Harald Wengust: Der neue Europa-Manager bei Griffin

Ein neues Gesicht bei Griffin Capital Management: Seit Mitte August gehört Harald Wengust zum Team der Londoner Fondsgesellschaft. Er ist für den neu aufgelegten Griffin European Opportunities Fund verantwortlich und hat nach dem Rausschmiss von Anko Beldsnijder auch dessen European Equity Fund übernommen. Gegenüber e-fundresearch erläutert Wengust seine Anlagestrategie und gibt einen Marktausblick. Managers |
e-fundresearch: Herr Wengust, Sie sind Mitte August zu Griffin gestoßen. Was hat Sie an dem Wechsel gereizt? Wengust: Ich kenne Griffin-Chef Jürgen Kirsch schon seit den Zeiten, als er noch bei Mercury arbeitete und ich bei der CAIB Investmentbank in London Head of Trading war. Damals haben wir schon festgestellt, dass wir ähnlich denken. Bei meinem Wechsel zu Griffin hat mich jetzt vor allem der neue Griffin European Opportunities Fund gereizt. Der Fonds wurde am 12. September aufgelegt. Demnächst wird er auch in Deutschland seine Zulassung erhalten. Bisher haben vor allem institutionelle Investoren Anteile gekauft. Und der Europa-Fonds kam kurzfristig als Aufgabe dazu. Mitte Oktober bekommt Griffin übrigens Verstärkung durch Verena Asboth. Sie und ich werden dann beide Fonds als Team managen.

e-fundresearch: Was ist das Besondere an dem neuen European Opportunies Fund?

Wengust: Ich bin überzeugt, dass Investoren nicht unbedingt eine Benchmark-Performance brauchen, sondern eine positive Performance selbst dann, wenn der Index Verlust macht. Der Fonds, der in europäische Aktien investiert, versucht deswegen, auch in schwachen Marktphasen Geld zu verdienen.

Mehr Einsatz von Derivaten

e-fundresearch: Wie wollen Sie das anstellen?

Wengust: Das geht vor allem durch den Einsatz von Derivaten. Ich habe zusätzlich auch die Möglichkeit, große Cash-Positionen zu halten. Der Fonds besteht aus drei Teilen. Erstens dem Trading-orientierten Teil, der kurzfristig ausgerichtet ist: von Intraday-Handel bis zu einer Zeitspanne von zwei Monaten. Dabei arbeite ich vor allem mit technischen Indikatoren und mit sehr engen Stoppkursen. Der zweite Teil des Fonds ist langfristiger orientiert. Hier investieren wir in Firmen, deren Management und Produkte wir gut kennen, und an deren Erfolg wir langfristig teilhaben wollen. Der dritte Teil besteht aus Derivaten: Futures und Optionen.

e-fundresearch: Was sind im Moment die Schwerpunkte des Fonds?

Wengust: Grundsätzlich sind Value-Werte derzeit interessanter als Growth-Titel. Ich bin mir nicht sicher, ob wir in nächster Zeit überhaupt viel Growth sehen werden. Was Branchen angeht, halten wir zum Beispiel Versorger für interessant. Wir haben auch eine positive Meinung zu Öltiteln. Denn unserer Meinung nach wird es noch eine ganze Weile dauern, bis das Irak-Problem einer Lösung näher kommt. Und so lange werden die Öltitel durchaus attraktiv bleiben.

e-fundresearch: Ihr Vorgänger Anko Beldsnijder hat den European Equity Fund erfolgreich gemanagt. Noch im August hat er eine Outperformance geschafft. Treten Sie ein schwieriges Erbe an?

Wengust: Ich war zuvor bei Uniqa tätig, einer der größten Versicherungen in Österreich. Dort habe ich seit September 1999 einen Fonds gemanagt, der dem Griffin European Equity sehr ähnlich ist. Und ich habe es da auch in schwierigen Märkten geschafft, eine Outperformance zu erzielen.

Investmentstil wird sich im Großen und Ganzen nicht ändern

e-fundresearch: Was wollen Sie beim European Equity Fund anders machen als Ihr Vorgänger?

Wengust: Im Großen und Ganzen wird sich der Investmentstil nicht ändern. Ich schaue vor allem auf die Sektorenallokation. Im Moment konzentriere ich mich auf Unternehmen, die freien Cash Flow erzielen. Der Fonds wird weiter Index-nah gemanagt; der Tracking Error wird so niedrig bleiben wie bisher.

e-fundresearch: Also bleibt alles beim alten?

Wengust: Natürlich hat jeder Manager einen anderen Stil. Aber das Investmentziel bleibt gleich. Ich werde aber vermehrt Derivate einsetzen – das wurde bisher nicht getan. Dadurch kann der Fonds Zusatzerträge erzielen.

e-fundresearch: Wie schätzen Sie die derzeitige Marktlage in Europa ein?

Wengust: Im Moment ist der Markt sehr schwierig. Fundamentaldaten werden vom Markt nicht berücksichtigt, vor allem, weil es viele gezwungene Verkäufer gibt. Die verkaufen auch gute Titel. Die Marktgesetze sind damit zurzeit außer Kraft gesetzt. Deswegen auch die hohe Volatilität der Märkte.

e-fundresearch: Was tut ein Fondsmanager in einer solchen Situation?

Wengust: Wir versuchen, eng an der Benchmark zu bleiben und die Schwankungen auszunutzen. An schlechten Tagen positionieren wir uns und nehmen an guten Tagen die Gewinne mit. Oder wir nutzen die hohe Volatilität, um Optionen zu schreiben.

Performancedruck gibt es immer

e-fundresearch: Als Sie bei Griffin eingestiegen sind, hat Ihr neuer Chef Jürgen Kirsch Sie mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht. Ist der Erfolgsdruck groß?

Wengust: Performancedruck gab es immer schon und wird es auch in Zukunft geben. Aber ich lasse mir keinen übermäßigen Druck machen. Allerdings ändert sich durchaus einiges für mich. Denn in meinem vorherigen Job habe ich Versicherungsgeld verwaltet, keine Publikumsfonds. Bisher war ich damit nur meinem Vorstand gegenüber verantwortlich, jetzt sitze ich mit verschiedenen Investoren zusammen, und bekomme ganz unterschiedliche Feedbacks.


Zur Person: Harald Wengust, 32 Jahre alt, arbeitet seit zwölf Jahren in der Investmentbranche. Derivate sind sein Steckenpferd. Bevor er im August zu Griffin stieß, war Wengust Senior Portfolio Manager für Aktien bei Uniqa, einer der größten Versicherungen Österreichs. Zuvor arbeitete er als Head of Trading bei der CAIB Investmentbank in London.

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