Mónica Mastroberardino: Eine Frau mit Gespür für Renditen

Anfang 2002 nominierte die Zeitschrift FINANZEN Mónica Mastroberadino zur Fondsmanagerin des Jahres. Gewonnen hat sie zwar nicht. Aber Anleger dürften mit ihr zufrieden sein. Der Vontobel Eastern European Bond brachte ihnen seit drei Jahren eine Rendite von 44 Prozent. e-fundresearch sprach mit ihr über den Bondmarkt in Mittel- und Osteuropa. Managers |
e-fundresearch: 2001 war ein sehr erfolgreiches Jahr für den Vontobel Eastern European Bond. 2002 ist das noch nicht der Fall. Woran liegt das? Mastroberardino: Der große Unterschied liegt auf der Währungsseite. 2001 gab es Wechselkurgewinne. Dieses Jahr ist es viel schwieriger, weil der polnische Zloty gegenüber dem Euro abwertet. Das hat uns viel an Rendite gekostet. 2001 war ein Ausnahmejahr. Die Entwicklung auf der Währungsseite war übertrieben.

Je sicherer, desto besser

e-fundresearch: Warum beflügelt denn die Anleihenrally in USA und Westeuropa nicht den Bondmarkt in Mittel- und Osteuropa (MOE)?

Mastroberardino: In MOE war dieses Jahr klar, dass es nur in Polen Zinssenkungen geben würde. Ohne die Hoffnung auf Kursgewinne bleibt der Zustrom von Kapital aber aus. Denn als Ertrag bleibt nur der Kupon. Zusätzlich besteht das Risiko, dass eine Währung wie der Zloty um zehn Prozent steigt oder fällt. Die Unsicherheit unter den Anlegern ist derzeit aber so groß, dass sie lieber in Bundesanleihen oder US-Treasuries investieren. Je sicherer desto besser, lautet das Motto.

e-fundresearch: Was war dieses Jahr Ihr bestes Investment?

Mastroberardino: Am besten verdient haben wir mit tschechischen Kronen-Bonds. Sie haben im Durchschnitt einen Zuwachs von vierzehn Prozent in Euro gebracht. Leider haben wir davon nicht sehr viele Bonds im Fonds gehabt.

e-fundresearch: Warum?

Mastroberardino: Sie rentieren niedriger als Bundesanleihen.

e-fundresearch: Das müssen sie erklären?

Mastroberardino: Das passiert nicht, weil Tschechien so ein finanziell stabiles Land ist, sondern weil Versicherungen und Pensionskassen Obligationen kaufen müssen. Und die Nachfrage ist so stark, so dass die Renditen stark gefallen sind.

e-fundresearch: Und womit haben Sie in diesem Jahr am wenigsten verdient?

Mastroberardino: Am schlechtesten haben sich ungarischen Forint-Anleihen entwickelt. Denn Ungarn hat die Zinsen erhöht und das bedeutet Kursverluste.

Anlageschwerpunkt in Zloty-Anleihen

e-fundresearch: Wie sind Sie denn derzeit investiert?

Mastroberardino: In ungarischen Forint-Anleihen halten wir 22 Prozent, sechs Prozentpunkte weniger als die Benchmark. Den größten Anteil mit 55 Prozent machen Zloty-Papieren aus. Zudem bin ich in der Slowakei investiert. Die Bonds sind schon gut gelaufen, die Renditen sind aber höher als in Tschechien. Derzeit denke ich daran, den Anteil Ungarns zu Lasten von Tschechien zu erhöhen.

e-fundresearch: Warum investieren Sie nicht in weitere Länder in MOE?

Mastroberardino: Ich könnte zum Beispiel in Bulgarien investieren. Das Land hat aber ein schlechtes Rating und gleichzeitig niedrigere Zinsen als Mitteleuropa. Daher macht es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, dort zu investieren. Oder nehmen sie das Baltikum: Vor zwei Jahren hatte ich estnische Bonds. Aber der Markt ist sehr klein und die Zinsen sind inzwischen sehr tief. Die Frage lautet immer: kann die Rendite das Risiko bezahlen.

e-fundresearch: Wie sehen Sie die weiteren Chancen für den Bondmarkt in MOE?

Mastroberardino: Das Maximum für die nächsten drei Monate sehe ich bei zwei Prozent. Auf das ganze Jahr ist eine Rendite von 4,5 Prozent möglich, maximal sechs Prozent.

Die Wahrscheinlichkeit von einem Nein der Iren ist groß

e-fundresearch: Die Iren stimmen am 19. Oktober erneut über den Vertrag von Nizza ab. Droht bei einem Nein, das Ende der Konvergenzphantasie in MOE?

Mastroberardino: Die Wahrscheinlichkeit von einem Nein ist sehr groß. Der Markt hat das noch nicht eingepreist, sondern setzt auf die Zustimmung oder darauf, dass die EU-Kommission bei einem Nein schon eine Lösung finden wird.

e-fundresearch: Und was denken Sie?

Mastroberardino: Ich halte es auch für wahrscheinlich, dass die EU bei einem Nein einen Weg finden wird. Der Prozess der Osterweiterung dürfte sich dann verlängern. Ein Beitritt in 2004 wird nicht mehr möglich sein. Im schlimmsten Fall sehe ich 2006 als Beitrittsdatum.

e-fundresearch: Wie lange wird der Konvergenzprozess noch andauern?

Mastroberardino: Wenn man daran glaubt, dass Länder wie Polen, Ungarn und Tschechien in zwei Jahren den Beitritt zur EU schaffen und wiederum zwei Jahre später den Euro haben werden, wird das Renditeniveau bis dahin das Niveau von Westeuropa haben. Unwahrscheinlich ist das nicht. Zudem werden die Währungen langfristig aufwerten.

Konvergenz auch ohne EU-Beitritt

e-fundresearch: Und was ist, wenn dieses Szenario nicht eintrifft?

Mastroberardino: Falls der Beitritt sich verzögert, werden die Länder beim Reformprozess bleiben und sich höchstwahrscheinlich wie Mitglieder der EU verhalten. Nur mit dem Unterschied, dass sie keine Subventionen erhalten. Aber auch dann könnten die Länder in MOE in vier bis fünf Jahren das Zinsniveau Westeuropas erreichen. Ein Spread zu Bundesanleihen würde natürlich bestehen bleiben. Aber solange die Länder die Reformen weiterführen, wird es vermutlich eine Konvergenz auch ohne den Beitritt zur EU geben.

Zur Person: Mónica Mastroberardino wurde 1964 in der argentinischen Haupstadt Buenos Aires geboren und ist heute argentinisch/italienische Doppelbürgerin. Sie hat in Argentinien sowie am Kieler Institut für Weltwirtschaft studiert. Danach hat sie an der Universität Köln ihre Promotion über Kapitalflucht und die Glaubwürdigkeit der Wirtschaftspolitik in Argentinien verfasst. 1995 wechselte sie zu Credit Suisse. Seit Februar 1998 arbeitet sie für Vontobel Asset Management und ist dort die Spezialistin für Bondsfonds.

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