CL Latin American Equities: Optimistisch für Brasilien

Im September hat Patrice Lemonnier den Anlegern seines Fonds eine derzeit seltene Freude beschert: einen Wertzuwachs von sieben Prozent. Auch längerfristig agiert der Fondsmanager des Latin American Equities von Crédit Lyonnais recht erfolgreich: Er schafft es meist, seinen Index zu schlagen. Dafür setzt Lemonnier vor allem auf gründliche Länderanalysen. Managers |

e-fundresearch: Monsieur Lemonnier, was macht Lateinamerika für Sie interessant?

Lemonnier: Die Vorteile sind ähnlich wie in anderen Emerging Markets: Niedrige Bewertungen und solide Firmen, die sich den bisherigen Krisen sehr erfolgreich angepasst haben. Außerdem wurde Lateinamerika von Investoren bisher vernachlässigt; es gibt also noch viel Potenzial. Auch die politische Stabilisierung kann sich in den nächsten Jahren positiv auswirken.

Höheres Wachstum als in Industriestaaten

e-fundresearch: Inwiefern?

Lemonnier: Die meisten Regierungen haben sich in den letzten Jahren nicht ohne Erfolg bemüht, den Haushalt und die Außenwirtschaft in den Griff zu bekommen. In Brasilien kann Luiz Inácio da Silva, der voraussichtliche Sieger der Präsidentschaftswahlen, bald zeigen, dass es möglich ist, die Makroökonomie zu stabilisieren. All das wird in Zukunft Früchte tragen, für mehr Investitionen sorgen und das Wirtschaftswachstum fördern. Ich erwarte ein Wirtschaftswachstum, das deutlich über dem der Industriestaaten liegen wird.

e-fundresearch: Wie gehen Sie bei der Asset Allocation vor, um das Potenzial Lateinamerikas bestmöglich zu nutzen?

Lemonnier: Der erste Schritt ist die gründliche Länderanalyse, dann kommen die Analyse der Sektoren und das Stock Picking. Bei der Länderallokation hat mich in letzter Zeit doch überrascht, wie stark die Märkte auf da Silva reagiert haben.

Markt hat Fehler von Lula eingepreist

e-fundresearch: Nachdem der sozialistische Präsidentschaftskandidat da Silva, genannt Lula, den ersten Wahlgang in Brasilien gewonnen hatte, rutschten die Märkte noch einmal deutlich ins Minus. Ist so viel Pessimismus gerechtfertigt?

Lemonnier: Natürlich besteht Unsicherheit, ob Lula als Präsident nicht irgendwelchen Unsinn ausprobieren wird. Ich glaube das aber nicht. Er hat schon mehrmals angekündigt, dass er die Schulden zurückzahlen und für einen ausgeglichenen Haushalt sorgen will. Nur hat ihm der Markt das nicht geglaubt. Man erwartet, dass Lula Fehler macht – und das hat der Markt schon eine ganze Weile eingepreist.

e-fundresearch: Was macht Sie optimistischer als andere Marktteilnehmer?

Lemonnier: Ich denke, Lula hat keine  Wahl. Wenn er die Schulden nicht zurückzahlt, wird er Brasilien für Jahre in große wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen. Und das wird sich gegen ihn wenden. Er muss deswegen großes Interesse daran haben, wirtschaftliche Stabilität zu schaffen. Wenn er unvorhergesehene Ausgaben machen will, muss er mit dem Geld auskommen, das er hat – und zur Not eben andere Projekte streichen.

e-fundresearch: Was macht Brasilien für Sie zu einem interessanten Markt?

Lemonnier: Wenn man die großen Emerging Markets vergleicht, ist es der billigste Markt. Die Währung, der Real, ist sehr preiswert und es gibt einen Handelsbilanzüberschuss, der in den nächsten Monaten noch deutlich wachsen könnte. Die Unternehmen sind sehr niedrig bewertet und haben keine Schuldenprobleme.

Lemonnier will Brasilien übergewichten

e-fundresearch: Sie setzen also voll auf Brasilien?

Lemonnier: Ich bin optimistisch, ja. Deswegen habe ich Brasilien leicht übergewichtet. Allerdings noch nicht sehr stark, weil es bis zur Stichwahl am 27. Oktober eine große Volatilität am Markt geben wird. Insgesamt erwarte ich bis dahin einen geringen Anstieg der Märkte, danach eine kleine Baisse. Dann muss man darüber nachdenken, Brasilien stärker zu gewichten.

e-fundresearch: Auch Argentinien sei eine gute Investment-Idee, meinen manche Fondsmanager. Das Land werde 2003 damit beginnen, seine Schulden zurückzuzahlen. Was halten Sie davon?

Lemonnier: Das Problem in Argentinien besteht meiner Ansicht nach darin, dass viele Firmen Schulden haben, zum Beispiel die Unternehmen der Telekommunikations- und der Elektrizitätsbranche. Hinzu kommt, dass die Unternehmen wegen der schwierigen Wirtschaftslage nicht viel verdienen. Die soziale Situation ist katastrophal. Vielleicht entscheidet die Regierung tatsächlich, ab kommendem Jahr einen Teil ihrer Schulden zurückzuzahlen. Aber ich bin skeptisch. Die argentinische Regierung hat noch keine wirkliche Lösung für ihre Probleme gefunden. Ich neige dazu abzuwarten, bis sich die Lage in Brasilien stabilisiert. Das könnte sich auch auf Argentinien positiv auswirken.

Der mexikanische Peso ist überbewertet

e-fundresearch: Mexiko ist mit rund 47 Prozent ein Schwergewicht in Ihrem Portfolio. Was macht diesen Markt reizvoll?

Lemonnier: Zum einen die niedrigen Unternehmensbewertungen. Vor allem Bank- und Exportwerte sind interessant. Die Firmen haben keine Schuldenprobleme und gute Cash-Flows. Die politische Stabilität ist hoch, die Zinssätze sind stabil. Deswegen wird Mexiko allgemein als risikoarmer Markt betrachtet. Außerdem hat er im Vergleich zu anderen Märkten eine sehr gute Performance erzielt. Ein Problem ist allerdings, dass die Währung zu hoch bewertet ist. Da gibt es im Moment schrittweise Korrekturen. Ich halte deswegen derzeit eine neutrale Gewichtung in Mexiko.

 

Zur Person: Patrice Lemonnier, 39, ist seit 1994 für den Latin American Equities Fonds von Credit Lyonnais verantwortlich. Zuvor war der Absolvent der Pariser Ecole Supérieure de Commerce dort Rechnungsprüfer. Der Latin American Equities Fund investiert in lateinamerikanische Unternehmen mit mittlerer und hoher Marktkapitalisierung. Das Portfolio umfasst 80 bis 90 Titel.

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