Mohamed El-Erian: Pimco wettet auf Brasilien-Bonds

Pimco-Chef Bill Gross gilt als der König der Anleihen. Doch die US-Fondsgesellschaft hat noch mehr kluge Köpfe. Etwa Mohamed El-Erian. Er managt den Pimco Emerging Markets Bond Fund. Ein Fonds der US-Anlegern vorbehalten ist, doch El-Erians Expertise fließt auch in die Rentenfonds des DIT ein. E-fundresearch sprach mit ihm über die Märkte. Managers |

e-fundresearch: Alle Welt schaut derzeit auf Brasilien. Wie ist Ihre Einschätzung?

El-Erian: Die Präsidentschaftswahl und Unsicherheiten über die Kontinuität der Wirtschaftspolitik sorgen für eine enorm hohe Volatilität. Wenn Lula gewinnt – was wir erwarten – wird er sehr schnell signalisieren, weiter eine solide Fiskalpolitik machen und alle Schulden bezahlen zu wollen.

e-fundresearch: Welche Effekte wird das haben?

El-Erian: Das wird die Märkte nicht völlig beruhigen, weil Lula sich erst Glaubwürdigkeit verdienen muss. Und die hohe Volatilität wird ebenfalls nicht sofort zurückgehen, weil die hohe weltweite Risikoaversion wie eine dunkle Wolke über Brasilien schwebt.

e-fundresearch: Womit rechnen Sie also?

El-Erian: Ich glaube, dass Lula sehr schnell reagieren wird.

e-fundresearch: Wie schnell, binnen Monaten oder eher Wochen?

El-Erian: Innerhalb von Wochen. Lula ist jemand, der lange darauf gewartet hat, regieren zu dürfen. Er weiß, dass er das nicht kann, wenn ein Chaos entsteht. Deshalb hat er einen Anreiz, schnell zu reagieren.

e-fundresearch: Und warum sind die Märkte trotzdem nervös?

El-Erian: Der Markt hasst politische Unsicherheiten. Schauen Sie sich beispielsweise die Präsidentschaftswahl in Mexiko 2000 an. Vincente Fox kam aus dem politischen Nichts und wollte eine Partei schlagen, die seit Jahrzehnten an der Macht war. Die Marktreaktion war: „Wir wissen nicht, wer Fox ist“ – und Mexiko-Bonds wurden hart gestraft. Trotzdem hat sich Mexiko von einem BB- zu einem BBB-Rating hochgearbeitet, weil die Institutionen gehalten haben.

e-fundresearch: Können Sie das erläutern?

El-Erian: Erstens hat Mexiko eine sehr strenge Fiskalpolitik mit einem nahezu ausgeglichenen Haushalt. Zweitens hat das Land 46 Milliarden Dollar an internationalen Währungsreserven und kauft seine Schulden zurück. Und drittens ist die Glaubwürdigkeit der Zentralbank unglaublich hoch. Deshalb haben Mexiko-Bonds in diesem Jahr im Durchschnitt schon acht Prozent gebracht. Wir sind übergewichtet. Vor allem in den Papieren, die Mexiko zurückkaufen will.

e-fundresearch: Wie ist Ihr langfristiger Ausblick?

El-Erian: Mexiko muss eine Privatisierungs- und eine Pensionsreform umsetzen. Das wird die Bonds nicht heute beeinflussen, aber in drei bis fünf Jahren.

e-fundresearch: Straft der Markt auch Brasilien zu stark ab, ist das Land also ein Kauf?

El-Erian: Wir denken, dass Brasilien derzeit eine gute Investmentmöglichkeit ist, wenn man akzeptiert, dass der Markt sehr volatil bleiben wird.

e-fundresearch: Wieso laufen Emerging-Markets-Bonds in diesem Jahr schlechter als in 2001?

El-Erian: Das ist wie mit einem Glas, das halb voll oder halb leer aussieht. Die leere  Hälfte entspricht der Tatsache, dass der Wertzuwachs in diesem Jahr bisher bei null Prozent lag. 2001 waren es noch 28 Prozent. Die volle Hälfe entspricht der Tatsache, dass sich EM-Bonds im Vergleich zu allen anderen Kreditmärkten gut geschlagen haben.

e-fundresearch: Warum liegt der Zuwachs dennoch nur bei null Prozent?

El-Erian: Das liegt an Brasilien und der sehr hohen Risikoscheu, die zu Kapitalabflüssen aus den Emerging Markets führt. Es ist, als würde den Märkten der Sauerstoff entzogen werden. Und das trifft alle Schwellenländer. 2001 dagegen hing der Erfolg davon ab, ob man Argentinien-Bonds hatte oder nicht.

e-fundresearch: Wie beurteilen Sie Argentinien heute?

El-Erian: Argentinien ist immer noch ein klarer Verkauf. Anleihenbesitzer müssen mit ihren Forderungen hinter der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds anstehen. Wir glauben, dass Argentinien-Bonds selbst bei einem Kursniveau von 20 Prozent noch fallen können.

e-fundresearch: Warum erholt sich Argentinien nicht so wie Russland 1998?

El-Erian: Das Land ist von einer Wirtschafts- in eine Finanzkrise geraten und steckt jetzt in einer politischen Krise. Die Wahlen sind erst im März und bis dahin wird nichts passieren.

e-fundresearch: Was hat Russland-Bonds zu einem besseren Investment gemacht?

El-Erian: Erstens die niedrige Bewertung. Zweitens die Kombination aus schwachem Rubel und hohem Ölpreis. Und drittens, dass Putin die erste Generation von Reformen umsetzte, als er Präsident wurde. Das alles rechtfertigt, wo Russland heute steht.

e-fundresearch: Und wie geht es weiter?

El-Erian: Damit der Prozess weiterläuft, brauchen wir eine zweite Generation von Reformen. Zudem muss der Ölpreis hoch bleiben. Doch wenn Brasilien sich erholt, werden die Dollars, die jetzt in Russland stecken, nach Brasilien gehen. Deshalb haben wir – anders als viele Mitbewerber – nur eine neutrale Russland-Position.

e-fundresearch: Also werden auch Sie Ihr Geld von Russland nach Brasilien tragen?

El-Erian: Wir haben Brasilien übergewichtet. Das heißt, wir haben unsere Dollars dort schon investiert. Wir werden sehen, ob das klug war oder nicht.

Zur Person: Mohamed El-Erian studierte Ökonomie in Cambridge und erwarb in Oxford seinen Doktortitel. Es folgten 15 Jahre beim IWF, wo er sich mit der Schuldenproblematik der Schwellenländer befasste. Nach einer Station bei Salomon Smith Barney stieß er im Mai 1999 zu Pimco. Seither managt er den Pimco Emerging Markets Bond Fund.

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