Pang: Es geht immer um zwei Sachen: Unternehmen brauchen ein nachhaltiges Geschäftsmodell, und sie müssen schneller wachsen als der Markt und die Gesamtwirtschaft. Stimmen die Fundamentaldaten und ist die Aktie günstig bewertet, kaufen wir. Wir suchen also nach erfolgreichen Unternehmen, die langfristig über drei bis fünf Jahre hohe Erträge versprechen.
Die Analysten sind so wichtig wie die Fondsmanager
e-fundresearch: Wie setzen Sie das in der Praxis um?
Pang: Research ist die wichtigste Basis unserer Arbeit. Wir haben zehn Analysten in London. Die sind Partner dieses Investmentprozesses und ebenso wichtig wie die Fondsmanager. Das zeigt den Stellenwert, den wir ihnen beimessen. Sie haben jeweils 25 Aktien im Blick. Insgesamt beobachten wir so 250 Aktien.
e-fundresearch: Schauen sich die Analysten dabei nur Growth-Aktien an?
Pang: So würde ich das nicht sagen. Aber wir haben sicherlich Sektoren im Blick, die eine Growth-Tendenz haben und schneller wachsen als der Markt. Stahlaktien analysieren wir zum Beispiel nicht.
25 Titel machen 75 Prozent des Portfolios aus
e-fundresearch: Sie investieren aber nicht in 250, sondern nur in 35 bis 50 Titel. Wie funktioniert die Auslese auf dem Weg von der Watchlist zum Portfolio?
Pang: Zwanzig Prozent der 250 Werte stufen wir mit der Note eins ein. Das sind die besten Ideen unserer Analysten, die die besten Wachstumsaussichten bieten. Aus diesen 50 bis 70 Titeln suchen wir anschließend 25 Werte aus. Das sind unsere so genannten favorisierten 25 Titel, die rund 75 Prozent des Portfolios ausmachen.
e-fundresearch: Und woher kommen die restlichen 25 Prozent? Sind das Titel mit einer schlechteren Note?
Pang: Zu unseren 25 Top-Titeln stellen wir zehn weitere gute Werte. Die werden allerdings etwas geringer gewichtet. In unseren Portfolios sind aber keine Werte, die wir mit Note drei bewertet haben.
e-fundresearch: Welche Funktion üben Sie beim Investmentprozess aus?
Pang: Ich arbeite in New York und manage die globalen Portfolios, gehöre aber gleichzeitig mit zum Europa-Team.
e-fundresearch: Welchen Zweck erfüllt diese Aufgabenverteilung?
Pang: Ich weiß zum Beispiel genau, was Motorola macht. Und das hilft unserem Team, den europäischen Konkurrenten Nokia besser einschätzen zu können. Auf diese Weise vermeiden wir eine eurozentrische Sicht.
Team von Fondsmanagern entscheidet über Auswahl der Titel
e-fundresearch: Wie läuft der Kauf einer Aktie bei Ihnen konkret ab?
Pang: Wir sind fünf Fondsmanager mit je einer Stimme. Wir haben die gleiche Kern-Liste von in Frage kommenden Aktien und entscheiden als Team über die Auswahl der Titel. Nur die Gewichtung in den einzelnen Fonds ist unterschiedlich. Da sind wir flexibel. So halte ich vier Prozent an BBVA, ein anderer Fonds vielleicht nur zwei Prozent.
e-fundresearch: In den vergangenen zwei Jahren schnitten Value-Titel besser ab. Tat es Ihnen da nicht weh, ein Growth-Investor zu sein?
Pang: Ich bin ein Growth-Investor und glaube an die Wachstumsstory der Unternehmen, in die wir investieren. Aber ich sehe natürlich auch die Entwicklung des Marktes und achte darauf, dass wir uns vor zu großen Verlusten schützen.
e-fundresearch: Wie zum Beispiel?
Pang: Indem wir mit L’Oréal einen eigentlich defensiven Wert in den Top Ten des ACM European Growth haben, dessen Gewinne dennoch seit über zehn Jahren zweistellig wachsen.
e-fundresearch: Ein Wert allein dürfte aber noch nicht ausreichen, um Verluste zu begrenzen. Wo sind Sie noch in defensiven Wachstumstiteln investiert?
Pang: Am stärksten übergewichtet haben wir beispielsweise Konsumwerte. LVMH ist hier unsere größte Position. Louis Vuitton kann Spitzenpreise verlangen und hat in Japan trotzdem volle Läden. Wenn man das sieht, wird man im übrigen nicht darauf kommen, dass Japan in einer Rezession steckt. Und Moët & Hennessy läuft weiter gut wie bisher. Guter Champagner und guter Cognac werden eben geschätzt.
Pang: Qualität des Lebens heißt das Motto des nächsten Jahrzehnts
e-fundresearch: Woher rührt Ihre Vorliebe für Luxusgüter?
Pang: Luxusgüter sind derzeit gefragt. Schauen Sie beispielsweise auf die hohen Umsätze bei BMW oder Porsche. BMW zählt deshalb ebenfalls zu unseren Favoriten. Ich glaube, das Motto des nächsten Jahrzehnts heißt ‘Qualität des Lebens’. Die Leute werden bessere Autos kaufen oder ihre Häuser verschönern. Als Investor will ich davon profitieren.
e-fundresearch: Und wie ist Ihre Meinung zu klassischen Wachstumstiteln wie SAP? Ist das inzwischen nicht eine Value-Aktie?
Pang: SAP ist derzeit sicher nicht die idealtypische Wachstumsaktie. Aber das Unternehmen hat eine erfolgversprechende Produktpalette. Wir führen die Aktie deshalb in unseren Top 25.
Zur Person: Jimmy Pang (29) wurde 1973 in New York geboren und hat einen Abschluss in Ökonomie und Computerwissenschaften der Northwestern University. In der Investmentbranche arbeitet er seit acht Jahren: Nach zwei Jahren bei Donaldson, Lufkin & Jenrette ist er nun schon sechs Jahre bei ACM. In seiner Freizeit reist Jimmy Pang gerne, betreibt Kampfsport und ist in der Jugendarbeit tätig. Zudem entwickelt er Web-Sites.