, dass hier in Zukunft mit größeren Gewinnen zu rechnen ist.
e-fundresearch: Es heißt oft, dass die Rating-Agenturen dem Markt hinterherlaufen und Ratings zu spät ändern. Was denken Sie darüber? Raten Sie auch selbst oder wie erfolgt Ihre Auswahl?
Hünseler: Viele Kapitalanlagegesellschaften, die sich dem Thema Corporate Bonds widmen, haben eine eigene Bonitätsanalyse implementiert. Wir haben uns mit dem System DISC, das steht für Deka Investment Scorecard Corporates, dieses Themas besonders intensiv angenommen. Damit bewerten wir Unternehmen auf ihre Bonität hin und erkennen auch das Risiko, dass Unternehmen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen könnten.
Insgesamt ist im Augenblick die Schuldenlast der Unternehmen überdurchschnittlich hoch. Das hängt mit den vergangenen Jahren zusammen. Für zahlreiche Unternehmen waren das fette Jahre. Sie haben hohe Erträge erwirtschaftet und daraufhin auch ihre Verschuldung ausgebaut. Von daher ist das Bonitätsrisiko heute größer. Rating-Agenturen haben in vielen Situationen nicht rechtzeitig reagiert. Das hat sich bei Einzelfällen wie WorldCom oder Enron gezeigt.
Auf der anderen Seite muss man sagen: Rating-Agenturen sind eine sehr sinnvolle Einrichtungen. Anleger werden sich immer an den Urteilen von Rating-Agenturen als unabhängigen Größen orientieren.
e-fundresearch: Was sind derzeit die größten Positionen im Fonds?
Hünseler: Wir halten hohe Gewichte in General Motors. Wir haben auch in British Telecom sehr stark investiert. Autos und Telekoms sind die beiden Index-Schwergewichte und hier haben wir analog dazu auch größere Positionen.
e-fundresearch: Derzeit leiden ja viele Unternehmen, gerade Telekomunternehmen, unter einer sehr hohen Verschuldung. Dazu haben wir eine schon lang andauernde Konjunkturschwäche. Was erwarten Sie für Unternehmensanleihen in den nächsten Monaten?
Hünseler: Wir erwarten für diese Asset-Klasse eine deutlich positivere Entwicklung als in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Das gründet sich auf der Einschätzung, dass wir insgesamt im Moment eine Übertreibung in der Marktphase haben, aber auch, dass sich Unternehmen besser entwickeln als das im Moment erwartet wird.
Wir denken auch, dass bestimmte Branchen, die überdurchschnittlich unter die Räder gekommen sind – dazu zählt sicher auch die Telekommunikationsbranche – möglicherweise zu Unrecht so stark abgestraft worden sind. Denn immer noch sind Telekommunikationsunternehmen auf stabilen Erträgen gebaut, und die oftmals nicht unkritische Verschuldungssituation werden die Unternehmen überwiegend sicher in den Griff bekommen.